IV, 10
DIE GARTENKUNST
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liehen Hälfte ist bereits die Wirkung der Anlage ersichtlich,
weil dort die Wege schon fertig gestellt sind. Im Oktober soll
mit den Baumpflanzungen begonnen, und im nächsten Jahre die
Anlagen der nördlichen Hälfte in Angriff genommen werden.
Ein grofser botanischer Garten soll auf Kosten des
Grafen Johann Harrach durch den Schulleiter Z. Buchar
im Kiesengebirge und zwar bei den Elbbauden angelegt
werden. Mit der Herstellung des Gartens und der Aus-
pflanzung seltener Gebirgspflanzen wird noch im Laufe dieses
Jahres begonnen werden.
Einen neuen städtischen Park erhält die Stadt Halle am
1. Oktober, zu welchem Zeitpunkte „Schmelzers Park" aus dem
Besitz des Staates für 140000 Mk. in das Eigentum der Stadt
Halle übergeht. Seitens des Magistrats ist kürzlich den lang-
jährigen Pächtern des herrlichen Gartens, den Eigentümern
von Bad Wittekind, mitgeteilt worden, dafs das Pachtverhältnis
mit dem 1. Oktober d. Js. endgiltig erlischt und die Stadt den
Park von diesem Zeitpunkte ab in Besitz nimmt. Die Stadt
hat von der Regierung die Verpflichtung übernommen, für
einen öffentlichen Park mindestens 20000 qm zu verwenden.
Das Stadtverordneten-Kollegium in Marienbad hat
die Neuherrichtung des Kurparkes mit einem Kostenaufwande
von 100000 Kronen beschlossen.
Der von der verstorbenen Frau Geheimen Regierungsrat
Schlippe der Stadt Alten bürg vermachte Park am Johannis-
graben soll in eine öffentliche Anlage umgewandelt werden.
Der Grolsherzog von Mecklenburg hat zur Anlage
eines grofsen Gewächshauses für den Garten der Kolonial-
schule in Witzenhausen 25000 Mk. gestiftet. Der Bau ist
bereits in Angriff genommen.
VergröCserung des Stadtparks in Nürnberg. Nachdem
erst zu Beginn dieses Jahres der Stadtpark in Nürnberg nicht
unwesentlich vergröfsert wurde, haben nunmehr Stadtmagistrat
und Gemeindekollegium wiederum eine Summe von 205000 Mk.
zum Ankauf von Grundstücken hinter dem Stadtpark bewilligt.
Am 21. August waren es vierzig J ahre, dafs der Wiener
Stadtpark dem Publikum zur Benützung übergeben wurde.
Das Terrain hatte, dem „Neuen Wiener Tgbl." zufolge, der
Kaiser der Stadt Wien geschenkt, nämlich die Glacisgründe
vor dem ehemaligen Karolinenthor, und zwar speziell zur
Schaffung von Gartenanlagen. Heute stehen zwar noch einige
mächtige Päppeln, die vor der Stadterweiterung noch das alte
„Wasserglacis" schmückten, aber im grofsen und ganzen ist
alles, was im Stadtpark grünt und blüht, erst vor vierzig
Jahren gepflanzt worden. Die Skizze zur Anlage des Parkes
hat der Maler Selleny, der Maler der Novarra-Expedition um
die Erde, entworfen, die Ausführung wurde dem neuen Stadt-
gartendirektor S iebeck anvertraut, und obwohl der erste Spaten-
stich erst am 7. August 1860 gemacht werden konnte, war es
doch möglich, den ganzen Park am linken Wienufer am 21. August
1862 zu eröffnen. Der nach den Plänen des Architekten Johann
Garber erbaute Kursalon wurde einige Jahre später fertig.
