IV, 1
DIE GARTENKUNST
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den Bebauungsplan, Die Städtebau frage ist aber im Flufs,
und mit den Architekten arbeiten die Gartenkünstler an der
Gestaltung malerischer Städtebilder. Erst kürzlich wurde in
einer Konkurrenz für einen Stadterweiterungsplan der erste
Preis einem Gartenkünstler zuerkannt und zwar von namhaften
Architekten als Preisrichtern.
Ich gebe übrigens gerne zu, dafs die Gartenkünstler einen
viel mühsameren Weg gehen müssen, um sich umfassend in
ihrem Fache und in einschlägigen Gebieten auszubilden. Sie
kämpfen gerade jet/.t um die Erlangung einer Unterrichts-
anstalt L Hanges für die Gartenkunst. Da möchte ich den
Kreisen, welche sich für die Gartenkunst interessieren, zurufen:
Kommt und helft uns!
Ein Zusammenwirken von Architekt und Gartenkünstler
ist das einzig Natürliche. Gegenseitiges Verständnis wird auch
heute ähnliche Schöpfungen entstehen lassen, wie wir sie in
der italienischen Renaissance und dem Barock in Frankreich
bewundern. Es, kann aber nie et was dauernd Schönes ent-
stehen, wenn sich jemand, wer es auch sei, nur nebenher mit
der Gartenkunst abgiebt. Sie erfordert vielmehr ebenso ein
ganzes Leben wie jede andere Kunst. . . . . e.
V
Vereinsberichte.
Verein deutscher Garteukünstler.
Niederschrift der Sitzung vom 9. Dezember.
Nach Eröffnung der Sitzung duich den ersten Vorsitzenden,
Herin Stadtgarteninspektor Fintelmann, wird die Nieder-
schrift vom 11. November vorbehaltlich der von Herrn Königl.
Gartenbaudirektor Encke-Potsdam eingesandten und an anderer
Stelle hier wiedergegebenen Berichtigung genehmigt, ebenso die
satzungsgemäl'se Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder. Bei
der Erläuterung und Besprechung der verschiedenen Eingänge
zeigt der Vorsitzende u. a. einen im Humboldthain gefangenen,
ausgestopften Hamster (Cricetus frumentarius Pall.) vor und
weist auf dessen Schädlichkeit hin. Seitens des Schriftführers
wird hierauf die erfreuliche Mitteilung bekannt gegeben, dafs
sich wiederum zwei Gruppen und zwar eine Schlesien und die
andere die Provinz Sachsen umfassend, gebildet haben.
Nunmehr hält der Vorsitzende den angekündigten Vortrag
über 'Ich Jardin <l<-s plante« in Paris, der demnächst veröffent-
licht werden wird, und bespricht zunächst einleitend die ge-
schichtliche Entstehung des Gartens. Redner schildert dann
eingehend unter Vorlage eines Planes die als sehr zweckmäfsig
zu bezeichnende Einrichtung desselben und führt eine Reihe
seltener und sich durch ihre Stärke auszeichnender Bäume auf.
Den objektiven Schilderungen der Gesamtanlage folgten dann
die Mitteilung der Eindrücke, die der Vortragende von dem
Garten gelegentlich seines Besuches der Pariser Weltausstel-
lung gewonnen und ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer
Vergröfserung der gärtnerischen Kulturen und Sammlungen.
Die sehr interessanten Ausführungen schliefst der Vortragende
mit dem Wunsche, dafs der Garten bei der demnächst in Aus-
sicht genommenen Umgestaltung oder etwaigen Verlegung
erhalten und den Anforderungen der Neuzeit entsprechend
umgeändert werde. Auf Veranlassung des Schatzmeisters wird
dem Vortragenden seitens der Versammlung der übliche Dank
gezollt und hieran anschliel'send von Herrn Klar eine Be-
schreibung der Gewächshäuser, wie ie vor dreifsig .Jahren
waren, gegeben.
