Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI Artikel:
Tutenberg, Ferdinand: Unsere Coniferen in der Landschaftsgärtnerei
DOI Artikel:
Olbrich, Stephan: Vier schöne Vertreter der Fichtengruppe: Picea Morinda, Picea orientalis, Picea Omorica und Picea excelsa pyramidalis
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
216 DIE GARTENKUNST IV, 12

die Lage der Pflanzung und die Einwirkung der Luft ein
wichtiger Faktor. Hier in Mainz, im Stadtgarten, sind
schlechte Bodenverhältnisse (Lette) und die dicht dabei
befindliche Gasfabrik zwei Feinde unserer Coniferen, trotz-
dem der Boden sorgfältig verbessert wird.

Von den Juniperus-Arten sind wohl am meisten die
horizontalwachsenden Arten in unsern Anlagen vertreten.
Im Hausgarten möchte ich ihre Verbreitung nicht so befür-
worten, da ihr gesundheitsschädlicher Kinfiufs auf die
Obstbäume (Birnen) genügend bekannt sein dürfte.

Ferner seien noch die Cedrus-Arten hervorgehoben,
welche als Solitärs oder in ganz kleinen Gruppen von
vorzüglicher Wirkung sind. Im königl. Schlofsgarten zu
Homburg v. d. H. befindet sich eine Cedrus Libani von
25—30 m Höhe; dieselbe wird von hervorragenden Fach-
leuten als die höchste dieser Art in Deutschland bezeichnet
Mächtig und erhaben wirken die farnwedelartigen Zweige.
Aufserdem sind auch Cedrus Deodara und C. atlantica
sehr gut zu verwenden. Alle 3 Arten lieben grofse Pflanz-
weite, da sie bei gedrängtem Standort leicht die Nadeln
fallen lassen. Ebenso behandelt zu werden verlangen die
Cryptomerien, unter denen Cr. elegans sich besonders
hervorthut wegen ihres herrlichen Baues und der vielfach
wechselnden Färbung der Belaubung. Riesige Dimensionen
erreicht die Wellingtonia gigantea und deren Spielart
W. gigantea pendula. Im Schlofsgarten zu Friedrichshof
bei Cronberg befinden sich einige bemerkenswerte Riesen
ersterer Art.

Ein unverwüstlicher Geselle ist der Taxus. Taxus
baccata gedeiht leicht und läfst sich willig zu allen mög-
lichen und unmöglichen Formen schneiden. Trotzdem
weist diese Art manche wertvolle Varietät auf, die sich vor-
hin erwähnter Prozedur ganz gewifs nicht unterwirft.

Wie schon bereits erwähnt, stehen dem Landschafts-
gärtner viele Arten und Spielarten zur Verfügung, und
wird es demjenigen, welcher in den Baumschulen ein-
gehende Umschau gehalten hat, auch nicht schwer fallen,
jeweil das richtige zu treffen. Aber Abwechselung mufs
geschaffen werden, recht reichhaltige.

Welch ein befreiendes Gefühl ist es nicht für den
Wanderer, nach stundenlangem Marsche im Laubwalde den
herrlichen Harzduft des Kiefern- oder Tannenwaldes ein-
zuatmen. Diesen Wechsel der Natur im grofsen wollen
wir nachahmen auch im kleinsten, „wer Augen hat zu
sehen, der sehe!" sagt ein altes Wort, und wenn wir
dieses befolgen, dann werden wir Mutter Natur vieles ab-
sehen und von ihr lernen und vor allen Dingen bei Aus-
übung unseres Berufes auch beherzigen und befolgen.

Vier schöne Vertreter der Fichtengruppe.
Picea Morinda, Picea orientalis, Picea Omorica und
Picea excelsa pyramidalis.
Von St. Olbrich in Zürich V.

Hierzu 4 Abbildungen.