Um die lasche und gelungene Vollendung des Stadtparkes
hatten sich aul'ser dem Bürgermeister Dr. Zelinka die
Gemeinderäte August Zang, Khunn, Mayerhof er und
Regenhart, dann der Hofgartendirektor Schott grofse Ver-
dienste erworben. Am Eröffnungstage war auch ein proviso-
rische]- hölzerner „Parksalon* fertig geworden, in dem Kafetier
Wilda ein Cafe betrieb, das nach Fertigstellung des .Kur-
salons" wieder verschwand. In den vierzig Jahren seines
Bestandes hat der Stadtpark mannigfache Wandlungen durch-
gemacht, die umfassendsten in den letzten Jahren infolge des
Baues der Stadthahn und der Wienregulierungsbauten. Nun
ist er wieder so ziemlich aus dem gröbsten, und dank dem
regenreichen Sommer kann er sein Jubiläum im üppigsten
Laubschmuck und beehrt von zahlreichen Besuchern, die sonst
fern von Wien sind, begehen. Aus der vor vierzig Jahren
vielfach bespöttelten, kahlen und leeren Neuanlage ist ein
landschaftlich herrlicher Park geworden, geschmückt mit sehens-
werten .Monumenten, umringt von neuen architektonisch be-
merkenswerten Gebäuden, ein Lieblingsaufenthalt der Wiener,
die heute wohl in dankbarer Erinnerung der verdienstvollen
Schöpfer dieses Parkes zu gedenken die Pflicht haben.
Der Wiener Stadtrat hat beschlossen, in der Nähe des
Arsenals bis zum Landstrasser Gürtel eine Parkanlage zu er-
richten, welche die Grofse des Stadtparkes erhalten soll. Der
neue Park wird im nächsten Jahre eröffnet werden.
Vereinsberichte.
Verein deutscher (lartenkünstler.
Sitzungsbericht vom 8. September 1902.
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, nannte die neuan-
gemeldeten Mitglieder und erteilte Herrn Weil's das Wort
zum Bericht über die Breslauer Hauptversammlung, über
welche eine eingehende Schilderung an anderer Stelle gegeben
wird. Im Ahschlufs daran gab Herr (11 um einen Bericht über
die gartenkünstlerischen und landschaftlichen Reize Breslaus
und Dmgebung, während Herr Wendt über Fürstenstein und
Salzbrunn berichtete. Zum Schlufs gab er in einigen Worten
anerkennend der Genugthuung Ausdruck, dafs Herr Garten-
direktor Richter in so grofsartiger Weise die Vorbereitungen
für die Breslauer Tage getroffen habe. Weiterhin gab Herr
Obergärtner Fritz einen Bericht über die Gartenanlagen der
Kaiserin Augusta-Stiftung. Er betonte, dafs für die Garten-
anlagen ein verhältnismäfsig kleiner Teil übrig geblieben sei.
Die Anlagen sind vielfach den Wünschen der Kaiserin ange-
pal'st worden, da die hohe Frau ein auIsergewohnliches Inter-
esse dafür bekundete.
Eine erfreuliche Thatsache berichtete Herr Vogler, wo-
nach die abfällige Kritik, die die Charlottenburger Anlagen
in der Augustnummer des Vereinsorgans gefunden haben,
eine ganz energische Abstellung seitens des Charlottenburger
Magistrats zur Folge hätte. Schlufs der Sitzung um '/glO Uhr.
Fintel mann, Klawun,
Vorsitzender. stellv. Schriftführer.
Sitzungsbericht der Gruppe Hamburg vom
14. August 1902.
Auf freundliche Einladung der bekannten Baumschulen,
firma Timm & Co. in Elmshorn, deren Inhaber Mitglieder
unserer Gruppe sind, hielten wir unsere diesmonatliche Ver-
sammlung daselbst ab. Nach freundlicher Begrül'sung durch
die Herren Erich Frahm, E. und W. Timm, die Inhaber
der Firma, wurde zunächst die 48 ha grofse Baumschule einer
eingehenden Besichtigung unterzogen. Spezialität dieser Firma
sind Obstbäume (Hochstämme und Spaliere) in tadelloser Form
und Alleebäume aller Art in kräftigen, schönen Exemplaren.
Bemerkenswert war auch die grofse Reinheit von Unkraut
sämtlicher Quartiere, die, wie wir sahen, durch einen kleinen
5 scharig 1 spännigen Pflug hergestellt wird, der schnell und
tadellos arbeitete. Unter den niedrigen Gruppenrosen waren
aul'ser den alten bekannten Sorten noch „Camoens", „Mad.