Herr Kohlmannslehner führt mehrere Beispiele von
Reklamen an, die seines Erachtens nach nur schädigend wirken
könnten, da sie dem Laien keine genügende Aufklärung gäben
lind ihn daher zu Trugschlüssen verleiteten, infolgedessen
bei diesem Laien eher eine Entfremdung als Begeisterung fin-
den Gartenbau erzielt würde. Zum Schlüsse wird dann noch
eine Notiz aus der Deutschen Bauzeitung verlesen, in der bei
Besprechung der Umgestaltung des Königsplatzes auch des
Verhältnisses zwischen Gartenkünstler und Architekten berührt
wird. Es war interessant, festzustellen, dafs der Ausgangs-
punkt von Angriffen gegen den Gartenkünstler und seine
Werke immer Anlagen wie z. B. der Königs- und Wilhelms-
platz sind, die einer früheren Zeit entstammen, wo ganz andere
Zustünde herrschten, die für die Ausführung mafsgebend
waren, heute aber nicht mehr zutreffend erscheinen.
Der erste Vorsitzende. Der erste Schriftführer.
Fintel m a n n. We i fs.
Berichtigung.
In der Niederschrift der Sitzung vom 14. Oktober 1D01 ist
eine von mir über die Verschönerungsvereine gethane Äufserung
nicht ganz sinngemäl's wiedergegeben worden. Ich habe darauf
hingewiesen, dafs da. wo ein Verschönerungsverein die Anlagen
einer Stadt in Pflege hat, nur allzu oft ein dilettantenhaftes
Arbeiten anzutreffen ist. Es wäre in diesen Fällen viel mehr
zu empfehlen, einen Gartenkünstler mit der Leitung der
städtischen Anlagen (nicht mit der Leitung des Vereins)
zu betrauen. Auf diesem laste denn auch eine ganz andere
Verantwortung, als auf den Mitgliedern eines Verschönerungs-
vereins, die, meist ohne gröfsere Gesichtspunkte einnehmen
zu können, jeder sein Stückchen Stadt mit seinen Verschöne-
rungen beglücke. Encke.
Bericht über die Entwürfe zu einer Gebühren-Ordnung
für die Honorarforderungen des Kartenkünstlers, «reiche
von der Kommission und von den einzelnen Sektionen
ausgearbeitet worden sind.
Erstattet im Auftrage der Elberfelder Hauptversammlung von
Kritz Encke-Wildpark.
Es handelt sich bei der Ilonorarfrage, wie sie auf der Haupt-
versammlung in Elberfeld aufgerollt worden ist, eigentlich nur
um den Kerichtder Kommission und einen im'Auftrage derSektion
Rheinland von Herrn Gartenarchitekten Eoemann-Düsseldorf
aufgestellten Entwurf. In der That hat aber auch die Sektion
Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Bremen einen Ent-
wurf zu der Gebühren-Ordnung ausgearbeitet. Dieser wurde
in der Versammlung nicht weiter vertreten; es sind Teile da-
von in die letzte Fassung des Kommissionsentwurfs gelangt
(so der Abschnitt von der Schätzung der Kosten); im übrigen
haben sich die Kommissionsmitglieder, welche jener Sektion
angehören, dem auf der Hauptversammlung vorgelegten Ent-
wurf angeschlossen. Trotzdem halte ich es für richtig, alle
drei Entwürfe zu besprechen, da auch der Hannoversche ein
abgerundetes Ganzes darstellt und die Ansicht einer grol'sen
und eifrigen Sektion wiedergiebt.
So verschieden die drei Entwürfe auf den ersten Blick zu
sein scheinen, so ähnlich sind sie sich im Grunde. Es sind
{^tatsächlich vielfach Verschiedenheiten in der Anordnung und
in den ja leicht veränderlichen Preissätzen, welche die ein-
zelnen Entwürfe trennen. In dem Nachfolgenden ist ver-
sucht, das Ahnliche in den Entwürfen heraus zu heben, um
dann um so klarer die auseinandergehenden Meinungen neben-
DIE GARTENKUNST
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den Bebauungsplan, Die Städtebau frage ist aber im Flufs,
und mit den Architekten arbeiten die Gartenkünstler an der
Gestaltung malerischer Städtebilder. Erst kürzlich wurde in
einer Konkurrenz für einen Stadterweiterungsplan der erste
Preis einem Gartenkünstler zuerkannt und zwar von namhaften
Architekten als Preisrichtern.
