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DIE GARTENKUNST
Nun noch kurz die Behandlung der gärtnerischen
Objekte oder wie man sich neuerdings auszudrücken be-
liebt— der „Grünanlagen". Der grofse Volkspark auf dem
Lindener Berge war verlangt worden und kehrte deshalb
in jedem Projekt wenn auch in verschiedenster Form wieder.
An die verschiedenen Vorschläge für die innere Ausge-
staltung desselben will ich den Mafsstab der Kritik lieber
nicht anlegen. Man sah die wunderbarsten Entwürfe für
Wegezüge, Gehölzgruppierung und Wasseranlagen. Die
geschlossenen Stadtplätze kamen in den seltensten Fällen
über die Kreisform inmitten eines Strafsenkreuzungs-
punktes hinaus. Vielfach waren auch — wie so häutig
— kleine Verlegenheitsdreiecke, die eben zu weiter nichts
zu verwenden sind, zu Anlagenplätzen gemacht. Um
Kirchen und öffentliche Gebäude war meistens gärtnerischer
Schmuck vorgesehen worden. Der Fössebach war in vielen
Fällen und teilweise auch mit viel Geschick als natürlicher
Wasserlauf inmitten einer langgestreckten landschaftlichen
Anlage ausgenutzt worden. Die Idee eines Innesquares,
wie er hier dargestellt worden ist und dem bereits auf
der Versammlung in Fiberfeld das Wort geredet wurde,
fand sich andeutungsweise und ohne Angabe der inneren
Anordnung nur nocli bei einem Entwurf.
Am verschiedensten war die Behandlung der Alleen.
Auf vielen Entwürfen hatte fast jede 8traf86, mindestens
aber diejenigen im Landhausviertel, ihre Allee, während sie
von anderen gänzlich verbannt waren. Wiederum andere
hatten nur an den Kreuzungspunkten oder an einzelnen
besonders dafür geschaffenen Strafsenausbuchtungen ver-
einzelte Baumpflanzungen. Wenn sich auch gegen allzu
ausgedehnte Alleepflanzungen in den Städten manches
einwenden läfst, so halte ich diese Idee nicht gerade für
glücklich. Auf die Strafsenbreite war mehrfach bei Ver-
teilung der Alleen nicht genügend Rücksicht genommen
worden.
Ich möchte diese meine Schilderungen nicht schliefsen,
ohne die dringende Mahnung an die Gartenkünstler ge-
richtet zu haben, sich in Zukunft mehr auf diesem Gebiet
zu bethätigen. Die Forderung, dafs den städtischen Garten-
beamten Gelegenheit geboten werden müsse, ihre Ideen
bei den Stadterweiterungsplänen zum Ausdruck bringen zu
dürfen, ist in öffentlichen Versammlungen und privaten
Kreisen oft und laut genug gestellt worden, doch bislang
meist mit negativem Erfolg. Das Resultat wird auch so-
lange dasselbe bleiben, als die Gartenkünstler auf diesem
Gebiet nicht positive Erfolge aufzuweisen haben. Sie sind
eben bisher den Beweis schuldig geblieben, dafs sie hier
thatsächlich etwas zu leisten imstande sind. Von diesem
Gesichtspunkt aus betrachtet, hat der Sieger in Linden
nicht allein persönlich einen grofsen Erfolg errungen,
sondern die ganze Gartenkünstlerschaft kann sich dazu
gratulieren. Hoffen wir, dafs dieser Erfolg anregend
wirken möge!
Strafsenbäume.
Der Strafsenbanm mit besonderer Berücksichtigung der
unterirdischen Bewässerung und sonstiger Einrichtungen.
Von G. Günther, Stadt-Obergärtner, Köln a. Rh.
(Mit 8 Figuren.)
Beim heutigen modernen Strafsenbau mit Beton und
Asphalt wird dem Alleebaum so ziemlich alles genommen,
was zu dessen Gedeihen erforderlich ist. Abgesehen von
Sonnenbrand. Staub und Rufs wird dem Boden durch die
Asphaltdecke das Wasser gänzlich entzogen, denn auch
die gröfsten Baumscheiben verlieren ihren Zweck, wenn sie
nicht ständig an ihrer Oberfläche aufgelockert werden, was
mit erheblichen Unterhaltungskosten verknüpf! ist.
