Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI Artikel:
Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [7]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV, 7

DIE GARTENKUNST

121

Deutsche Gärten in Wort und Bild.

Die königlichen (Järten Oberbayerns in knnstgeschicht-
lieher und kritischer Beleuchtung
von W. Zimmermann,

weiland kgl. bayer. Hofgärten-Ingenieur,
bearbeitet und herausgegeben
von

J. Trip, Stadtgarten-Direktor in Hannover,
und

H. Schall, kgl. Hofgärten-Ingenieur in München.
(Fortsetzung.)
(Hierzu 2 Pläne.)

Nach zweijähriger Thätigkeil in Feldafing hatte der
junge Bffner, obgleich erst 26 Jahre alt, sieh in seinem
Fache so tüchtig erwiesen, dafs ihm bei weiteren Anlagen
auch die Entwürfe hierzu anvertraut wurden.

Zunächst galt es. die kahlen, schroff abfallenden Kies-
abhänge des linken Isarufers innerhalb der Stadt München
in gefällige Promenaden zu verwandeln. So entstanden
— nach Bffners Ideen — soweit der König nicht persönlich
eingriff:

die Maximiliansanlagen auf den Isaranhöhen und
am Gaste ig.*)

Die volle Würdigung des hier Geschaffenen ist der
jüngeren Generation, welche den einstigen Zustand nicht
kennt, nicht leicht. Ist schon im allgemeinen das Publikum,
auch der für Kunst sowohl als auch für Natur sich wärmer
interessierende Teil desselben, durch das schattenspendende
Grün eines einige Abwechslung bietenden Gartens zunächst
zufriedengestellt und nicht zu kritischer Beobachtung geneigt,
so ist eine Beurteilung des Wertes dieser Anlagen umso-
mehr erschwert, als neben den grofsen Vorzügen der
naturgemäßen Bepflanzungsart, auf die noch zurückzu-
kommen ist, der Schwerpunkt des Werkes unter dem
grünen Rasen, d. h. in der Gestaltung des Geländes
zu suchen ist.

Dafs Effner es nicht bei einer ihn nicht ganz befriedigen-
den Scenerie bewenden liefs, sondern den Terrainwurf
sogar wiederholt änderte, selbst wenn schon gröfsere
Bäume darauf gepflanzt waren, wird uns bei näherem
Bekanntwerden seiner gründlichen und unermüdlichen Bean-
lagung nicht wundernehmen können. In naturwahrer und
gefälliger Gestaltung fällt das einst von der Isar unter-
waschene Steilufer jetzt als abwechslungsvolles, bald ge-
schlossen, bald locker bewaldetes Gelände 15—18 m tief
zum rauschenden Gebirgsflufs resp. zu dessen Altwasser-
gebiete ab. Mannigfaltig gestaltete Vorhöhen schieben

*) Eine nähere Schilderung der Maximiliansanlagen nebst
den dazu gehörigen Plänen ist mit Genehmigung der königl.
Fideikommifsgärten-Verwaltung nach Fertigstellung der Neu-
anlagen geplant und wird deren Veröffentlichung dann in der
„Gartenkunst" erfolgen. Schall.
Die Gartenkunst.

sich verflachend vor steilere Partien, oder es drängen tief
ausgemuldete Einsenkungen den einstigen hohen Uferrand
weiter zurück.

Eine ganz besonders abwechslungsreiche Partie in
diesem Sinne mufste leider zerstört werden, als der neue,
imposante Übergang über die Isar aus dem Innern der
Stadt zu den Anlagenhöhen und den dahinterliegenden
Stadtteilen in den letzten Jahren durchgeführt wurde.
Hoffentlich wird man nicht Ursache haben, die hierdurch
herbeigeführte Änderung zu beklagen, sondern in der
symmetrisch angeordneten, mit Zuhilfenahme der Architektur
durchgeführten Garten-, Stralsen- und Treppenanlagen eine
neue Bereicherung der Promenaden finden.*)

Was nun Effners Pflanzmethode betrifft, so ist zunächst
die Gliederung der Gruppen hier zu erwähnen. Ks gab
eben für ihn zwischen dem besonders auf Plänen beliebten
völligen Zerstreuen und Auflösen der Massen in zahllose
Einzelstellungen und den schier bombenfesten Syringa-
Knäueln einen guten Mittelweg: einige Bäume ganz ver-
einzelt oder zu kleinen Trupps verbunden, oder auch einige
starke Sträucher, z. B. Crataegusarten oder den wegen
seiner lockern malerischen Tracht stets zu bevorzugenden
kleinblättrigen Flieder (Syringa chinensis) vor die Lisiere
gestellt, geben für Fern- wie Nahwirkung guten Effekt.
Die Schlagschatten auf dem Boden beleben das Farbenspiel
des Rasens, während sie auf die geschlossene Hintergrund-
pflanzung geworfen, dieser ein lebhaftes Relief verleihen,
auch treten die freien Stämme markant aus dem Grün
heraus. So gewinnt das Gesamtbild, während durch das
Zuviel der Einzelstellung ein Spielwerk entsteht, in dem
alles gleichsam in tanzende Bewegung gerät. Eine der-
artige Übertreibung wird, mit Sträuchern ausgeführt, ein
ungleich gröfseres Unheil anrichten, als wenn Bäume ver-
wendet würden.

Andererseits ist bezüglich der Zusammensetzung der
Gruppen ganz besonders hervorzuheben, dafs Effner die
grofsen Waldmassen stets aus unseren heimischen Wald-
bäumen, nicht mehr und nicht weniger gemischt, als es
die Natur eben selbst ausführt, zusammensetzte. Pflan-
zungen von greiser Ausdehnung zeigen den frisch grünen,
elegant ausladenden Baumschlag der Buchen. (Hallier sagt
treffend: „In dem l.andschaftsgarten ist die Buche der
wichtigste aller Bäume, nur die Eiche kommt an Wert ihr
gleich . . . Man thut am besten, durch den ganzen Park
einen dieser Bäume im Hochwald vorherrschen zu lassen".)

Vielfach eingesprengte Eichen, aber auch Ahornarten,
besonders der Mafsholder, ferner Ulmen, zu Gruppen

*) Hierzu Plan und Ansicht über das erste Projekt zum
architektonischen Endpunkt der Prinzregentenstrafse, welches
in der Ausführung vereinfacht wurde. Letzteres ist speziell
Zimmermanns Werk gewesen, und ist die geschickte Lösung
dieser Arbeit bereits im Vorworte erwähnt worden.

Die Herausgeber.
19
 
Annotationen