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Die Gartenkunst — 4.1902

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Juraß, Paul: Laubhölzer mit streng pyramidenförmigem Wuchs, [2]
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Unterrichstwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0204

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IV, li

DIE GARTENKUNST

199

Baumes ist kräftig, streng pyramidal, ähnlich der italieni-
schen Pappel. Belaubung ist grofs. Der Baum ist als
Einzelbaum von guter Wirkung, besonders wenn er all-
jährlich etwas zurückgeschnitten wird; er gedeiht selbst
in leichtem Boden noch ganz üppig. Die Anzucht geschieht
durch Veredlung auf gewöhnliche Akaziensämlinge.

Robinia Pseudacacia monophylla tastigiata
Dck. Dieser schöne Baum ist von sehr kräftigem Wuchs
und bildet breite, hübsch regelmässig geformte Pyramiden.
Die Belaubung ist grofs, die Blätter sind vielfach nur ein-
fiederig. gröfstenteils ein bis zweijochig gefiedert, was dem
Baum ein sehr zierendes Aussehen verleiht. Als Einzel-
baum in Parks und Gartenanlagen verdient diese Akazie
die weiteste Verbreitung, besonders da sie nicht empfind-
lich ist gegen strengere Kälte, dürfte daher in rauheren
Gegenden der gewöhnlichen Pyramiden-Akazie, die öfter
im Winter leidet, auf alle Fälle vorzuziehen sein. Die An-
zucht geschieht ebenfalls durch Veredlung.

Ulmus montana fastigiata hört. (Ulmus Exonien-
sis hört.). Allbekannte und weit verbreitete Pyramiden-
Rüster. Der Baum ist von sehr kräftigem Wuchs und
bildet schöne regelmäfsig geformte Pyramiden. Die ziem-
lich grofsen Blätter sind von ganz dunkelgrüner Farbe,
eigenartig gekräuselt und bekleiden die Triebe fast voll-
ständig, da sie sich nach zwei Seiten an die Triebe an-
legen.

Als Einzelbaum auf Rasenflächen ist diese Pyramiden-
Ulme von hohem landschaftlichen Wert; auch zum Bilden
von Alleen in gröfseren Parks ist der Baum vorteilhaft zu
verwenden, jedoch nur in Pyramidenform, als Hochstamm
ist er nicht besonders schön zu nennen. Um recht schön
geformte volle Pyramiden zu erzielen, ist ein öfteres Zurück-
schneiden in der Jugend notwendig, besonders wenn man
eine recht breite Form haben will; werden Pflanzen in
schmaler Säulenform gewünscht, dann werden die Leit-
triebe nur in den ersten Jahren zurückgeschnitten und die
Seitentriebe nicht zu kurz geschnitten. Die Pyramiden-
Küster gedeiht am üppigsten in einem feuchten, nahrhaften
Gartenboden, sie kommt ja selbst in leichtem Sandboden
noch ganz gut fort, wächst hier aber viel langsamer. Der
Baum verträgt ein Verpflanzen selbst als starkes Exem-
plar. Die Anzucht geschieht durch Veredlung auf ge-
wöhnliche Ulmen.

Ulmus montana fastigiata Dampieri hört. Diese
Abart unterscheidet sich von der vorigen durch etwas we-
niger kräftigen Wuchs und mehr breiten pyramidenförmigen
Bau. Die Belaubung ist kleiner und heller grün, wodurch
sie einen guten Eindruck macht. Gleich der vorigen als
Einzelbaum zu verwenden. Behandlung beim Schneiden
und Anzucht wie bei der Stammart.

Ulmus montana fastigiata Dampieri Wredei
Jühlke. Pyramiden-Gold-Rüster. Die wunderbar schöne
Abart ist unter den Pyramidenbäumen betreffs der Blatt-
färbung noch einzig dastehend. Die Belaubung ist leuch-
tend goldgelb und leidet nicht im geringsten von der
Sonne. Der Wuchs des Baumes ist schwächer als der
der Stammform, jedoch ziemlich kräftig, hübsch pyramidal.
Als Einzelbaum ist diese Gold-Rüster von höchster Zierde.

