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Die Gartenkunst — 4.1902

DOI Artikel:
Ferber, M. E.: Strassen- und Wegebau, [4]
DOI Artikel:
Encke, Fritz: Betrachtungen über den gärtnerischen Fortbildungsunterricht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0189

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184

DIE GARTENKUNST

IV, 10

Schmelzofen stammende ist glasig und brüchig und macht
die Wege sehr bald kotig.

Durch die Abnutzung der Strafsenoberfläche wird bei
sämtlichen Bauarten Staub erzeugt, welcher sich mit dem
Pferdedünger vermischt und bei Regenwetter, zu einem
Kote wird. Dieser Kot mufs entfernt werden, da derselbe
das Bindematerial der Steine erweicht. Das sich abnutzende
Material kann durch das Flicksystem oder das Decklageh-
system ersetzt worden, d. h. durch Ausbessern der ein-
zelnen schlechten Teile oder durch Aufbringen einer völlig
neuen Schicht. Die auszubessernden Teile sind stets gut
aufzulockern, damit sich die neuen Steine mit den alten
verbinden können.

Beim Walzen ist, sobald es an natürlicher Feuchtig-
keit fehlt. Wassel- nach Bedarf zuzuführen, wobei jedoch
die nachteilige Erweichung des Untergrundes zu ver-
meiden ist. .Man beginnt mit dem Walzen an den Rändern
und nähert sich langsam der Mitte. Werden durch das
Walzen die zur Füllung der Zwischenräume erforderlichen
Splitter nicht gewonnen, so ist, sobald die untere Lage
befestigt ist, steiniges Füllmaterial in geringen Mengen
einzustreuen, die oberste Schicht wird mit Steingrus oder
sonstigem Bindematerial gleichmäfsig bestreut und nach
sorgsamem Finfegen dieses Materials nochmals gewalzt.

Die übrigen Arten des Strafsenbaues sind nicht Sache
lies Gartentechnikers und liegen aufserhalb des Rahmens
dieser Abhandlung. Zu erwähnen wäre noch der Bau der
Reitwege; und der Pufswege.

Zur Herstellung der Reitwege werden grober Sand,
feiner Kies. Gerberlohe oder Sägespäne angewandt. Der
Erdkasten wird 17—20 cm tief ausgehoben, die Sohle mit
einer 7 cm hohen Kiesschicht oder Schlackenschicht be-
deckt und über diese Lage eine Mischung von Gerberlohe,
Sägespänen und feinem Kies 10—13 cm hoch gebracht.
In untergeordneten Fällen genügt eine Schüttung aus feinem
Sand, der jedoch im Sommer viel Staubbildung verursacht.

Die Herstellung der Fufswege ohne jede Befestigung
durch einfaches Einplanieren und Stampfen des Erdbodens
ist nicht zu empfehlen, da derartige Wege hei feuchtem
Wetter sofort weich werden und aufserdem nur mit grofsen
Kosten völlig rein vom Unkraut zu halten sind. Die
Wölbung der Pufswege, namentlich der schmaleren, ist
möglichst gering anzulegen, da starke Wölbungen das
bequeme Gehen erschweren. Die Anbringung seitlicher
Rinnsteine sollte nur bei stärkerem Längsgefälle An-
wendung finden, da sie zur Verschönerung kaum dienen
dürften. Eine Befestigung mit Schlacken, Steinschlag oder
Kies. 8—10 cm hoch, genügt im allgemeinen. In Hamburg
werden jetzt mit Vorliebe Schlacken der Verbrennungs-
anstalt, die aus den unverbrennbaren Teilen des Haus-
abfalles bestehen und viel Metall. (Sias und Porzellan ent-
halten, zum Wegebau benutzt. Dieses Material wird in
gröberer und feinerer Form abgegeben. Natürliche Steine,
die beim Rigolen etc. gefunden werden, sind im ge-
schlagenen Zustand ein gutes Material, namentlich für den
Unterbau. Pulverisierter Thon, lehmhaltiger Kies und
namentlich der sogenannte Chausseeabzug, der in Ham-
burg allerdings nur ausnahmsweise zu erhalten ist, bilden

ein gutes Bindemittel. Wiederholtes Walzen ist auch für
die Fufswege erforderlich.

Die Herstellung von Wegen aus Kies allein ist nicht
rationell, da durch den Kies das Wasser leicht in den
Untergrund dringt und diesen erweicht.

Diese Abhandlung wird manche Mängel und Unvoll-
ständigkeiten enthalten, es würde daher im Interesse der
Sache erwünscht sein, wenn weitere Erfahrungen auf
diesem Gebiete hier zur Veröffentlichung kämen oder dem
Verfasser gütigst übermittelt würden.

Unterrichtswesen.

Betrachtungen Bber den gärtnerischen Portbildungs-
unterricht.

Von F. Eneke, Wildpark.
(Schlufs.)

Es mag auffallen, dafs von dem Entwerfen von Garten-
anlagen ganz abgesehen worden ist. Dies ist ein Hauptpunkt
meiner Vorschläge. Nach meiner Erfahrung ist das künst-
lerische Gestalten kleiner Flächen ebenso schwer wie der
Entwurf grofser Anlagen. Indem wir ungenügend vor-
gebildeten jungen Leuten derartige Aufgaben stellen,
ziehen wir das Pfuschertum in der Gartenkunst grofs.
Aus dem gleichen Grunde halte ich auch das Anfertigen
farbiger Gartenpläne mit ausgeführtem Baumschlag für
verfehlt. Der Schüler bekommt die Meinung, auch Pläne
zeichnen zu können, was er nachweislich in dem Fort-
bildungskursus nicht ausreichend lernt, und die Freude an
dem bunten, schülerhaft aussehenden Plane ist erkauft
durch eine Menge Zeit, welche nützlicheren Gegenständen
hätte gewidmet werden sollen.

Der Fortbildungsunterricht soll nicht der Halbheit
Vorschub leisten, sondern er soll im Gegenteil aller Ober-
flächlichkeit entgegenarbeiten.

Nach meiner Meinung hat dieser Unterricht folgenden
Zweck: 1. Schärfung des Verstandes und Erziehung zu
folgerichtigem Denken und Handeln. Wie der Unterricht
in der deutschen Sprache, im Rechnen und in der Geometrie
diesen Zweck besonders fördert, so kann dies auch durch
geschicktes Unterrichten in der oben angedeuteten Weise
in den gärtnerischen Gebieten geschehen.

2. Anleitung des Schülers zum vernünftigen Selbst-
studium. Ich denke dabei z. B. an das schriftliche Fest-
halten der Hauptpunkte eines Aufsatzes aus einem Huehe
oder einer Zeitschrift.

3. Berichtigung und Festhalten gemachter Erfahrungen
durch schriftliche oder zeichnerische Darstellung und Be-
richtigung durch Vergleichen mit einschlägigen Büchern,
Katalogen u. s. w. So wird der Schüler eine einfache
Laube, ein Beet oder dergl. in sein Notizbuch zeichnen,
die gemessenen oder geschätzten Mafse einschreiben, die
Berankung oder Bepflanzung sich merken. Zu Hause wird
die Zeichnung in geeignetem Mafsstabe mit Zirkel und
Dreieck ausgeführt, die Pflanzennamen werden auf ihre
Richtigkeit geprüft (vielleicht in Ermangelung geeigneter
Bücher nach einem guten Kataloge), die nötigen Pflanzen-
 
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