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Die Gartenkunst — 4.1902

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Heinricy, B.: Die besten Herbstblüher unter den Gehölzen
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0155

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DIE GARTENKUNST

149

jedoch bis August, September aus, weshalb dieses inter-
essante und dekorative Gehölz an dieser Stelle erwähnt
sein mag. (Schlufs folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Auf dem Städtetage der Provinz Sachsen und des
Herzogtums Anhalt in Dessau am 12. Juni d. J. wurden
auch verschiedene gärtnerische Angelegenheiten erörtert. Aus
dem Bericht des „Anh. Tagebl." entnehmen wir in dieser Hin-
sicht folgendes:

„Die Anlage kleiner Gärten mit Obstbaumanpflanzungen
(Schrebergärten) erfuhr eingehende Würdigung durch Herrn
Stadtrat Kl i ngh ard t-Magdeburg zunächst mit Bezug auf
ihre Bedeutung für die Erziehung zur Natur und für die Volks-
gesundheit.

Das Kind empfange im Garten vom Walten der Natur
tiefere Eindrücke als in den öffentlichen Anlagen, wo es nur
in gemessener Entfernung an den Blumen und Gebüschen
vorübergehen dürfe. Ebenso gehe es den Erwachsenen. Der
Aufenthalt in frischer, freier Luft sei von hoher Bedeutung
für die Volkswohlfahrt; er ersetze ihm oft kostspielige Er-
holung und bewahre ihn vor zweifelhaften Vergnügen mannig-
facher Art. Wie die Kommunen das Bedürfnis nach kleinen
Gärten zu befriedigen in der Lage seien, erörtert der Redner
an dem Beispiel Magdeburgs mit dem Erfolg, dal's die Er-
füllung dieser sozialen Aufgabe den Städten nicht nur keine
Opfer auferlege, sondern oft noch mit finanziellem Nutzen für
diese verknüpft sei. Schon wegen der Kinder müsse man alles
thun. um jeder Familie ein, wenn auch noch so winziges
Eleckchen Gartenbesitzes zu überweisen.

Die Bedeutung kleiner Gärten für die Obstbaumzucht
schilderte Gartendirektor Schoch ebenfalls nach einer Anlage
in Magdeburg.

Es handelt sich in dieser Anlage um Gärten von 200 Quadrat-
meter Flächeninhalt, deren jeder mit 8 Obstbäumen (4 Kirsch-,
2 Apfel- und 2 Birnbäumen) besetzt ist. Der Ertrag aus der
Verpachtung dieser Gärten entspricht der üblichen Rente des
Bodens bei anderweitiger Benutzung, und man glaubt, mit der
Anlage dieser Gärten das Richtige getroffen zu haben.

Hr. O.-B. Dr. Ebeling verwies auf die Erfahrungen mit
Schrebergärten in Dessau, wo die andauernd starke Nach-
frage beweise, dafs das Bedürfnis nicht nur in grofsen, sondern
auch in kleineren Städten vorhanden sei. Er schildert an-
schaulich den „reilsenden" Absatz der Schrebergärten in Dessau,
kündigt die Anlage noch weiterer Gärten an und rät zu
gleichen Anlagen in allen Städten, wo irgendwie ein Bedürf-
nis sich bemerkbar macht.

Die Anlage von Friedhöfen nach dem Muster von
Ohlsdorf und Magdeburg besprach zunächst Gartendirektor
Schoch-Magdeburg vom Standpunkt gärtnerischer Ästhe-
tik aus.

Nicht öde Begräbnisstätten sollten unsere Friedhöfe sein,
sondern friedvolle, freundliche, gärtnerische Anlagen. Der
Redner griff auf die Anlage der ersten Friedhöfe zurück und
hob hervor, dafs eines der besten Beispiele eines würdigen
Gottesackers einst „Vater Franz" mit der Anlage des Fried-
hofs 1 in Dessau gegeben habe. Der Dessauer Friedhof sei
lange Zeit vorbildlich gewesen. Später kam die Idee des park-
ähnliohen Friedhofs aus Amerika nach Deutschland herüber
und ward praktisch verwertet zuerst in Bremen, dann in
Düsseldorf und Hamburg. Leider erging man sich in skla-

