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Die Gartenkunst — 4.1902

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Ausschmückung der Straße Unter den Linden zur Feier des Einzugs des Königs von Italien in Berlin am 28. August
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0205

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200

DIE GARTENKUNST

IV, II

Freiwilligen-Militärdienst aufbaut, die Anstalt in Proskau
aber von diesem Nachweis gänzlich absieht und das Lehr-
pensum einer viel geringeren Sehulvorbildungsstufe anpafst.

Da ferner mit der Reorganisation der Potsdamer
Gärtner-Lehranstalt die Beseitigung des praktischen Unter-
richts wärend des Besuches der Anstalt verbunden ist, in
Proskau aber dieser Unterricht nach wie vor besteht, bei
der gleichen Anzahl von 4 Semestern, so geht auch hieraus
der gewaltige Unterschied im Lehrgang der beiden An-
stalten nicht allein hervor, sondern ergiebt sich auch die
Thatsache, dafs Proskau für den Lehrplan der Anstalt in
Potsdam keine Musteranstalt sein kann.

Dazu kommt noch, dafs das Hauptfach der Gärtner-
Lehranstalt in Potsdam die Gartenkunst bildet, Proskau
aber die Obstkunde lehrt. Daran ändert auch der Lehr-
plan nichts, der in Potsdam Obstkunde mit einschliefst,
wie in Proskau einiges aus der sogenannten Landschafts-
gärtnerei betrieben wird, immer bleiben doch die Ziele der
Potsdamer Anstalt weitere und höhere in allen Lehrgegen-
ständen.

Damit ist das von der Schleisischen Zeitung so schön
an die Wand gemalte Musterbild auf seine Richtigkeit
zurückgeführt.

In der heutigen Zeit aber, wo mit der Wahl zum
Gärtnerberuf auch die Ausbildung eine so bedeutsame Rolle
spielt, sollte mit den Angaben darüber vorsichtig vor-
gegangen und die Verhältnisse lieber klar und offen dar-
gelegt werden, weil damit Eltern wie den Schülern des
Fachs der einzig richtige Dienst geleistet wird, der sie
vof späteren Enttäuschungen bewahrt. Da die Kosten der
Ausbildung auf den genannten beiden Instituten die gleichen
sind und gleichwertige Stipendien gewährt werden, können
wir denen, welche die höchsten Ziele des Faches erstreben
und die weiteste Ausbildung geniefsen wollen bei vor-
handener höherer Vorbildung, die Potsdamer Gärtner-Lehr-
anstalt in dem reorganisierten Zustande zuerst in den
Kreis ihrer Zukunftserwägungen zu ziehen, angelegentlichst
raten. 11.

Festschmuck öffentlicher Strafsen.

Ausschmückung der Strafse Unter den Linden zur Feier
des Einzugs des Königs von Italien in Berlin
am 28. August.

Seit vielen Jahren schon war die Regulierung der
Strafse ,.l ntiT den Linden", einer der ersten, weil historischen
„Sehenswürdigkeit" der Stadt Berlin, geplant. Unüberwind-
liche Schwierigkeiten, Meinungsverschiedenheiten, nament-
lich über die Art der Umgestaltung, standen der Verwirk-
lichung dieser zeitgemäfsen Absicht entgegen. Endlich,
nach vielem Hin und Her, schlug auch dieser Strafse, dank
der Muniticenz der städtischen Behörden, die Erlösungs-
stunde, konnte auch sie in einen der Hauptstadt des
Deutschen Reiches würdigen Zustand versetzt werden.

