König Ludwig I. von Bayern die technischen Künste
besonders gepflegt, eigene Anstalten für Porzellan-
manufaktur, Glasmalerei usw. gegründet hat. Aber
die Wurzeln, die der große König gelegt, konnten
keine Stämme und Blüten treiben, da nach seinem
Tod so vieles vergessen und verachtet wurde, wo-
für er warmes Interesse hatte. Da sieht man manche,
den Baedeker in der Hand, in den vatikanischen
Sammlun-
gen dreige-
stirnte Mo-
saiken be-
wundern,
und zu
Hause mit
der Akten-
mappe in
der Hand,
jeden Ver-
such hem-
men, eine
moderne
Mosaik-
und Glas-
malkunst
pflegen.
Und doch ist
die dekora-
tive Kraft
des Mosaiks
und derver-
wandten
Buntvergla-
sung schon
im grauen
Altertum
erkannt und
ausgenützt
worden. Es
ist uns freilich so gut wie nichts mehr erhalten. Aber
wir wissen aus dem Buche Esther, daß es «in der
Königsburg zu Susa ein mosaikartiges Steinpflaster
von Alabaster, weißem und gefleckten Marmor und
Perlmutterstein gab». Kurth erzählt in seinem Buch
«Die Mosaiken von Ravenna»: «Bei Heliopolis,
nördlich vom heutigen Kairo,ragte einstein seltsamer
Bau, ein Tempel, den Ramses III. errichtet hatte, und
dessen Wände völlig mit glasierten Tonreliefs be-
deckt waren. Noch heute besitzen wir einige
Trümmer, dieser sonst fast nur in Vorderasien ge-
übten Kunst, gefangene Neger, Asiaten, Rosetten,
Hieroglyphen, Fragmente vom Gespann des Pharao
usw. Was diese durch sehr naturalistische Formen
und feine Farbtöne ausgezeichneten Werke so
merkwürdig macht, ist der Umstand, daß verschie-
dene der farbigen Flächen durch das Einlegen be-
sonders geschnittener Glasstücke hergestellt sind,
eine Technik, die an das antike Mosaik erinnert».
Sind derlei Arbeiten auch selten, so brach die
Übung des Mosaiks in griechisch-römischer Zeit
mit aller Macht über Italien herein und zwar vom
Orient über die Griechen. In den Hellenen Sosos
und Pergamon hat ja auch die Mosaikkunst ihre be-
deutendsten Vertreter gefunden. Das Mosaik hat
im Gegen-
satz zu vie-
len anderen
Zweigen
der Kunst
und des
Kunstge-
werbes seine
Entstehung
nicht in reli-
giösen
Zwecken,
sondern ist
von Anfang
an dekora-
tive Profan-
kunst. Es
ging aus der
AuschsmüD
kung des
Fußbodens
mit Tep-
pichen her-
vor. Ur-
sprünglich
legte man
zunächst
nurgeomet-
rische Orna-
mente ein,
später aber
auch Figuren, die mit den Malereien zu wetteifern
suchten. DasMosaik ist also als Fußbodendekoration
entstanden und hat sich als solche zu unglaublicher
Verbreitung und Reife des Stils entwickelt. Daß es
nicht sofort an Wänden und Decken emporgestiegen
ist, rührt von der üppigen Verwendung der Wand-
malerei her, die eben in dem Fußbodenmosaik ihre
entsprechende Ergänzung bekam. Die Römer fanden
an dem Mosaik besonderen Gefallen. Nicht bloß,
daß es ein ausgezeichnetes Mittel der Dekoration
war, die Tatsache, daß der Mosaikschmuck, un-
verwüstlich ist, daß er allen Einwirkungen von
Feuchtigkeit und Witterung erfolgreich trotzt, hat
den Wert des Mosaiks in den Augen der stets
rechnenden Römer wesentlich erhöht. Die Technik
war sehr mühsam: auf eine am Boden aufgerissene
Zeichnung mußten die zahlreichen bunten Stifte auf-
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besonders gepflegt, eigene Anstalten für Porzellan-
manufaktur, Glasmalerei usw. gegründet hat. Aber
die Wurzeln, die der große König gelegt, konnten
keine Stämme und Blüten treiben, da nach seinem
Tod so vieles vergessen und verachtet wurde, wo-
für er warmes Interesse hatte. Da sieht man manche,
den Baedeker in der Hand, in den vatikanischen
Sammlun-
gen dreige-
stirnte Mo-
saiken be-
wundern,
und zu
Hause mit
der Akten-
mappe in
der Hand,
jeden Ver-
such hem-
men, eine
moderne
Mosaik-
und Glas-
malkunst
pflegen.
