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Die Gartenkunst — 4.1902

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IV, 6

DIE GARTENKUNST

119

treibenden Gartenkünstler schädigten. Ein allgemeines Vor-
gehen hält Redner jedoch für sehr schwierig, da vielen Be-
amten das Recht der Privatarbeit gewährleistet sei; in allen
Fällen in denen unlauterer Wettbewerb vorliege, sei jedoch
ein Vorgehen am Platz. Herr Meindörfner meint, man
dürfe die ideale Seite der Nebenbeschäftigung von Beamten
nicht vergessen, doch dürfe es keine unlautere Thätigkeit sein.
Die Herren Schmidt, Töepler, Blumberger, Everhard
und Beithner schliefsen sich im wesentlichen den Aus-
führungen des Vorsitzenden an, wobei die Herren Schmidt
und Simon auch den unlauteren Wettbewerb der selbständigen
Kollegen unter sich streifen. Herr Beitz konstatiert eine
allgemeine Übereinstimmung hinsichtlich der Hauptpunkte und
schlieist die Besprechung über diesen Gegenstand mit einem
warmen Appell an die selbständigen Gartenarchitekten, von
Sonderbestrebungen im beiderseitigen Interesse abzusehen.

Zu Punkt 8, betr. Stellung der Gruppen im Hauptverein,
giebt Herr Beitz der Hoffnung Raum, dal's nach dem er-
folgten Beweis der Lebensfähigkeit und Schaffensfreudigkeit
der Gruppen auf der Hauptversammlung in Breslau die offizielle
Anerkennung ausgesprochen werde.

Anschliefsend schlägt der Vorsitzende zur Regelung der
Geldangelegenheit der Gruppen vor, der Hauptversammlung
den Antrag auf Erhöhung des Jahresbeitrages auf 16 Mark zu
unterbreiten mit der Bestimmung, dafs die überschiefsende
Mark der Kopfzahl der Gruppenmitglieder entsprechend an die
Gruppen zurückfliefse und der verbleibende Rest zur Deckung
der Unkosten von der Hauptversammlung beschlossener
Kommissionssitzungen und dergleichen Verwendung finde.
Dieser Zuschlag sei um so berechtigter, als die selten oder
gar nicht an den Sitzungen teilnehmenden Mitglieder nicht
nur die direkten Ausgaben sparten, sondern auch von der
Arbeit der thätigen Mitglieder den gleichen Nutzen hätten.

Herr Reuter weist daraufhin, dafs im Verein der
Handelsgärtner sich dieser Modus gut bewährt habe. Die
Anwesenden erklären sich mit dem Antrage einverstanden.
Nachdem noch die freundliche Einladung des Herrn Hille-
brecht, die nächste Sitzung in Düsseldorf im Juli abzuhalten,
verlesen war und mit Dank angenommen wurde, ging man
zur freien Unterhaltung über. Nachmittags fand dann die
Besichtigung des Tulpenflors in der ,,Flora" statt. Mit dem
Gefühle allgemeiner Befriedigung über das Gesehene und
den guten Verlauf der Sitzung schied man in später Stunde.
Der Vorsitzende Der Schriftführer

Beitz. Rottenheufser.

Ausstellungen.

Die Kollektiv-Ausstellung der Gartenarchitekten Rhein-
lands und Westfalens auf der Düsseldorfer Industrie-
und Kunstausstellung wurde am 1. Pfingstfeiertag durch
einen kleinen Festakt feierlich eröffnet. Wir kommen in der
nächsten Nummer eingehend auf die Veranstaltung, die in
glanzvoller Weise die Gartenkunst repräsentiert, zurück und
konstatieren für heute nur, dafs die Zusammensetzung des
Preisgerichts eine ganz eigenartige ist. Bei der Wahl der
Preisrichter wurde geltend gemacht, dafs zur Beurteilung
dieser Ausstellung vier Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen
sind und zwar 1. das gartenkünstlerische und gartentechnische
Moment, 2. der volkswirtschaftliche, hygienische und strafsen-
bautechnische Gesichtspunkt, 8. der Standpunkt des Garten-

