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Die Gartenkunst — 4.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0106

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IV, 5

DIE GARTENKUNST

99

rein objektiv, ohne Rücksicht auf die einzelnen Parteien abzu-
geben. Das Gericht schriebe ihm die Fragen genau vor und
lediglich diese hätte er zu beantworten. Bei den hiesigen
Landgerichten sei es Vorjahren gelungen, für die verschiedenen
Zweige der Gärtnerei besondere Fachleute als vor Gericht
vereidigte Sachverständige angestellt zu erhalten. Zu unter-
scheiden seien Sachverständige, die das Gericht berufe, und
Sachverständige, die von den Parteien vorgeschlagen werden.
Letztere würden nur als sachverständige Zeugen vernommen.
Nach Ansicht des Vortragenden könnte eine grofse Anzahl von
Prozessen verhütet werden, wenn den Arbeiten bei Herstellung
von Anlagen ein genau durchgearbeiteter und auf die Einzel-
heiten eingehender Kostenanschlag zu Grunde gelegt würde.
Bei den grofseu Firmen von Ruf käme hier, wie die Erfahrung
lehrte, äufserst selten die Anrufung des Gerichts vor.

In Bezug auf die vorzuschlagenden Geschäftsbedingungen
seien lokale Fragen vorwiegend und können daher diese nicht
als allgemein geltend aufgestellt werden. Der Gruppe Hamburg
sei zu empfehlen, beim zuständigen Landgericht in Hamburg
mit dem Ersuchen vorstellig zu werden, unter gleichzeitigem
Vorschlage, von drei Fachleuten einen dieser Herren als gericht-
lichen Sachverständigen vereidigen zu wollen.

Der Vorsitzende schliefst sich den Ausführungen des
Vorredners an und geht auf die Frage der Beurteilung des
künstlerischen Wertes der ausgeführten Anlagen, der leider
vom Gericht ganz aufser acht gelassen werde, näher ein. Fast
immer komme nur die rein-geschäftliche Seite, die Bewertung
der gelieferten Materialien, zum Austrag und dürfte es Sache
des Vereins sein, darauf hinzuwirken, dals in Zukunft auch
die Gesamtleistung unter Berücksichtigung ihres künstlerischen
Wertes bei der Rechtsprechung vom Gericht in Betracht
gezogen werde. Auf diese Weise würde es sich auch ermög-
lichen lassen, mehr und mehr das gärtnerische Pfuschertum
zu unterbinden. Eine Richtschnur für Sachverständige aufzu-
stellen dürfte zweckmäfsig sein bei der Feststellung des idealen
Wertes einer Gartenanlage, der naturgemäfs in Zahlen dar-
gethan werden müsse, um Anerkennung vor Gericht zu finden.

Nach Beendigung des anregenden Meinungsaustausches
legt Herr Comils-Schöneberg einige Proben von Planzeich-
nungen vor, bei welchen die Rasenflächen mittelst Spritzarbeit
hergestellt waren. Die Ausführung dieser Arbeit ist freilich
umständlich, aber äufsert sauber, und lassen sich hierdurch
wirksam die Bodenbewegungen zum Ausdruck bringen.
Der Vorsitzende Der Schriftführer

Fintelmann. Weifs.

Sitzungsbericht der Gruppe Hamburg vom 8. April
im Vereinslokal „Hackerbräu".
Der 1. Vorsitzende, Herr Koopmann, eröffnet 8Va Uhr
die Versammlung mit einer Begrüfsung der Anwesenden. Zu-
nächst erhält sodann Herr Ferber das Wort zu Punkt 1 der

Tagesordnung: „Über Anlage von Teichen und Seen". Redner
ging zunächst auf die Bedeutung des Wassers im allgemeinen
für die Landschaftsgärtnerei ein; derselbe warnte vor mangel-
haften Nachahmungen von Wasseranlagen und empfiehlt aus
diesem Grunde dringend das Studium der Natur. Das Spiegel-
bild des Wassers, so führte der Referent weiter aus, könne
bezüglich der Uferbepflanzung nicht abwechslungsreich genug
sein, jedoch, müsse eine Zerstreuung der Bepflanzung der Ufer
vermieden werden. Es wurde sodann vom Redner die Ufer-
und Inselbildung eingehend besprochen und auf die bei künst-
lichen Anlagen besonders ins Auge zu fassenden Punkte hin-
gewiesen. So z. B. darauf, dafs gleichmäfsige Wiederholungen
in den Windungen und Uferbildungen, sowie naturwidrige

