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Die Gartenkunst — 4.1902

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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer beleuchtung, [8]
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Heinricy, B.: Die besten Herbstblüher unter den Gehölzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0152

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i46

DIE GARTENKUNST

Garten nunmehr in keiner örtlichen Beziehung zu den je-
weiligen königlichen Wohnräumen stehen würde, machte
seinen Portbestand undenkbar.

Man hat dem geheimnisvollen Wintergarten viel Über-
triebenes und geradezu Lächerliches angedichtet, unter
anderem einen durch Menschenhand oder Maschinerie be-
wegten Mond, der langsam über das Tropenbild dahinzöge.
Unsinn! Die Hauptbeleuchtung bestand allerdings in einem
starken Reflektor, der durch entsprechende Gläser das
Mondlicht gut imitierte. Es handelte sich jedoch, da die
Lichtquelle selbst ziemlich verborgen war, nicht um die Er-
scheinung des Mondes selbst, sondern zunächst um den all-
gemeinen Beleuchtungseffekt und ganz besonders um den
tanzenden und glitzernden Lichtstreifen auf dem von den
Schwänen bewegten Wasserspiegel vor der Pischerhütte.
Diesem Standpunkte galt offenbar speziell die Beleuchtungs-
art, und hier war die Wirkung wunderbar.

Ungewöhnliche und phantastische Gestaltung zeigte
ja ohnehin der Garten sowohl in seiner Bepflanzung, noch
weit mehr aber in seiner erwähnten glänzenden und
wechselreichen Ausstattung. Darum durfte auch dieser
etwas gewagte Effekt angewandt werden.

Zu den Hauptschwierigkeiten, die bei der Pflanzen-
pflege hier zu überwinden waren, gehörte neben dem
durch die exponierte Lage nötigen intensiven Heizen ganz
besonders der Mangel einer wirksamen Drainage, was in
unabänderlich obwaltenden Umständen begründet war. Eine
tiefere Anlage der wasserdichten Abdeckung des Gebäudes
war wegen der darunter liegenden Räumlichkeiten ebenso
unmöglich, wie andererseits eine Erhöhung des Garten-
niveaus, da ein völlig unbehindertes Hinaustreten aus den
Gemächern zur Bedingung gemacht war. So fehlte der
mit Schlacken oder sonst geeignetem Material anzufüllende
Raum, den der alte Garten in den Zwickeln der ihn tragen-
den Tonnengewölbe in vorzüglichster Weise besitzt. Die
z. T. metertiefe Humusschicht wurde durch das notwendige
Bespritzen der Pflanzen trotz aller Vorsicht zu einem
Sumpf, dessen Austrocknung nicht gelingen wollte.

Dafs es hier beim Arrangement keine Rücksichten auf
eine horizontale, das Begiefsen erleichternde Aufstellung

der Gefäfse gab, sondern das gefällige Ausladen der
Pflanzen auf den Rasengrund oder eine wirksame Stellung
der Stämme allein mafsgebend war, darf nach dem Ge-
sagten nicht verwundern.

König Ludwig erweiterte in den siebziger Jahren den
anfänglich ganz enge begrenzten kleinen Garten, der nur
Grotte und Kiosk enthielt, zu seiner späteren Gröfse von
70 m Länge (1200 qm). Es sei erwähnt, dafs das Wasser
des Weihers allein ein Gewicht von 120000 Kilo hatte.')

(Fortsetzung folgt.)

Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.
Die besten Herbstblüher unter den Gehölzen.

Von Heinricy, Obergärtner der Späthschen Baumschulen
bei Berlin.

Obgleich die Gehölzflora der Herbstmonate in Bezug
auf die Mannigfaltigkeit der Formen und auf Farbenpracht
mit dem Frühlings- und Sommerflor nicht wetteifern kann,
so bietet dieselbe doch noch manche schöne und inter-
essante Erscheinung, welche bei zweckmäfsiger Anordnung
unseren Gärten zu grofser Zierde gereichen kann. Wenn
auch um diese Jahreszeit die Färbung des Laubes der
Natur schon ein farbenprächtiges Aussehen giebt, so bilden
doch auch Gruppen, mit Blütensträuchern bepflanzt, ein
abwechselungsreiches Bild und für den Landschaftsgärtner
willkommenes Material, die Herbstlandschaft zu beleben.
Zudem weifs ich aus Erfahrung, dafs sehr viele Garten-
besitzer gerade auf den Sommer- und Herbstflor besonderen
Wert legen, weil sie sich während dieser Zeit auf ihrem
Sommersitz aufhalten. Meine nachfolgenden Ausführungen
sollen daher die bekanntesten Herbstblüher mit kurzer Be-
schreibung bringen, und nur diejenigen Arten berück-

*) Nunmehr ist sowohl der Garten als auch das Eisengerüst
des ehemaligen Wintergartens völlig verschwunden, und keine
Spur am Residenzbau läfst dessen ehemaliges Vorhandensein
mehr ersehen. Die Herausgeber.
 
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