DIE GARTENKUNST
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arbeiten, solche Formen hätte schatten können. Wegzüge,
Wasserläufe, Anordnung von Wiesen und Wald ist reines
Sckellsches Eigentum. Graf Rumford kann nur die Ober-
leitung der Ausführung besessen haben, wie später Baron
Werneck bis zur Versetzung Sckells nach München. Dafs
Graf Rumford nicht selbstschöpferisch als Gartenkünstler
thätig war, dagegen Sckell begünstigte, dafür spricht auch
eine andere Notiz im Lebensabrifs, nach welcher Sckell
1789 den Auftrag erhielt, den Plan zu einem Militär-Garten
bei Mannheim, der vom Grafen von Rumford vorgeschlagen
war, zu fertigen.
Vor wenigen Jahren wurden von der Vereinigung
ehemaliger Schüler der Gältnerlehranstalt zu Potsdam zwei
verkleinerte Wiedergaben von Originalplänen des Englischen
Gartens für die Mitglieder gefertigt. Diese haben vieles
mit den Plänen in Xu. 1 der Gartenkunst gemein und sind
geeignet, einige Klarheit über die zeitliche Entwickelung
des Gartens zu bringen. Der ältere Plan hat die Auf-
schrift :
„Dieser Plan, worin alle zweckmäfsigen Gegenstände
mit möglichster Genauigkeit angezeigt sind, wurde geo-
metrisch aufgenommen und gezeichnet durch Karl Ludwig
von Pigenot, Churfürstlicher Hauptmann und Ingenieur
bei der Wasser- und Strafsenbau-Inspection zu Straubing
1808."
Der Plan entspricht ziemlich genau dem 1804 datierten
Plane in der „Gartenkunst."
Der jüngere Plan trägt die Aufschrift: „vermessen von
C. Effner, gezeichnet von J. H. v. Seil, gravirt von L.
Emmert 1830." Dieser ist inhaltlich, soweit der Umfang
der Anlagen in Betracht kommt, mit dem 1807 datierten
Plane in der „Gartenkunst" übereinstimmend. Letzterer ist
mit gröfserem künstlerischen Verständnis und in gewandterer
Darstellungsweise gefertigt. Der Plan von 1830 ist derber
dargestellt. Beim Durchlaufen der Hände verschiedener
Zeichner scheinen sich manche Motive etwas verwischt zu
haben. Durch die Verkleinerung, welche der Plan von 1807
in der „Gartenkunst" bei der Wiedergabe erfahren, sind
viele Einzelheiten nicht klar zu erkennen; er stellt jedenfalls
den Sckellschen Entwurf für die Vollendung der Anlage
dar. während in der Aufnahme von 1830 die wirkliche
Durchführung zu sehen ist. Die Jahreszahl 1807 giebt
daher wohl die Entstehung des Plans, nicht aber die Zeit
der Ausführung an, wie aus der Unterschrift geschlossen
werden könnte.
Entgegen der Auffassung in der Zimmermannschen
Darstellung können wir aus den 4 Plänen folgendes
schliefsen: Die Anlage des „Englischen Gartens" hat sich
über einen gröfseren Zeitraum erstreckt. Die Wegezüge
und Wasserläufe wurden vor Sckells Versetzung nach
München nach seinen Plänen fast völlig fertig gestellt.
Dagegen ist an der Durchführung der Gehölzzüge noch
lange Zeit gearbeitet worden, wie auch einige andere
Änderungen, so die Erweiterung des Kleinhesseloher Sees
im Nordosten, vorgenommen wurden. Die allmähliche
Ausführung der Anpflanzungen ist sehr verständlich, wenn
die grofse Ausdehnung der Flächen und die Notwendigkeit,
das ganze Gehölz-Material selbst heranzuziehen, in Betracht
Die Gartenkunst.
genommen wird. Den früheren Anpflanzungen wird fort-
dauernd das Material zur weiteren Ausbildung mit-
entnommen sein, wie auch andere Anzuchtsstätten mitzu-
liefern hatten.
Der Plan von 1804 zeigt den Zustand des Gartens zur
Zeit der Versetzung Sckells von Schwetzingen nachMünchen.
Aus dem Plan von 1808 erkennen wir ein kleines Weiter-
schreiten seit 1804 hauptsächlich in den Anpflanzungen.