Ich gebe übrigens gerne zu, dafs die Gartenkünstler einen
viel mühsameren Weg gehen müssen, um sich umfassend in
ihrem Fache und in einschlägigen Gebieten auszubilden. Sie
kämpfen gerade jet/.t um die Erlangung einer Unterrichts-
anstalt L Hanges für die Gartenkunst. Da möchte ich den
Kreisen, welche sich für die Gartenkunst interessieren, zurufen:
Kommt und helft uns!
Ein Zusammenwirken von Architekt und Gartenkünstler
ist das einzig Natürliche. Gegenseitiges Verständnis wird auch
heute ähnliche Schöpfungen entstehen lassen, wie wir sie in
der italienischen Renaissance und dem Barock in Frankreich
bewundern. Es, kann aber nie et was dauernd Schönes ent-
stehen, wenn sich jemand, wer es auch sei, nur nebenher mit
der Gartenkunst abgiebt. Sie erfordert vielmehr ebenso ein
ganzes Leben wie jede andere Kunst. . . . . e.
V
Vereinsberichte.
Verein deutscher Garteukünstler.
Niederschrift der Sitzung vom 9. Dezember.
Nach Eröffnung der Sitzung duich den ersten Vorsitzenden,
Herin Stadtgarteninspektor Fintelmann, wird die Nieder-
schrift vom 11. November vorbehaltlich der von Herrn Königl.
Gartenbaudirektor Encke-Potsdam eingesandten und an anderer
Stelle hier wiedergegebenen Berichtigung genehmigt, ebenso die
satzungsgemäl'se Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder. Bei
der Erläuterung und Besprechung der verschiedenen Eingänge
zeigt der Vorsitzende u. a. einen im Humboldthain gefangenen,
ausgestopften Hamster (Cricetus frumentarius Pall.) vor und
weist auf dessen Schädlichkeit hin. Seitens des Schriftführers
wird hierauf die erfreuliche Mitteilung bekannt gegeben, dafs
sich wiederum zwei Gruppen und zwar eine Schlesien und die
andere die Provinz Sachsen umfassend, gebildet haben.
Nunmehr hält der Vorsitzende den angekündigten Vortrag
über 'Ich Jardin <l<-s plante« in Paris, der demnächst veröffent-
licht werden wird, und bespricht zunächst einleitend die ge-
schichtliche Entstehung des Gartens. Redner schildert dann
eingehend unter Vorlage eines Planes die als sehr zweckmäfsig
zu bezeichnende Einrichtung desselben und führt eine Reihe
seltener und sich durch ihre Stärke auszeichnender Bäume auf.
Den objektiven Schilderungen der Gesamtanlage folgten dann
die Mitteilung der Eindrücke, die der Vortragende von dem
Garten gelegentlich seines Besuches der Pariser Weltausstel-
lung gewonnen und ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer
Vergröfserung der gärtnerischen Kulturen und Sammlungen.
Die sehr interessanten Ausführungen schliefst der Vortragende
mit dem Wunsche, dafs der Garten bei der demnächst in Aus-
sicht genommenen Umgestaltung oder etwaigen Verlegung
erhalten und den Anforderungen der Neuzeit entsprechend
umgeändert werde. Auf Veranlassung des Schatzmeisters wird
dem Vortragenden seitens der Versammlung der übliche Dank
gezollt und hieran anschliel'send von Herrn Klar eine Be-
schreibung der Gewächshäuser, wie ie vor dreifsig .Jahren
waren, gegeben.