vischer Nachahmung des amerikanischen Systems ohne Rück-
sicht auf die veränderten deutschen Verhältnisse. Das richtige
Mittel traf erst die Anlage des Friedhofs in Ohlsdorf bei
Hamburg, der im Charakter eines Waldparks gehalten und
namentlich in seinen Einzelheiten gärtnerisch ästhetisch aus-
geschmückt, als Muster einer neuzeitigen Friedhofsanlage
gelten könne. Der Magdeburger Westfriedhof, der vom Redner
zum Vergleich mit dem Ohlsdorfer herangezogen und ausführ-
lich geschildert wurde, hält zwar diesen Vergleich nicht recht
aus, immerhin bietet auch seine Anlage viel Vorbildliches.
Aus den Mitteilungen über die Verwaltung letzteren Fried-
hofs dürfte von Interesse sein, dafs die Grabpflege nicht dem
Friedhofsaufseher zugewiesen ist, sondern infolge ihrer Ein-
träglichkeit in städtischer'Regie ausgeführt wird. Der Fried-
hofsinspektor sei am besten aus den Reihen technisch geprüfter
Gartenbauer zu entnehmen. Nach dem Muster Ohlsdorfs oder
Magdeburgs könne die Anlage von Friedhöfen auch in mittleren
und kleineren Städten erfolgen, wenn man sich nicht ängst-
lich an das Schema halte, sondern die örtlichen Verhältnisse
berücksichtige.

Die Bepflanzung der in den neuen Stadtteilen Kiels be-
legenen Vorgärten vor den Häusern ist, wie die „Kieler Ztg."
schreibt, nicht gerade immer schön und zweckentsprechend zu
nennen, dennoch kosten nach Aussage verschiedener Hausbesitzer
diese Hausgärtchen gar nicht so wenig. Es wäre daher eine der
dankbarsten und lohnendsten Aufgaben des hiesigen Ver-
schönerungsvereins, der ja über genügende Mittel verfügte,
wenn derselbe eine allgemeine Konkurrenz ausschriebe für
Zeichnungen und Bepflanzungspläne für kleine Vorgärten vor
den Häusern. Es müfsten die Preise aber so anständig be-
messen sein, dafs sich auch wirklich hervorragende Land-
schaftsgärtner daran beteiligten. Würde der Verein dann eine
gröfsere Anzahl von Entwürfen ankaufen und vervielfältigen
lassen, so könnte der Verschönerungsverein durch solche Mafs-
nahme hervorragend zur Verschönerung der Stadt beitragen,
wenn er den Hausbesitzern die Entwürfe zur Einsicht und
Auswahl für neu anzulegende Hausgärten leihweise zur Ver-
fügung stellte — Auch würde der hiesige Gartenbauverein sich
ein grol'ses Verdienst erwerben, wenn er einen Vorgartenwett-
bewerb, ebenso wie es der hannoversche Gartenbauverein
gethan habe, ausschriebe. Es würde dies ganz besonders zur
Förderung der kunstgerechten Ausführung wie Unterhaltung
der Vorgärten führen und die zweifelhaften Elemente unter
den Gärtnern, die sich nur zu oft Landschaftsgärtner nennen,
in Wirklichkeit aber nur Gartenarbeiter seien, mehr in die
ihnen zukommende Thätigkeit zurückdrängen.

Die Umwandlung des Grunewalds in einen Volkspark
ist der Verwirklichung wieder um einen Schritt, näher gerückt.
Die Ausholzungen, die im Hinblick auf die bevorstehende Be-
endigung der zwischen den Ministerien und den beteiligten
städtischen Behörden schwebenden Verhandlungen bereits jetzt
im Grunewald vorgenommen werden, sind als die ersten Vor-
arbeiten in der Ausführung dieses Projektes zu betrachten.
Ihnen werden später weitere Lichtungen des Waldbestandes
folgen müssen, weil für den zu schaffenden Park eine erheb-
liche Anzahl neuer Wege und Stral'sen notwendig wird.
Aufserdem sollen zahlreiche Spielplätze für Kinder angelegt
werden und als neuestes auf diesem Gebiet — auch Spiel-
und Sportplätze für die Studierenden der hiesigen Hochschulen.
Bei allem soll jedoch der Grunewald seinen waldartigen
Charakter beibehalten, und nur an einzelnen besonders geeig-
neten Stellen werden später gärtnerische Anlagen den Be-
sucher darauf hinweisen, dal's aus dem Grunewald ein Park
geworden ist.
 
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