Jules Grolez", „Souvenir de Catherine Guillot" u. a. m., die
sich durch herrliche Farben und Schönheit, namentlich in
der Knospenform, auszeichneten. — Voll befriedigt von dem
Gesehenen wurde nun im W'ohnhause des Herrn E. Timm zur
DIE GARTENKUNST
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liehen Hälfte ist bereits die Wirkung der Anlage ersichtlich,
weil dort die Wege schon fertig gestellt sind. Im Oktober soll
mit den Baumpflanzungen begonnen, und im nächsten Jahre die
Anlagen der nördlichen Hälfte in Angriff genommen werden.
Ein grofser botanischer Garten soll auf Kosten des
Grafen Johann Harrach durch den Schulleiter Z. Buchar
im Kiesengebirge und zwar bei den Elbbauden angelegt
werden. Mit der Herstellung des Gartens und der Aus-
pflanzung seltener Gebirgspflanzen wird noch im Laufe dieses
Jahres begonnen werden.
Einen neuen städtischen Park erhält die Stadt Halle am
1. Oktober, zu welchem Zeitpunkte „Schmelzers Park" aus dem
Besitz des Staates für 140000 Mk. in das Eigentum der Stadt
Halle übergeht. Seitens des Magistrats ist kürzlich den lang-
jährigen Pächtern des herrlichen Gartens, den Eigentümern
von Bad Wittekind, mitgeteilt worden, dafs das Pachtverhältnis
mit dem 1. Oktober d. Js. endgiltig erlischt und die Stadt den
Park von diesem Zeitpunkte ab in Besitz nimmt. Die Stadt
hat von der Regierung die Verpflichtung übernommen, für
einen öffentlichen Park mindestens 20000 qm zu verwenden.
Das Stadtverordneten-Kollegium in Marienbad hat
die Neuherrichtung des Kurparkes mit einem Kostenaufwande
von 100000 Kronen beschlossen.
Der von der verstorbenen Frau Geheimen Regierungsrat
Schlippe der Stadt Alten bürg vermachte Park am Johannis-
graben soll in eine öffentliche Anlage umgewandelt werden.
Der Grolsherzog von Mecklenburg hat zur Anlage
eines grofsen Gewächshauses für den Garten der Kolonial-
schule in Witzenhausen 25000 Mk. gestiftet. Der Bau ist
bereits in Angriff genommen.
VergröCserung des Stadtparks in Nürnberg. Nachdem
erst zu Beginn dieses Jahres der Stadtpark in Nürnberg nicht
unwesentlich vergröfsert wurde, haben nunmehr Stadtmagistrat
und Gemeindekollegium wiederum eine Summe von 205000 Mk.
zum Ankauf von Grundstücken hinter dem Stadtpark bewilligt.
Am 21. August waren es vierzig J ahre, dafs der Wiener
Stadtpark dem Publikum zur Benützung übergeben wurde.
Das Terrain hatte, dem „Neuen Wiener Tgbl." zufolge, der
Kaiser der Stadt Wien geschenkt, nämlich die Glacisgründe
vor dem ehemaligen Karolinenthor, und zwar speziell zur
Schaffung von Gartenanlagen. Heute stehen zwar noch einige
mächtige Päppeln, die vor der Stadterweiterung noch das alte
„Wasserglacis" schmückten, aber im grofsen und ganzen ist
alles, was im Stadtpark grünt und blüht, erst vor vierzig
Jahren gepflanzt worden. Die Skizze zur Anlage des Parkes
hat der Maler Selleny, der Maler der Novarra-Expedition um
die Erde, entworfen, die Ausführung wurde dem neuen Stadt-
gartendirektor S iebeck anvertraut, und obwohl der erste Spaten-
stich erst am 7. August 1860 gemacht werden konnte, war es
doch möglich, den ganzen Park am linken Wienufer am 21. August
1862 zu eröffnen. Der nach den Plänen des Architekten Johann
Garber erbaute Kursalon wurde einige Jahre später fertig.