liebhabers und 4. das rein malerische Urteil über die Technik
unserer Veranschaulichungsmittel. Zu 1. wurde kgl. Garten-
baudirektor Siebert-Frankfurt und Gartonarchitekt und kgl.
Garteninspektor Bouche-Bonn, zu 2. Stadtbaurat Stübben-
Köln, zu 3. Maler Professor Uhde-Düsseldorf und zu 4. Maler
Prof. Kröner-Düsseldorf gewählt.

Man mag über diese Zusammensetzung denken wie man
will und besonders das Übergewicht der Laien bedauern,
soviel steht aber fest: es gehört ein ziemliches Vertrauen zur
eigenen Kraft und zum eigenen Können dazu sich dem Urteil
solcher Kapacitäten auf dem Gebiete der Künste auszusetzen,*)
um gegenüber den Leistungen der Malerei, Plastik und Bau-
architektur mit Ehren zu bestehen. Aber auch das steht fest:
durch derartige Preisrichter ehren wir uns nicht nur selbst,
sondern es liegt in der Annahme des Preisrichteramtes durch
solche klangvolle Namen auch eine offizielle Anerkennung
unserer schönen Kunst als vollwertig in der Reihe ihrer Mit-
schwestern.

Im übrigen war die Wahl der Preisrichter ebenso wie bei
den Ausstellern auf Rheinland und Westfalen beschränkt.

Wir können nur wünschen und hoffen, dafs das mit grofser
Mühe und Opfern zustandegekommene Werk durch einen
vollen Erfolg in ideeller und realer Hinsicht gekrönt werde.

Rottenheufser.

Bücherschau.

Forstästhetik. Von Heinrich von Salisch. 2. ver-
mehrte Auflage. Mit 16 Lichtdruckbildern und zahlreichen in
den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, Verlag von Julius
Springer, 1902.

Nur ganz vorläufig und mit dem Vorbehalte einer ein-
gehenden Besprechung möchte ich heute die Aufmerksamkeit
der Landschaftsgärtner und Gartenkünstler und besonders der
„Jungen" unter ihnen auf das vorstehende Buch lenken. Nichts
ist für den „Landschafter" gefährlicher, als wenn er sich eine
gewisse „Manier" angewöhnt, die dann in den meisten, wenn
nicht in allen seinen Schöpfungen mit abstofsender Regel-
mäfsigkeit wiederkehrt. So etwas ist freilich bequem, aber in
dem Mafse, in welchem sich der Landschaftsgärtner der
Schablone ergiebt, entfernt er sich naturgemäfs auch immer
mehr vom Standpunkte des Künstlers und nähert sich dafür
immer mehr demjenigen des Handwerkers. Man erwartet von
ihm das Schaffen nach einem freien geistigen Vorbilde und er
liefert dafür „Stückarbeit".

Gegen die „Manier" hilft nur das fortw ährende sich Weiter-
bilden, das sich Vertiefen in die Litteratur, die Betrachtung
der Natur und das Studium hervorragender Anlagen. Wer
mit offenem Empfinden liest und beobachtet, der lernt stets
dabei. Der Landschaftsgärtner mufs reisen, aber er mufs auch
lesen und zwar nicht nur die Schriften seiner Berufsgenossen,
sondern auch diejenigen von Männern aus allen den Kreisen,
die sich für die Verschönerung des Landes und damit auch
für die Gartenkunst interessieren.

In dieser Beziehung steht uns der Forstmann am nächsten.

*) Es kann sich hierbei doch nur um nicht rein garten-
künstlerische Beurteilungen handeln, wie z. B. vor einigen
Jahren bei dem Preisgerichte, betreffend den Bau einer grofsen
rustiken Restaurationshalle im Zoologischen Garten zu Berlin,
zwei Gartenkünstler mitwirkten. Anmerkung der Redaktion.
 
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