Aber auch noch etwas anderes fehlt dem Boden und
zwar die atmosphärische Luft. Unter der Betonschicht
müssen sich notgedrungen schlechte Luft oder Gase ent-
wickeln und ansammeln, welche die Lebensfähigkeit der
Bäume, wenn nicht ausschliefsen. so doch mindestens
stark beeinträchtigen. Durch diese Ansammlung von
Gasen können auch Insektenlarven. Regenwürmer etc.,
welche sonsl für die Poröshaltung des Bodens sorgen,
nicht existieren. Aufserdem tritt noch als gröfster Schädling
das Leuchtgas hinzu.
L>as Bestreben der Fachleute mufs daher dahin gehen,
diese Übelstände möglichst zu beseitigen und zwar in
weitgehendster Weise. Bisher ist viel zu wenig geschehen,
man darf sich daher gar nicht wundern, wenn in den
meisten Städten die Alleebäume einen recht traurigen
Anblick gewähren.
Nach meiner Ansicht wäre folgendes anzustreben :
1. Ausreichende, mit gutem Mutterboden aufgefüllte
Baumgruben.
2. Gute, genügend starke Baumpfähle und Schutzkörbe.
3. Bestes Pflanzmaterial und entsprechender Baum-
schnitt.
4. Ausreichende unterirdische Bewässerung und Dün-
gung-
5. Be- und Entlüftung des Bodens.
6. Öfteres Abspritzen der Bäume und Nafshalten der
Asphaltdecke gegen Sonnenbrand.
7. Schutzvorrichtungen gegen die schädlichen Einflüsse
des Leuchtgases.
Zu 1. Eine Norm für die Grüfse der Baunigruben kann
kaum angegeben werden, da dies von der jeweiligen Boden-
beschaffenheit abhängig ist, jedenfalls kann aber in dieser
Beziehung nie zu viel geschehen. Bei ganz schlechten
Bodenverhältnissen möchte ich 1,5 cbm als Minimalmafs in
Vorschlag bringen. Sandiger, durchlässiger Boden ist
anderem vorzuziehen.
Zu 2. Wenn man die Bäume vor Windbruch schützen
will ist es Hauptbedingung, ihnen eine genügend starke
Befestigung zu geben. Ein Pfahl, welcher 1 m von seinem
dicken Ende gemessen noch 10 cm Durchmesser hat, dürfte
genügen. Selbstverständlich ist, dafs der Pfahl an seinem
untern Ende imprägniert wird, ganz besonders die Stelle,
welche mit dem Boden abschneidet; ob das Brennen der
DIE GARTENKUNST
Nun noch kurz die Behandlung der gärtnerischen
Objekte oder wie man sich neuerdings auszudrücken be-
liebt— der „Grünanlagen". Der grofse Volkspark auf dem
Lindener Berge war verlangt worden und kehrte deshalb
in jedem Projekt wenn auch in verschiedenster Form wieder.
An die verschiedenen Vorschläge für die innere Ausge-
staltung desselben will ich den Mafsstab der Kritik lieber
nicht anlegen. Man sah die wunderbarsten Entwürfe für
Wegezüge, Gehölzgruppierung und Wasseranlagen. Die
geschlossenen Stadtplätze kamen in den seltensten Fällen
über die Kreisform inmitten eines Strafsenkreuzungs-
punktes hinaus. Vielfach waren auch — wie so häutig
— kleine Verlegenheitsdreiecke, die eben zu weiter nichts
zu verwenden sind, zu Anlagenplätzen gemacht. Um
Kirchen und öffentliche Gebäude war meistens gärtnerischer
Schmuck vorgesehen worden. Der Fössebach war in vielen
Fällen und teilweise auch mit viel Geschick als natürlicher
Wasserlauf inmitten einer langgestreckten landschaftlichen
Anlage ausgenutzt worden. Die Idee eines Innesquares,
wie er hier dargestellt worden ist und dem bereits auf
der Versammlung in Fiberfeld das Wort geredet wurde,
fand sich andeutungsweise und ohne Angabe der inneren
Anordnung nur nocli bei einem Entwurf.
Am verschiedensten war die Behandlung der Alleen.
Auf vielen Entwürfen hatte fast jede 8traf86, mindestens
aber diejenigen im Landhausviertel, ihre Allee, während sie
von anderen gänzlich verbannt waren. Wiederum andere
hatten nur an den Kreuzungspunkten oder an einzelnen
besonders dafür geschaffenen Strafsenausbuchtungen ver-
einzelte Baumpflanzungen. Wenn sich auch gegen allzu
ausgedehnte Alleepflanzungen in den Städten manches
einwenden läfst, so halte ich diese Idee nicht gerade für
glücklich. Auf die Strafsenbreite war mehrfach bei Ver-
teilung der Alleen nicht genügend Rücksicht genommen
worden.
