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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Jaffé, Ernst: Zu den Arbeiten von Eugen Stolzer, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0360

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332

INNEN-DEKORATION

ZU DEN ARBEITEN VON EUGEN STOLZER-BERLIN

Unser deutsches Kunstgewerbe, das sich zur Zeit frei-
lich nicht viel betätigen kann, läßt wenig von dem
Sturm erkennen, der durch die Welt braust. Nicht ein-
mal der Einfluß überlebter Formen, auf die kurz vor dem
Beginn des Weltkrieges von manchem treuen Warner
hingewiesen worden, ist durch die vielen zum Teil über-
wältigenden Zeugnisse europäischer Lebenskraft zurück-
gedrängt worden. Die Gefahr scheint eher größer ge-
worden zu sein. Denn die große Schar der Unbegabten
stürzt sich freudig in den breiten behaglich dahinfließen-
den Strom, der auch den schwachen Schwimmer zum
Ufer des lohnenden Erfolges trägt. Umsomehr verdienen
daher die Künstler Förderung, die selbständig schaffen,
ohne aus Originalitätshascherei die Erlebnisse, die ihnen
die Berührungen mit den Kunstwerken alter oder fremd-
völkischer Kulturen geworden sein müssen, zu unter-
drücken. — Zu diesen Künstlern gehört Eugen Stolzer,
der besonders als Mitarbeiter Kaufmanns bekannt ge-
worden ist. Obwohl er über kunstgeschichtliche Kennt-
nisse verfügt, die für einen Architekten ungewöhnlich
sind, und sich mit Liebe in das Kunstgewerbe des fernen
Ostens versenkt hat, ist er stets in seinen Arbeiten selb-

ständig geblieben. Freilich merkt man es ihnen an, daß
ihr Schöpfer weder von Natur noch durch spekulative
Selbstbeschränkung primitiv ist. Seine Begabung ist
durch Erfahrung gesteigert und reicher geworden, seine
Kenntnisse befähigen ihn, neue Wirkungen zu erreichen.

In der Kenntnis und Auswahl des wichtigsten Werk-
stoffes für den Möbelbauer, des Holzes, kommen ihm
heute nur wenige gleich. Seine Zusammenstellungen
wirken oft geradezu raffiniert und er versteht es, die
Struktur des gewachsenen Holzes durch die Bearbeitung
noch hervorzuheben. Dabei verschmäht er auch nicht
durch andere Materialien, die in Farbe und Masse zu den
verarbeiteten Hölzern fein stimmen oder ihren Reiz durch
Gegensätze steigern, die von ihm beabsichtigte farbige
Wirkung so stark wie möglich zu machen, ohne aufdring-
lich zu sein. Obwohl er Architekt ist tritt bei seinen
Möbeln das Konstruktive stark zurück. Gewiß ist die
Zeichnung klar, die Massen sind gut verteilt und gegen-
einander feinfühlig abgewogen, aber die farbige Wirkung,
auf die der Künstler ausgeht, kann nur durch größere
zusammenhängende Flächen erreicht werden, die allen-
falls durch farbig stark abstechende Einlagen ihren festen
 
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