Picea Morinda, aus dem westlichen Himalaya stam-
mend, ist schon in der Jugend eine auffallende Conifere,
welche sie von fast allen Vertretern ihrer Gattung schon

auf den ersten Wiek besonders hervorhebt. Der pyramidale,
doch in den jungen Zweigen sehr hängende Wuchs, die
graugrüne, in den einjährigen Zweigen sogar bläuliche,
dichte Belaubung, zeigt uns in Picea Morinda eine eigen-
artige, äufserst dekorativ wirkende Conifere, welche vom
gewohnten Fichten-Charakter ganz abweicht.

Die im Bilde (S. 217) vorgeführte tadellos formierte und
kerngesunde Pflanze hat eine Gesamthöhe von 18 m und
steht auf einem erhöhten Punkt des Rieterparkes am linken
Ufer des Zürichsees, unweit des Eingangs zur Parkvilla.
Mit der dem Auge entgegengesetzten Seite steht die Pflanze
an andere Coniferen angelehnt. Im gleichen Park ist noch
ein junges Exemplar derselben Sorte kürzlich ausgepflanzt
worden, um auf alle Fälle Ersatz zu haben. Wir sehen
dieses Exemplar auf dem Bilde rechts bei der Picea
orientalis. ,

Es ist eine bekannte Thatsache, dafs wenig schöne
Exemplare von Picea Morinda in Deutschland anzutreffen
sind und in der vorgeführten Gröfse wohl überhaupt nicht
in Gärten vorhanden sind, welcher Umstand in erster Linie
die photographische Aufnahme veranlagte.

Das heimatliehe Vorkommen von Picea Morinda ist in
Gesellschaft von Abies Webbiana, Cedrus Deodara und
Pinus excelsa, also ineist solcher Coniferen, welche nicht
überall gedeihen wollen. Da aber die im Bilde vorgeführte
in der Heimat noch 200 m höher vorkommt als die anderen
Gesellschafter, von denen z. B. Pinus excelsa in Deutsch-
land eine ziemliche Verbreitung geniefst. so kann es die
Winterkälte nicht allein sein, welche ihr Gedeihen beein-
trächtigt, sondern es müssen Standorts- und speziell
Bodenverhältnisse dabei eine grofse Rolle spielen und auch
noch der Mangel an genügendem Schnee im Winter. Das
vorgeführte Exemplar steht auf einem sehr steinigen, durch-
lassenden Boden, durch die Villa gegen die Xordweststürme
geschützt, was ein Fingerzeig ist, wie man diese herrliche
Conifere plazieren soll. In Wirklichkeit giebt es in der
ganzen Ostschweiz nur sehr wenig Exemplare von Picea
Morinda, wovon in den Quaianlagen nahe dem See ein
4 m hohes schönes Exemplar schon dreimal das völlige
Zugefrieren des Sees mitgemacht hat. was beweisen kann,
dafs wir hier klimatisch nicht ganz besonders günstig
liegen, wenn die enorme Wasserfläche zufrieren kann. Die
Auswahl des Standortes für manche feine Conifere ist
immer noch ein Thema, welchem alle Aufmerksamkeit in
lokalen Verhältnissen gewidmet werden sollte. Picea Morinda
wurde 1818 in Europa eingeführt, hat sich aber leider
wenig verbreiten können.

Picea orientalis, im gleichen Park stehend, welche
im Bilde Seite 218 vorgeführt wird, ist eine viel weniger
empfindliche Conifere, die auch überall gedeihen kann und
auch häufiger angetroffen wird. Das abgebildete Exemplar
ist 167a m hoch und von tadellosem Wuchs. Es ist be-
sonders schön zur Zeit, wenn die unzähligen, schön rot-
gefärbten männlichen Blüten die ganze Pflanze bedecken.
Picea orientalis kommt im Kaukasus und Taurus in grofsen
Wäldern vor und wurde 1837 in Europa eingeführt. Sie
bildet, wie aus der Abbildung ersichtlich, eine schmale,
zierliche Pyramide, welche viel weniger Breitenausdehnung
 
Annotationen