Der Plan von 1830 giebt uns die fertigen Anlagen, an
welchen noch lange nach 1808 (Zimmermann giebt als
Endtermin 1820 an) unter den Augen des Meisters ge-
arbeitet wurde. Man sieht aus demselben, dafs der Ent-
wurf von 1807 nahezu vollständig zur Ausführung gelangt
ist. Dieser Sckellsche Originalentwurf ist für die Geschichte
des (iartens von aufserordentlicher Bedeutung. Trotz der
durch die Verkleinerung abgeschwächten Wiedergabe läfst
er doch die Auffassung erkennen, welche Sckell bei der
Ausbildung der letzten Züge leitete. Aus ihm können
Schlüsse auf die Weiterentwickelung des Künstlers seit
1789 abgeleitet werden.
Dafs der „Englische Garten" zu München das ureigne
Werk Sckells ist. dafs er nach seinen Plänen begonnen
und unter seinen Augen vollendet, darf nicht in Vergessen-
heit geraten. Ist er doch von allen seinen Werken das
am besten erhaltene, aus dem wir noch heute die grofsen
und klaren Züge seiner Arbeitsweise erkennen. Es mufs
dankbar hervorgehoben werden, dafs die königl. bayerische
Verwaltung verständnisvoll den Sckellschen Geist bei der
Pflege erhalten und vermieden hat, durch moderne Zu-
thaten im kleinen die ursprüngliche Gröfse der Auffassung
herabzusetzen. G. Schoch, Magdeburg.
Ausstellungsberichte.
Die Gartenkunst auf der Düsseldorfer Industrie- und
Kunstausstellung.*)
I.
(Hierzu 6 Abbildungen.)
Das löhliche Bestreben, Industrie und Kunst friedlich
nebeneinander wetteifern zu lassen, war ein glücklicher
Gedanke. Glücklich wegen der Wechselwirkung, glücklich
auch wegen des wahrscheinlichen materiellen Erfolges der
Künstler.
Daher ist es mit grofser Freude zu begrüfsen. dafs
auch die Gartenkunst nicht hinter ihren Mitschwestern
zurückgeblieben ist. Sie ist in einer Form auf den Plan
getreten, die sich unbedingt die Anerkennung aller urteils-
fähigen Besucher erwerben wird: nicht, als Anhängsel der
Baukunst in den unwirksamen oberen Räumen des Kunst-
ausstellungspalastes, wie man den Ausstellern ursprünglich
*) Unsere in der vorigen Nummer gebrachte Notiz be-
treffend die Preisrichter berichtigen wir dahingehend, dafs
nicht Prof. Uhde, sondern der Maler Prof. Veder als solcher
gewählt wurde.
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arbeiten, solche Formen hätte schatten können. Wegzüge,
Wasserläufe, Anordnung von Wiesen und Wald ist reines
Sckellsches Eigentum. Graf Rumford kann nur die Ober-
leitung der Ausführung besessen haben, wie später Baron
Werneck bis zur Versetzung Sckells nach München. Dafs
Graf Rumford nicht selbstschöpferisch als Gartenkünstler
thätig war, dagegen Sckell begünstigte, dafür spricht auch
eine andere Notiz im Lebensabrifs, nach welcher Sckell
1789 den Auftrag erhielt, den Plan zu einem Militär-Garten
bei Mannheim, der vom Grafen von Rumford vorgeschlagen
war, zu fertigen.
Vor wenigen Jahren wurden von der Vereinigung
ehemaliger Schüler der Gältnerlehranstalt zu Potsdam zwei
verkleinerte Wiedergaben von Originalplänen des Englischen
Gartens für die Mitglieder gefertigt. Diese haben vieles
mit den Plänen in Xu. 1 der Gartenkunst gemein und sind
geeignet, einige Klarheit über die zeitliche Entwickelung
des Gartens zu bringen. Der ältere Plan hat die Auf-
schrift :
„Dieser Plan, worin alle zweckmäfsigen Gegenstände
mit möglichster Genauigkeit angezeigt sind, wurde geo-
metrisch aufgenommen und gezeichnet durch Karl Ludwig
von Pigenot, Churfürstlicher Hauptmann und Ingenieur
bei der Wasser- und Strafsenbau-Inspection zu Straubing
1808."
Der Plan entspricht ziemlich genau dem 1804 datierten
Plane in der „Gartenkunst."
Der jüngere Plan trägt die Aufschrift: „vermessen von
C. Effner, gezeichnet von J. H. v. Seil, gravirt von L.
Emmert 1830." Dieser ist inhaltlich, soweit der Umfang
der Anlagen in Betracht kommt, mit dem 1807 datierten
Plane in der „Gartenkunst" übereinstimmend. Letzterer ist
mit gröfserem künstlerischen Verständnis und in gewandterer
Darstellungsweise gefertigt. Der Plan von 1830 ist derber
dargestellt. Beim Durchlaufen der Hände verschiedener
Zeichner scheinen sich manche Motive etwas verwischt zu
haben. Durch die Verkleinerung, welche der Plan von 1807
in der „Gartenkunst" bei der Wiedergabe erfahren, sind
viele Einzelheiten nicht klar zu erkennen; er stellt jedenfalls
den Sckellschen Entwurf für die Vollendung der Anlage
dar. während in der Aufnahme von 1830 die wirkliche
Durchführung zu sehen ist. Die Jahreszahl 1807 giebt
daher wohl die Entstehung des Plans, nicht aber die Zeit
der Ausführung an, wie aus der Unterschrift geschlossen
werden könnte.