Um die lasche und gelungene Vollendung des Stadtparkes
hatten sich aul'ser dem Bürgermeister Dr. Zelinka die
Gemeinderäte August Zang, Khunn, Mayerhof er und
Regenhart, dann der Hofgartendirektor Schott grofse Ver-
dienste erworben. Am Eröffnungstage war auch ein proviso-
rische]- hölzerner „Parksalon* fertig geworden, in dem Kafetier
Wilda ein Cafe betrieb, das nach Fertigstellung des .Kur-
salons" wieder verschwand. In den vierzig Jahren seines
Bestandes hat der Stadtpark mannigfache Wandlungen durch-
gemacht, die umfassendsten in den letzten Jahren infolge des
Baues der Stadthahn und der Wienregulierungsbauten. Nun
ist er wieder so ziemlich aus dem gröbsten, und dank dem
regenreichen Sommer kann er sein Jubiläum im üppigsten
Laubschmuck und beehrt von zahlreichen Besuchern, die sonst
fern von Wien sind, begehen. Aus der vor vierzig Jahren
vielfach bespöttelten, kahlen und leeren Neuanlage ist ein
landschaftlich herrlicher Park geworden, geschmückt mit sehens-
werten .Monumenten, umringt von neuen architektonisch be-
merkenswerten Gebäuden, ein Lieblingsaufenthalt der Wiener,
die heute wohl in dankbarer Erinnerung der verdienstvollen
Schöpfer dieses Parkes zu gedenken die Pflicht haben.
Der Wiener Stadtrat hat beschlossen, in der Nähe des
Arsenals bis zum Landstrasser Gürtel eine Parkanlage zu er-
richten, welche die Grofse des Stadtparkes erhalten soll. Der
neue Park wird im nächsten Jahre eröffnet werden.
Vereinsberichte.
Verein deutscher (lartenkünstler.
Sitzungsbericht vom 8. September 1902.
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, nannte die neuan-
gemeldeten Mitglieder und erteilte Herrn Weil's das Wort
zum Bericht über die Breslauer Hauptversammlung, über
welche eine eingehende Schilderung an anderer Stelle gegeben
wird. Im Ahschlufs daran gab Herr (11 um einen Bericht über
die gartenkünstlerischen und landschaftlichen Reize Breslaus
und Dmgebung, während Herr Wendt über Fürstenstein und
Salzbrunn berichtete. Zum Schlufs gab er in einigen Worten
anerkennend der Genugthuung Ausdruck, dafs Herr Garten-
direktor Richter in so grofsartiger Weise die Vorbereitungen
für die Breslauer Tage getroffen habe. Weiterhin gab Herr
Obergärtner Fritz einen Bericht über die Gartenanlagen der
Kaiserin Augusta-Stiftung. Er betonte, dafs für die Garten-
anlagen ein verhältnismäfsig kleiner Teil übrig geblieben sei.
Die Anlagen sind vielfach den Wünschen der Kaiserin ange-
pal'st worden, da die hohe Frau ein auIsergewohnliches Inter-
esse dafür bekundete.
Eine erfreuliche Thatsache berichtete Herr Vogler, wo-
nach die abfällige Kritik, die die Charlottenburger Anlagen
in der Augustnummer des Vereinsorgans gefunden haben,
eine ganz energische Abstellung seitens des Charlottenburger
Magistrats zur Folge hätte. Schlufs der Sitzung um '/glO Uhr.
Fintel mann, Klawun,
Vorsitzender. stellv. Schriftführer.
Sitzungsbericht der Gruppe Hamburg vom
14. August 1902.
Auf freundliche Einladung der bekannten Baumschulen,
firma Timm & Co. in Elmshorn, deren Inhaber Mitglieder
unserer Gruppe sind, hielten wir unsere diesmonatliche Ver-
sammlung daselbst ab. Nach freundlicher Begrül'sung durch
die Herren Erich Frahm, E. und W. Timm, die Inhaber
der Firma, wurde zunächst die 48 ha grofse Baumschule einer
eingehenden Besichtigung unterzogen. Spezialität dieser Firma
sind Obstbäume (Hochstämme und Spaliere) in tadelloser Form
und Alleebäume aller Art in kräftigen, schönen Exemplaren.
Bemerkenswert war auch die grofse Reinheit von Unkraut
sämtlicher Quartiere, die, wie wir sahen, durch einen kleinen
5 scharig 1 spännigen Pflug hergestellt wird, der schnell und
tadellos arbeitete. Unter den niedrigen Gruppenrosen waren
aul'ser den alten bekannten Sorten noch „Camoens", „Mad.
Jules Grolez", „Souvenir de Catherine Guillot" u. a. m., die
sich durch herrliche Farben und Schönheit, namentlich in
der Knospenform, auszeichneten. — Voll befriedigt von dem
Gesehenen wurde nun im W'ohnhause des Herrn E. Timm zur