Der grundlegende Gedanke für die Umgestaltung war,
die beiden äufseren, den Lastfahrweg auf der Südseite und
den Reitweg auf der Nordseite von der Mittelpromenade
trennenden Baumreihen zu beseitigen und damit zusammen-

hängend die Bürgersteige um je 2,50 m zu verbreitern und
den übrig bleibenden Teil der Strafse unter gleichzeitiger
Verschmälerung des Reitweges ausschlielslich dem Fahr-
verkehr zu überlassen. Für die beiden äufseren Baumreihen
sollte auf den Bürgersteigen Ersatz und unter den beiden
inneren, die Mittelpromenade nach wie vor begrenzenden
Baumreihen ein 3 m breiter Rasenstreifen geschaffen werden.

Die Anregung, die Strafse „Unter den Linden" in dieser
Weise auszugestalten, war von dem kgl. Garten-Direktor
Geitner ausgegangen und damit der in gartenkünstlerischen
Kreisen weitverbreiteten Anschauung, dafs dies die einzig
richtige Lösung der Aufgabe sei, den Fahrverkehr unter
gleichzeitiger Beibehaltung von vier Reihen Bäumen zu-
friedenstellend zu regeln, Rechnung getragen. Genau die-
selbe Idee für die Umgestaltung der Strafse „Unter den
Linden" hatte übrigens der städt. Garten-Direktor Mächtig,
wenn wir nicht irren, bereits vor 15 .Jahren den städtischen
Behörden unterbreitet und zur Ausführung empfohlen, doch
wurde damals von einer Berücksichtigung derselben, wohl
der hohen Kosten wegen, Abstand genommen.

Mit den Arbeiten wurde Ende April begonnen und jede
Verwaltung — naturgemäfs waren alle Teile der viel verzweig-
ton und vielseitigen Interessen Rechnung tragenden Ver-
waltung der Stadt Berlin beteiligt — trug ihr redliches Teil
dazu bei, die an allen Ecken und Enden stark um sich
greifende „Buddelei" nicht zu sehr und vor allen Dingen nicht
zu lange in die Erscheinung treten zu lassen. So kam es
denn, dafs die ca. 800 m lange Strafse schon nach drei
Monaten fürs Auge so ziemlich, namentlich hinsichtlich der
Fahrwege und der Promenade, fertig war und nur die
Bürgersteige auf ihre endgültige Regulierung warteten.

Dabei hatte die städt. Parkverwaltung einen naturge-
mäfs schweren Stand und mufste das ihr überwiesene Ge-
lände, die 3 m breiten Rasenstreifen, stückweise den ürigen
Verwaltungen abzuringen suchen, um mit ihren Arbeiten
nicht zu sehr im Rückstand zu bleiben; galt es doch, nach
Beendigung der erforderlichen Nachpflanzung junger Bäume
und nach der notwendigen Verbesserung des Bodens ca.
4500 qm gewöhnlichen Wiesen-Rasen nicht nur zu legen,
sondern auch durch Einstreuen von Grassamen in thunlicbst
kurzer Zeit angemessen zu verbessern. Aber es gelang.

Diese Rasenstreifen nun bildeten den Fond zur Aus-
schmückung der Feststrafse aus Anlafs des Einzuges des
Königs von Italien. Sie sollte dem Charakter der Strafse
entsprechend eine rein gärtnerische sein, Blumen sollten
den jugendlichen Beherrscher des sonnigen Italiens, den
Bundesgenossen unseres Kaisers, beim Einzüge in die Stadt
vor dem Brandenburger Thor, auf dem Pariser Platz und
auf der Promenade Unter den Linden begrüfsen. Ein
schöner Schmuck, wie man sinniger ihn sich nicht denken
kann; Blumen allüberall, wo man auch hinkommen mag,
ob nach dem hohen Norden, oder dem Süden, nach dem
(isten oder Westen, immer zum Herzen sprechend, die
wannen Gefühle für denjenigen vermittelnd, den wir als
(last zu begrüfsen uns anschicken.

Vor dem Brandenburger Thor waren 6 ca. 4 m hohe,
mit Blumenkörben bekrönte Postamente angeordnet, wäh-
rend auf dem Pariser Platz zu beiden Seiten der Spring-
 
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