Entgegen der Auffassung in der Zimmermannschen
Darstellung können wir aus den 4 Plänen folgendes
schliefsen: Die Anlage des „Englischen Gartens" hat sich
über einen gröfseren Zeitraum erstreckt. Die Wegezüge
und Wasserläufe wurden vor Sckells Versetzung nach
München nach seinen Plänen fast völlig fertig gestellt.
Dagegen ist an der Durchführung der Gehölzzüge noch
lange Zeit gearbeitet worden, wie auch einige andere
Änderungen, so die Erweiterung des Kleinhesseloher Sees
im Nordosten, vorgenommen wurden. Die allmähliche
Ausführung der Anpflanzungen ist sehr verständlich, wenn
die grofse Ausdehnung der Flächen und die Notwendigkeit,
das ganze Gehölz-Material selbst heranzuziehen, in Betracht
Die Gartenkunst.
genommen wird. Den früheren Anpflanzungen wird fort-
dauernd das Material zur weiteren Ausbildung mit-
entnommen sein, wie auch andere Anzuchtsstätten mitzu-
liefern hatten.
Der Plan von 1804 zeigt den Zustand des Gartens zur
Zeit der Versetzung Sckells von Schwetzingen nachMünchen.
Aus dem Plan von 1808 erkennen wir ein kleines Weiter-
schreiten seit 1804 hauptsächlich in den Anpflanzungen.
Der Plan von 1830 giebt uns die fertigen Anlagen, an
welchen noch lange nach 1808 (Zimmermann giebt als
Endtermin 1820 an) unter den Augen des Meisters ge-
arbeitet wurde. Man sieht aus demselben, dafs der Ent-
wurf von 1807 nahezu vollständig zur Ausführung gelangt
ist. Dieser Sckellsche Originalentwurf ist für die Geschichte
des (iartens von aufserordentlicher Bedeutung. Trotz der
durch die Verkleinerung abgeschwächten Wiedergabe läfst
er doch die Auffassung erkennen, welche Sckell bei der
Ausbildung der letzten Züge leitete. Aus ihm können
Schlüsse auf die Weiterentwickelung des Künstlers seit
1789 abgeleitet werden.
Dafs der „Englische Garten" zu München das ureigne
Werk Sckells ist. dafs er nach seinen Plänen begonnen
und unter seinen Augen vollendet, darf nicht in Vergessen-
heit geraten. Ist er doch von allen seinen Werken das
am besten erhaltene, aus dem wir noch heute die grofsen
und klaren Züge seiner Arbeitsweise erkennen. Es mufs
dankbar hervorgehoben werden, dafs die königl. bayerische
Verwaltung verständnisvoll den Sckellschen Geist bei der
Pflege erhalten und vermieden hat, durch moderne Zu-
thaten im kleinen die ursprüngliche Gröfse der Auffassung
herabzusetzen. G. Schoch, Magdeburg.
Ausstellungsberichte.
Die Gartenkunst auf der Düsseldorfer Industrie- und
Kunstausstellung.*)
I.
(Hierzu 6 Abbildungen.)
Das löhliche Bestreben, Industrie und Kunst friedlich
nebeneinander wetteifern zu lassen, war ein glücklicher
Gedanke. Glücklich wegen der Wechselwirkung, glücklich
auch wegen des wahrscheinlichen materiellen Erfolges der
Künstler.
Daher ist es mit grofser Freude zu begrüfsen. dafs
auch die Gartenkunst nicht hinter ihren Mitschwestern
zurückgeblieben ist. Sie ist in einer Form auf den Plan
getreten, die sich unbedingt die Anerkennung aller urteils-
fähigen Besucher erwerben wird: nicht, als Anhängsel der
Baukunst in den unwirksamen oberen Räumen des Kunst-
ausstellungspalastes, wie man den Ausstellern ursprünglich
*) Unsere in der vorigen Nummer gebrachte Notiz be-
treffend die Preisrichter berichtigen wir dahingehend, dafs
nicht Prof. Uhde, sondern der Maler Prof. Veder als solcher
gewählt wurde.
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