In einem lehmhaltigen, regelmäfsig feuchten Boden kommt
der Baum zu seiner schönsten Enlwickelung.

Betreffs des Beschneidens und der Anzucht gilt das-
selbe wie bei den vorigen.

Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin.

Zur Abhandlung, betreffend Cytisus Alschingeri in

No. 10 der „Gartenkunst", möchte ich bemerken, dafs ich
aus dem Garten meines verstorbenen Vaters auch einen
Laburnum hier in Kultur habe, der sehr lange Trauben
trägt. Ich führe ihn hier unter dem Namen L. Parksi,
doch haben Kollegen schon geäufsert, dafs es auch Laburnum
(Cytisus) Alschingeri sein könne. Der Strauch wächst
schön stark, litt hier noch niemals an Pilz, hat noch kräf-
tigere Blätter als L. alpinum und bis ca. 50 cm lange
Trauben. Neben der Strauchform ziehe ich diese Art auch
als Hoch- und Halbstamm, welche man leider nur zu
wenig findet. Ein solcher Baum, übersäet mit seinen langen
gelben Trauben, nimmt sich als Solitär oder vor Baum-
gruppen wunderhübsch aus. Auf dem herrlichen Ohlsdorfer
Friedhofe sah ich letzten Sommer noch kolossale, baum-
artige Sträucher dieses langtraubigen Laburnum, und würde
es mich interessieren, dessen richtigen Namen zu erhalten;
der Vermehrung wert ist er. Rulemann Grisson jr.

Unterrichtswesen.

Unter der Marke „Besuch der Gärtnerlehranstalt
Proskau" schreibt die Schlesische Zeitung vom 30. August c.
in No. 609 folgendes:

„Von einem Teilnehmer der Gartenkünstlerversammlung
wird uns geschrieben: Als Schlufs des Programms der XV.
Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler fand
am Donnerstag, den 28. August, die Besichtigung der könig-
lichen Gärtnerlehranstalt zu Proskau statt. Die Teilnehmer
wurden in Oppeln von dem Provinzial-Wanderlehrer Rein
empfangen, worauf die Wagenfahrt nach Proskau angetreten
wurde. Kgl. ökonomierat Professor Dr. Stoll begrüfste als
Direktor der Anstalt die Teilnehmer und übernahm auch die
Führung, welche durch die interessanten und lehrreichen Er-
läuterungen einen Überblick über die Vielseitigkeit und prak-
tischen Einrichtungen dieser Lehranstalt gab. Die Teilnehmer
waren denn auch sicher darüber einig, dafs, es wohl in
Deutschland kaum eine zweite Anstalt geben dürfte, welche
sowohl durch die Reichhaltigkeit ihrer Sammlungen, wie auch
durch die Ausdehnung der Anlagen und der Reichhaltigkeit
des Lehrplanes der Gärtnerlehranstalt in Proskau gleichkommen
dürfte. (???) So erfolgte denn auch die Reorganisa-
tion der noch in Preufsen bestehenden beiden An-
stalten zu Potsdam und Geisenheim nach dem
Muster dieser Lehranstalt."

Wir haben auf den Schlufssatz folgendes zu be-
merken :

Bei den Beratungen und Feststellungen über die Re-
organisation der kgl. Gärtner-Lehranstalt in Potsdam hat
die Anstalt in Proskau nicht als Muster gedient, wie der
Artikel so wunderbar erzählt. Für die Reorganisation der
Gärtner-Lehranstalt in Potsdam konnte die Proskauer An-
stalt auch gar nicht in Betracht kommen, weil erstere ihren
Unterricht auf den Befähigungs-Nachweis zum Einjährig

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