Herr Kohlmannslehner führt mehrere Beispiele von
Reklamen an, die seines Erachtens nach nur schädigend wirken
könnten, da sie dem Laien keine genügende Aufklärung gäben
lind ihn daher zu Trugschlüssen verleiteten, infolgedessen
bei diesem Laien eher eine Entfremdung als Begeisterung fin-
den Gartenbau erzielt würde. Zum Schlüsse wird dann noch
eine Notiz aus der Deutschen Bauzeitung verlesen, in der bei
Besprechung der Umgestaltung des Königsplatzes auch des
Verhältnisses zwischen Gartenkünstler und Architekten berührt
wird. Es war interessant, festzustellen, dafs der Ausgangs-
punkt von Angriffen gegen den Gartenkünstler und seine
Werke immer Anlagen wie z. B. der Königs- und Wilhelms-
platz sind, die einer früheren Zeit entstammen, wo ganz andere
Zustünde herrschten, die für die Ausführung mafsgebend
waren, heute aber nicht mehr zutreffend erscheinen.
Der erste Vorsitzende. Der erste Schriftführer.
Fintel m a n n. We i fs.
Berichtigung.
In der Niederschrift der Sitzung vom 14. Oktober 1D01 ist
eine von mir über die Verschönerungsvereine gethane Äufserung
nicht ganz sinngemäl's wiedergegeben worden. Ich habe darauf
hingewiesen, dafs da. wo ein Verschönerungsverein die Anlagen
einer Stadt in Pflege hat, nur allzu oft ein dilettantenhaftes
Arbeiten anzutreffen ist. Es wäre in diesen Fällen viel mehr
zu empfehlen, einen Gartenkünstler mit der Leitung der
städtischen Anlagen (nicht mit der Leitung des Vereins)
zu betrauen. Auf diesem laste denn auch eine ganz andere
Verantwortung, als auf den Mitgliedern eines Verschönerungs-
vereins, die, meist ohne gröfsere Gesichtspunkte einnehmen
zu können, jeder sein Stückchen Stadt mit seinen Verschöne-
rungen beglücke. Encke.
Bericht über die Entwürfe zu einer Gebühren-Ordnung
für die Honorarforderungen des Kartenkünstlers, «reiche
von der Kommission und von den einzelnen Sektionen
ausgearbeitet worden sind.
Erstattet im Auftrage der Elberfelder Hauptversammlung von
Kritz Encke-Wildpark.
Es handelt sich bei der Ilonorarfrage, wie sie auf der Haupt-
versammlung in Elberfeld aufgerollt worden ist, eigentlich nur
um den Kerichtder Kommission und einen im'Auftrage derSektion
Rheinland von Herrn Gartenarchitekten Eoemann-Düsseldorf
aufgestellten Entwurf. In der That hat aber auch die Sektion
Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Bremen einen Ent-
wurf zu der Gebühren-Ordnung ausgearbeitet. Dieser wurde
in der Versammlung nicht weiter vertreten; es sind Teile da-
von in die letzte Fassung des Kommissionsentwurfs gelangt
(so der Abschnitt von der Schätzung der Kosten); im übrigen
haben sich die Kommissionsmitglieder, welche jener Sektion
angehören, dem auf der Hauptversammlung vorgelegten Ent-
wurf angeschlossen. Trotzdem halte ich es für richtig, alle
drei Entwürfe zu besprechen, da auch der Hannoversche ein
abgerundetes Ganzes darstellt und die Ansicht einer grol'sen
und eifrigen Sektion wiedergiebt.
So verschieden die drei Entwürfe auf den ersten Blick zu
sein scheinen, so ähnlich sind sie sich im Grunde. Es sind
{^tatsächlich vielfach Verschiedenheiten in der Anordnung und
in den ja leicht veränderlichen Preissätzen, welche die ein-
zelnen Entwürfe trennen. In dem Nachfolgenden ist ver-
sucht, das Ahnliche in den Entwürfen heraus zu heben, um
dann um so klarer die auseinandergehenden Meinungen neben-