Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI article:
Zwei mit dem 1. Preise ausgezeichnete Friedhofs-Entwürfe von Ernst Finken: Landschaftsgärtner zu Köln a/Rh$nElektronische Ressource
DOI article:
Diekmann, H.: Beschreibung der dendrologischen Abteilung im Humboldthain zu Berlin
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0113

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
106

DIE GARTENKUNST

und Anordnung der Grabfelder gewissermafsen bedingt,
nichtsdestoweniger wurde aber bei der ganzen Einteilung
auf richtige Verhältnisse und eine einheitliche Gesanil-
wirkung Wert gelegt.

Von der Hauptzufahrtsstrafse aus gelangt man vor dem
Eingange des Friedhofes auf einen geräumigen Vorplatz,
von dem aus das Verwaltungsgebäude direkt zugänglich
ist. An dieses schliefst sich innerhalb des Friedhofes die
bequem zu erreichende Leichenhalle an. Ist man durch
das architektonisch sich an das Verwaltungsgebäude an-
schliefsende Thor eingetreten, so kommt man gleich vorn
auf einen mit Blütensträuchern und Blumen geschmückten
Platz, von dem die führenden Wege nach drei Richtungen
hin ausgehen.

Der direkt sich fortsetzende 6V2 m breite Fahrweg
zieht sich ziemlich der gleichen Terrainwelle folgend,
mitten durch die Anlage an der Kapelle vorbei, wendet
sich dann um das Plateau herum bis zur höchsten Stelle
des Geländes, wo das Hochkreuz vorgesehen ist, teilt sich
hier, führt zu beiden Seiten des etwa in der Mitte des
Friedhofes angebrachten Rasenstückes hinab und endet in
einem halbrunden Platze vor der Kapelle. Unterhall) dieses
Platzes ist eine geeignete Verbindung mit dem tiefer
liegenden Terrain hergestellt. Die beiden andern vom
Schmuckplatze am Eingange abzweigenden 5 m breiten
Fahrwege erschliefsen in ziemlich gleichmäfsiger Entfernung
vom Mittelwege, der eine nach oben führend am Hoch-
kreuz vorbei, der andere nach unten gehend, das übrige
Gelände. Neben diesen Hauptwegen durchziehen zweck-
mäfsig angeordnete schmalere Wege an passenden Stellen
das Terrain, welche teilweise durch regelmäfsige Partien
führen.

Innerhalb der Umfriedigung ist das Ganze durch eine
Randpflanzung von Bäumen, Gehölzen und Coniferen in
fester Verbindung eingeschlossen. Mit Rücksicht auf eine
effektvolle landschaftliche Wirkung ist von Alleepflanzung
im allgemeinen längs der Wege Abstand genommen und
hierfür eine zwanglose hainartige, der bewaldeten bergigen
Umgebung angepafste Gruppierung von Bäumen vorgesehen.
Eine Ausnahme hiervon machen nur die regelmäfsige
Mittelpartie und der Schmuckplatz am Eingange. Sämt-
liche gröfseren Begräbnisflächen sind nach den Wegen zu
mit breiten Gehölzpflanzungen eingefafst, welche gleich-
zeitig einen Hintergrund für die längs der Wege ange-
ordneten Kaufgräber bilden. Hierdurch ist dem Auge der
Blick auf die grofsen Grabflächen entrückt. Auch die
Familiengruften sind von drei Seiten von Pflanzung ein-
geschlossen. Die mit der Randpflanzung der Grabfelder
in Verbindung stehenden gröfseren Pflanzungspartien sollen
den parkartigen Charakter der Gesamtanlage wesentlich
erhöhen. Der vorhandene Busch- und Baumbestand soll
soweit als möglich erhalten bleiben und auch auf den Be-
gräbnisfeldern nur nach Bedarf abgeräumt werden. Auf
der Zeichnung wurde zur bessern Übersicht der Einteilung
der jetzige Gehölzbestand nicht angedeutet.

Die Anordnung der Familiengräber und Grüften in den
Hauptpartien, die Lage der Kaufgräber längs der Haupt-
und Seitenwege, sowie die Verteilung der allgemeinen

Grabflächen ist aus dem Plan in leichter Weise ersichtlich.
Für Kindergräber ist ein Teil des Friedhofes in besonderer
Weise ausgebildet und zwar dermafsen, dafs er bei der
Vorliebe, Kindergräber mit Rosen zu bepflanzen, leicht den
Eindruck eines Rosengartens hervorrufen könnte.

Um die Begräbnisfelder nicht zu verkleinern, ist eine
Friedhofsgärtnerei nicht vorgesehen, weil sie nicht verlangt
wurde. Sollte später eine solche nötig sein, so würde am
besten in der Nachbarschaft ein passendes Stück Land
pacht- oder kaufweise erworben. Anderenfalls würde sie
auf dem Friedhofe selbst unter Weglassung der Einteilung
einzelner Eicken leicht anzubringen sein.

Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.

Beschreibung der dendrologischen Abteilung
im Huniboldthain zu Berlin.

Von H. Diekmann, Charlottenburg.

Wie die botanische, so bietet auch die dendrologische
Abteilung des Humboldthains den Schulkindern, Lehrern
und anderen Interessenten reichlich Gelegenheit, die ver-
schiedensten in Europa und in den anderen Erdteilen
heimischen Gehölze kennen zu lernen.

Bei der Anlage des Humboldthains wurde zunächst
darauf Bedacht genommen, möglichst schnell einen schattigen
Baumbestand heranzuziehen; es mufsten deshalb schnell-
wachsende Gehölze verwendet werden.

Der Bestimmung des Humboldthains entsprechend, auch
wissenschaftlichen Zwecken zu dienen, mufsten in dieser
Anlage möglichst sogleich Vertreter der Pflanzenwelt aus
allen Erdteilen Verwendung finden und kam es hierbei
hauptsächlich zunächst darauf an, die Anpflanzungen längs
der Wege und auf den von diesen eingeschlossenen Rasen-
flächen gesondert nach Erdteilen, nicht — wie in der
botanischen Abteilung '— nach Familien vorzunehmen.
Demgemäfs wurden die Gehölze in ihrer neu geschaffenen
Heimat gleich, soweit thunlich. heimatlich geordnet ange-
pflanzt, dabei jedoch auch darauf Rücksicht genommen,
dafs die Erfordernisse bezüglich des landschaftlichen Ge-
samteindruckes der Anlage Beachtung fanden. Nunmehr,
nachdem die Gehölzpartien sich zu einem dicht geschlossenen
Ganzen vereinigt haben, ist damit begonnen worden, die
zu den einzelnen Erdteil-Gruppen nicht gehörigen, seiner
Zeit zum Aufbau der Gruppen aber mit verwendeten Ge-
hölze wieder zu entfernen, um so allmählich dahin zu ge-
langen, dafs die Gehölze vollständig nach ihrer Heimat ge-
ordnet angepflanzt sind. Aufserdem wird darauf Bedacht
genommen, dafs das landschaftliche Bild ein natürliches
bleibt Zugleich wird dadurch erreicht, dafs den an der
ursprünglichen Pflanzstelle belassenen Gehölzen besseres
Gedeihen durch Lichtgewinn und Luft ermöglicht und den
Wurzeln mehr Nahrung geschahen wird, so dafs der natür-
liche, charakteristische Wuchs der Gehölze sich unbehin-
dert entwickeln kann. Ferner werden alljährlich im Früh-
 
Annotationen