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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Friedmann, Ernst: Ausstellungs- und Schaufenster-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0321

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INNEN-DEKORATION

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ALBERT KRAPP—MANNHEIM. »ZIMMER MIT BÜSTE« MÖBEL IN NUSSBAUM, BEZÜGE IN GRÜNEM RIPS, WÄNDE GRAUBLAUE TAPETE, BILDER-
RAHMEN SCHWARZ. SPANNGARDINEN WEISSER TÜLL

AUSSTELLUNGS- UND SCI

Aufgaben, die erst unsere Zeit dem Dekorateur erst-
XX malig gestellt hat, liegen auf dem Gebiete der Kunst
der »Ausstellungs-Dekoration« und der »Schaufenster-
Dekoration«. Beide Gebiete sind in ihrem innersten
Wesen Erzeugnisse der modernen Zeit, beide stellen Auf-
gaben, die nicht um ihrer selbst willen gelöst sein wollen,
sondern einen starken, rein praktischen Kern bergen. Sie
dienen letzten Endes lediglich dazu, den Handel zu för-
dern und müssen ihre oberste Aufgabe darin erblicken,
kaufmännisch wirkungsvoll zu sein. Erst als der Kauf-
mann erkannte, daß er die Kunst sich als Reklame nutz-
bar machen konnte — als der Künstler andererseits sich
praktischen Aufgaben des täglichen Lebens zuwandte,
erst da konnte, dank einer glücklichen Verschmelzung
dieser beiden Kräfte, die Kunst im kaufmännischen Be-
triebe zu einer immer neu treibenden Blüte sich entwickeln.

Die großen Ausstellungen, die vielen zwischen diesen
liegenden Gewerbe- und Fachausstellungen, und alle die
hunderte von kleinen Sonderausstellungen aller Art, zu
denen aus aller Herren Länder Ware auf Ware geschickt
wurde, boten erst so recht die Gelegenheit, eine Aus-
stellungskunst nach allen Gesichtspunkten hin zu ent-
wickeln. Der Weltverkehr, die Exportnotwendigkeiten,
der Konkurrenzkampf zwangen dazu, die Ausstellungen
zu beschicken und nötigten die Aussteller, ihre Erzeug-
nisse nach bestem Können ins rechte Licht zu setzen. So

\UFENSTER-DEKORATION

wetteiferte denn mit den ausgestellten Waren selbst die
Art und Weise, wie dieselben zur Schau gestellt wurden,
und mancher Erfolg auf solch einer Ausstellung war
weniger dem »was« als dem »wie« zu verdanken. Erst
ganz allmählich entwickelte sich die Ausstellungskunst. Je
größer die Veranstaltungen wurden, je ermattender ein
Studium derselben durch die Fülle des Gebotenen und
die räumliche Ausdehnung werden mußte, um so wich-
tiger wurde die »Aufmachung«. Man konnte das quali-
tativ Höchststehendste und auch in Bezug auf Preis-
stellung Konkurrenzfähigste zur Schau stellen, — wenn
es nicht in einer anreizenden und empfehlenden Art ge-
schah, lief man Gefahr, übersehen zu werden oder wenig
beachtet zu bleiben. So wurden denn rein praktische
Gesichtspunkte für die Anwendung der Dekorationskunst
ausschlaggebend, und um große einheitliche Wirkungen
zu erzielen, kam man dazu, auf großen Ausstellungen
ganze Gruppen und Nationen in einer großen Form zu-
sammenzufassen, ganze Industrien in einem straffen, ein-
heitlichen Stil durchzuführen.

Man kann das Gebiet der Ausstellungsdekoration in
zwei Teile gliedern: Die Kunst der Warendekoration und
die Dekoration der Ausstellung selbst. Im Anfang be-
gnügte man sich, die Plätze an die einzelnen Aussteller
zu verteilen, und man überließ diesen die Ausgestaltung
ihrer Abteilung. Das Ergebnis war ein verwirrendes
 
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