Ich möchte diese meine Schilderungen nicht schliefsen,
ohne die dringende Mahnung an die Gartenkünstler ge-
richtet zu haben, sich in Zukunft mehr auf diesem Gebiet
zu bethätigen. Die Forderung, dafs den städtischen Garten-
beamten Gelegenheit geboten werden müsse, ihre Ideen
bei den Stadterweiterungsplänen zum Ausdruck bringen zu
dürfen, ist in öffentlichen Versammlungen und privaten
Kreisen oft und laut genug gestellt worden, doch bislang
meist mit negativem Erfolg. Das Resultat wird auch so-
lange dasselbe bleiben, als die Gartenkünstler auf diesem
Gebiet nicht positive Erfolge aufzuweisen haben. Sie sind
eben bisher den Beweis schuldig geblieben, dafs sie hier
thatsächlich etwas zu leisten imstande sind. Von diesem
Gesichtspunkt aus betrachtet, hat der Sieger in Linden
nicht allein persönlich einen grofsen Erfolg errungen,
sondern die ganze Gartenkünstlerschaft kann sich dazu
gratulieren. Hoffen wir, dafs dieser Erfolg anregend
wirken möge!
Strafsenbäume.
Der Strafsenbanm mit besonderer Berücksichtigung der
unterirdischen Bewässerung und sonstiger Einrichtungen.
Von G. Günther, Stadt-Obergärtner, Köln a. Rh.
(Mit 8 Figuren.)
Beim heutigen modernen Strafsenbau mit Beton und
Asphalt wird dem Alleebaum so ziemlich alles genommen,
was zu dessen Gedeihen erforderlich ist. Abgesehen von
Sonnenbrand. Staub und Rufs wird dem Boden durch die
Asphaltdecke das Wasser gänzlich entzogen, denn auch
die gröfsten Baumscheiben verlieren ihren Zweck, wenn sie
nicht ständig an ihrer Oberfläche aufgelockert werden, was
mit erheblichen Unterhaltungskosten verknüpf! ist.
Aber auch noch etwas anderes fehlt dem Boden und
zwar die atmosphärische Luft. Unter der Betonschicht
müssen sich notgedrungen schlechte Luft oder Gase ent-
wickeln und ansammeln, welche die Lebensfähigkeit der
Bäume, wenn nicht ausschliefsen. so doch mindestens
stark beeinträchtigen. Durch diese Ansammlung von
Gasen können auch Insektenlarven. Regenwürmer etc.,
welche sonsl für die Poröshaltung des Bodens sorgen,
nicht existieren. Aufserdem tritt noch als gröfster Schädling
das Leuchtgas hinzu.
L>as Bestreben der Fachleute mufs daher dahin gehen,
diese Übelstände möglichst zu beseitigen und zwar in
weitgehendster Weise. Bisher ist viel zu wenig geschehen,
man darf sich daher gar nicht wundern, wenn in den
meisten Städten die Alleebäume einen recht traurigen
Anblick gewähren.
Nach meiner Ansicht wäre folgendes anzustreben :
1. Ausreichende, mit gutem Mutterboden aufgefüllte
Baumgruben.
2. Gute, genügend starke Baumpfähle und Schutzkörbe.
3. Bestes Pflanzmaterial und entsprechender Baum-
schnitt.
4. Ausreichende unterirdische Bewässerung und Dün-
gung-
5. Be- und Entlüftung des Bodens.
6. Öfteres Abspritzen der Bäume und Nafshalten der
Asphaltdecke gegen Sonnenbrand.
7. Schutzvorrichtungen gegen die schädlichen Einflüsse
des Leuchtgases.
Zu 1. Eine Norm für die Grüfse der Baunigruben kann
kaum angegeben werden, da dies von der jeweiligen Boden-
beschaffenheit abhängig ist, jedenfalls kann aber in dieser
Beziehung nie zu viel geschehen. Bei ganz schlechten
Bodenverhältnissen möchte ich 1,5 cbm als Minimalmafs in
Vorschlag bringen. Sandiger, durchlässiger Boden ist
anderem vorzuziehen.
Zu 2. Wenn man die Bäume vor Windbruch schützen
will ist es Hauptbedingung, ihnen eine genügend starke
Befestigung zu geben. Ein Pfahl, welcher 1 m von seinem
dicken Ende gemessen noch 10 cm Durchmesser hat, dürfte
genügen. Selbstverständlich ist, dafs der Pfahl an seinem
untern Ende imprägniert wird, ganz besonders die Stelle,
welche mit dem Boden abschneidet; ob das Brennen der