Und doch ist
die dekora-
tive Kraft
des Mosaiks
und derver-
wandten
Buntvergla-
sung schon
im grauen
Altertum
erkannt und
ausgenützt
worden. Es
ist uns freilich so gut wie nichts mehr erhalten. Aber
wir wissen aus dem Buche Esther, daß es «in der
Königsburg zu Susa ein mosaikartiges Steinpflaster
von Alabaster, weißem und gefleckten Marmor und
Perlmutterstein gab». Kurth erzählt in seinem Buch
«Die Mosaiken von Ravenna»: «Bei Heliopolis,
nördlich vom heutigen Kairo,ragte einstein seltsamer
Bau, ein Tempel, den Ramses III. errichtet hatte, und
dessen Wände völlig mit glasierten Tonreliefs be-
deckt waren. Noch heute besitzen wir einige
Trümmer, dieser sonst fast nur in Vorderasien ge-
übten Kunst, gefangene Neger, Asiaten, Rosetten,
Hieroglyphen, Fragmente vom Gespann des Pharao
usw. Was diese durch sehr naturalistische Formen
und feine Farbtöne ausgezeichneten Werke so
merkwürdig macht, ist der Umstand, daß verschie-
dene der farbigen Flächen durch das Einlegen be-
sonders geschnittener Glasstücke hergestellt sind,
eine Technik, die an das antike Mosaik erinnert».
Sind derlei Arbeiten auch selten, so brach die
Übung des Mosaiks in griechisch-römischer Zeit
mit aller Macht über Italien herein und zwar vom
Orient über die Griechen. In den Hellenen Sosos
und Pergamon hat ja auch die Mosaikkunst ihre be-
deutendsten Vertreter gefunden. Das Mosaik hat
im Gegen-
satz zu vie-
len anderen
Zweigen
der Kunst
und des
Kunstge-
werbes seine
Entstehung
nicht in reli-
giösen
Zwecken,
sondern ist
von Anfang
an dekora-
tive Profan-
kunst. Es
ging aus der
AuschsmüD
kung des
Fußbodens
mit Tep-
pichen her-
vor. Ur-
sprünglich
legte man
zunächst
nurgeomet-
rische Orna-
mente ein,
später aber
auch Figuren, die mit den Malereien zu wetteifern
suchten. DasMosaik ist also als Fußbodendekoration
entstanden und hat sich als solche zu unglaublicher
Verbreitung und Reife des Stils entwickelt. Daß es
nicht sofort an Wänden und Decken emporgestiegen
ist, rührt von der üppigen Verwendung der Wand-
malerei her, die eben in dem Fußbodenmosaik ihre
entsprechende Ergänzung bekam. Die Römer fanden
an dem Mosaik besonderen Gefallen. Nicht bloß,
daß es ein ausgezeichnetes Mittel der Dekoration
war, die Tatsache, daß der Mosaikschmuck, un-
verwüstlich ist, daß er allen Einwirkungen von
Feuchtigkeit und Witterung erfolgreich trotzt, hat
den Wert des Mosaiks in den Augen der stets
rechnenden Römer wesentlich erhöht. Die Technik
war sehr mühsam: auf eine am Boden aufgerissene
Zeichnung mußten die zahlreichen bunten Stifte auf-
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