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Die Gartenkunst — 4.1902

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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Betrachtung, [10]
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Goeschke, Franz: Interessante Gärten Oberschlesiens
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0197

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192

DIE GARTENKUNST

IV, 11

auf; es lassen sich auf Stufen und vorgelagerten Bänken
erhöhte Aussichtspunkte erreichen. So vermag man un-
schwer über wilde Trümmermassen (etwa 6 m hoch) zu
einem Hauptsitze emporzusteigen, um einen ziemlich um-
fassenden Überblick zu gewinnen. Seitenklüfte, die etwa
für Ausgängo gehalten werden könnten, schliefsen riesige
Spiegel ab, und dies erschwert vollends die Orientierung.

Alle Einzelheiten dieser überaus mannigfach gestalteten
Höhle zu schildern, deren tiefste Bodensenkung ein düsterer;
unheimlicher Wasserspiegel*) füllt, würde zu weit führen.
Bei einer durch Magnesiumfackeln hergestellten, nur von
einem Punkte ausgehenden Beleuchtung kommt die grofs-
artige, naturwahre Formation zur vollen Geltung. Alle,
die die Grotte besucht haben, werden wohl von der eigen-
artigen unterirdischen Schönheit derselben überrascht ge-
wesen sein.

Auf die, die Gesamtwirkung sehr beeinflussende Deko-
ration und Beleuchtungsart näher einzugehen, kann ich
mich um so mehr enthalten, als für uns hier lediglich das
Werk, soweit es der Natur nahe kommen will, in Betracht
kommt. Und von diesem Standpunkte aus wird Effners
und Dirigls Arbeit ungeteilte und vollste Anerkennung
finden. Es wird auch einer gewandteren Feder schwer
werden, eine klare Vorstellung von der Grotte und ihrem
künstlerischen Werte zu geben. Doch hoffe auch ich so
weit verständlich geworden zu sein, dafs man unsere
Höhle an sich, als leerer, ungeschminkter Raum betrachtet,
in keine nur allerentfernteste Beziehung bringen wird zu
den elenden, aus kopfgrofsen. gleichgestalteten Steinen
auf gemauerten, mit schön belaufenden Aquarientropfsteinen
dekorierten Grotten mancher Gärten.

Effners Verdienst um die meisterhafte Anlage der
Gärten im Linderhofe fand vollste Anerkennung seines
königlichen Herrn durch steigende Wertschätzung. 1878
wurde ihm durch Verleihung des persönlichen Verdienst-
adels dieselbe hohe Auszeichnung zu teil, wie genau 70
Jahre früher seinem verdienstvollen Vorgänger Fr. Ludwig
von Sckell.**) (Schlufs folgt.)

*) Die Gröfse des Sees betrügt 286 qm.

**) Seit dem Tode König Ludwigs 11. hat sich in Liuder-
hof vieles verändert. Wenn auch der Garten im grofsen
Ganzen in demselben Zustande geblieben ist, so wird doch
seine Unterhaltung stark vernachlässigt. Solange der könig-
liche Hofgärtner Almesberger lebte, einer der tüchtigsten
und besten Landschaftsgärtner Bayerns, der Linderhof mit
schuf und nach den Angaben Effners ausführte, wai immerhin
der Zustand des Gartens noch ein ganz annehmbarer, besonders
1890 im Passionsspieljahre. Mit dem Tode dieses für Lin-
derhof so verdienstvollen Mannes im Februar 1900 begann der
Verfall. Obenein wurde die Hofgärtnerstelle unverantwort-
licherweise eingezogen- und dieser Posten mit einem ersten
Gehilfen, der unter einem Gntsverwalter steht, besetzt. Lin-
derhof steht unter eigener, von den anderen Hofgärten ge-
sonderter Verwaltung und war zu Effners Zeiten wohl die
grofsartigste Hofgärtnerei Bayerns.

Die Herausgeber.

Interessante Gärten Oberschlesiens.

Vortrag, gehalten am 26. August zu Breslau auf der XV.
Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünster, vom
kgl. Gartenbaudirektor Franz Göschke, Proskau.*)

Hochgeehrte Versammlung!

Ich bin ersucht worden, Ihnen einiges über interessante
Gärten in Überschlesien mitzuteilen. Einzelnen Herren in
dieser Versammlung werde ich nichts Neues sagen, da sie
den einen oder anderen dieser Gärten aus eigener An-
schauung kennen. Ich spreche jedoch hauptsächlich zu
den fremden Gartenkünstlern, welche aus den verschie-
densten Teilen unseres Vaterlandes nach der Hauptstadt
Schlesiens gekommen sind und nun sich über die schlesi-
schen Verhältnisse möglichst orientieren wollen.

M. IL Sie hüben bereits hier in Breslau Gelegenheit ge-
habt, sich davon zu überzeugen, dafs der Osten Deutschlands
auf dem Gebiete der schönen Gartenkunst in keiner Weise
zurücksteht und dafs er bemüht ist. mit den anderen be-
günstigteren Teilen unseres Vaterlandes gleichen Schritt
zu halten, wenn es auch manchmal schwer fällt, diesen
Schritt inne zu halten. Hier müssen besonders auch
unsere klimatischen Verhältnisse in Betracht gezogen
werden. Seit langen Jahren habe ich hier in Oberschlesien
Gelegenheit gehabt, Erfahrungen und Beobachtungen auf
diesem Gebiete zu sammeln, und ich kann die Versicherung
geben, dafs es in der That manchmal schwer ist. diese
Unbill des oberschlesischen Klimas zu überwinden.

M. II Ich bitte Sie nun, mit mir in Gedanken einen
kleinen Ausflug nach dem Osten unserer Provinz zu
machen. Nicht versäumen will ich. Sie zu ersuchen,
möglichst zahlreich sich dem für Mittwoch geplanten Aus-
flüge nach Proskau anzuschliefsen, damit Sie sich persön-
lich überzeugen, was im Laufe von mehr als 3 Jahrzehnten
auf dem speziellen Gebiete unserer Anstalt dort geschaffen
worden ist.

M. H. Es sind besondere Verhältnisse, unter denen
in Oberschlesien die oft ausgedehnten und grofsartigen
Gartenanlagen geschaffen wurden, darunter einige, die
schon ziemlich alt sind. Von Hinflufs waren hier die eigen-
tümlichen Besitzverhältnisse. Wir finden in Oberschlesien
bedeutende und ausgedehnte Magnatensitze, die z. T.
schon alten, hier ansässigen Adelsfamilien gehören. Die
Vertreter derselben haben es verstanden, sich an hierzu
besonders geeigneten Punkten ein schönes Heim zu
schaffen. Hier im Osten finden wir ausgedehnte und
herrliche Waldungen selbst in der nächsten Umgebung
der Herrensitze. Während die Schlösser und ihre nächste
Umgebung mit allem Luxus und Komfort ausgestattet
und durch Blumenschmuck verschönt sind, gehen die
Parkanlagen meist, allmählich in den Wald über. Zuweilen
bemerkt man gar keinen Übergang und es schliefsen sich
alte Waldbestände direkt an den Schlofsgarten an. Hier
und da finden wir überraschende Ausblicke und Fern-

*) Dieser Vortrag konnte leider wegen verspäteten Ein-
treffens im gesondert erschienenen Verhandlungs-Bericht nicht
mehr aufgenommen werden und erscheint nun hier.

Der Vorstand.
 
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