Uferformen unbedingt zu vermeiden seien. Die Höhe des
Wasserstandes solle ca. 1 m bis 1,25 m betragen, da bei tieferem
Wasserstand das Wasser düster wirke. Bei Haltung von
Fischen in den künstlichen Teichen sei ein höchster Wasser-
stand von 1,25 m und ein niedrigster von 0.90 m inne zu halten,
da das WTasser dann für die Fische weder zu warm noch zu
kalt sei. Sodann liel's sich Redner eingehend über die prak-
tische Ausführung solcher künstlichen Teiche und besonders
über die verschiedenen Befestigungsarten der unter Wasser
liegenden Flächen aus, wie die nach dem S3'stem Monier
(Beton mit eingelegtem Drahtgeflecht), nach welchem sich
die Kosten der Befestigung auf 5 — 7 Mk. pro qm stellen würden;
auch die Befestigungsart mit Mörtel und Santorinerde, mit
Dachpappe, Bleiplatten etc. fand kurze Erwähnung. Zum
Schlufs wies Redner auf eine Methode zur Berechnung der
Wassermassen hin, welche zur Füllung eines Wasserbeckens
dienen sollten.

Nachdem Herr Koopmann dem Referenten den Dank der
Versammlung für seine interessanten und lehrreichen Aus-
führungen ausgesprochen hatte, schlofs sich hieran eine längere
Diskussion unter lebhafter Beteiligung der Anwesenden.

Nach nochmaliger Besprechung der Frage der gärtnerischen
Fortbildungsschule verliest der 1. Vorsitzende ein Schreiben
der Gruppe Rheinland und Westfalen, betreffend Beitragskosten
der Mitglieder der Gruppen, welches noch kurz besprochen
wurde. Schlufs der Versammlung lO1^ Uhr.

I. A. Der Schriftführer
Hestermann.

Bücherschau.

Erfolge der Kalidüngung im Obstbau von E. Lierke-
Leopoldshall. In dieser Broschüre werden weitere Versuche
mit Kalidüngung an Obstbäumen von dem bekannten Agrikultur-
Chemiker des Verkaufs-Syndikats der Kaliwerke Leopoldshall-
Stafsfurt bildlich und zahlenmäfsig dargestellt. Man ersieht
daraus, wie ungemein kräftig eine solche Düngung auf das
Wachstum und den Ertrag der verschiedensten Obstarten ein-
wirkt, und kann die interessante Broschüre, die auf Verlangen
vom Verkaufs-Syndikat den Interessenten gratis zugesandt
wird, allen, die den Obstbau intensiv zu betreiben wünschen,
angelegentlichst empfohlen werden. E. C.

Handbuch der Obstkultur von Nicolas Gau che r#
Dieses Buch, das jetzt in dritter Auflage bei Paul Parey-
Berlin in 20 Lieferungen ä 1 Mark erscheint, dürfte manchem
der geehrten Leser dieser Zeitschrift schon als vortreffliches
Obstbau-Werk bekannt geworden sein. Schon der Umstand,
dafs ein so umfangreiches Buch von etwa 1000 Seiten und
vielen hundert Abbildungen in wenigen Jahren eine neue
Auflage nötig maoht, dürfte einigermafsen für die Güte des-
selben Zeugnis ablegen. Wie die Verlagsbuchhandlung mitteilt,
wird die neue Auflage sich gegen die frühere noch dadurch
auszeichnen, dafs die Zahl der Abbildungen von 526 auf 609
gestiegen ist und 20 Lichtdruckabbildungen auf Tafeln ganz
neu beigefügt werden. Da uns zunächst die erste Lieferung
vorliegt, hoffen wir später noch auf das Werk zurückzukommen.

E. C.

Personal-Nachrichten.

Am Sonntag den 6. April nachmittags 8!/j Uhr verschied
sanft nach langen, schweren Leiden der herzoglich anhaltische
Garteninspektor a. D. Philipp Gielen, 1. Inspektor und
 
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