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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Lux, Joseph August: Ideen zum Schmuck des eigenen Heims, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0386

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358

INNEN-DEKORATION

ARCH. ERNST MAV—FRANKFURT. »SOFA MIT BRAUNEM SEIDENBEZUG« MODELL DER SCHNITZEREI: BILDHAUER STOCK —FRANKFURT

IDEEN ZUM SCHMUCK DES EIGENEN HEIMS

VON JOSEPH AUG. LUX ISchluß).

Auf kleinen, alten Wandtischchen, oh — man kann farbig verhüllte Lampe, die abends sanftes und warmes
nicht genug Wandtischchen haben in jeder Form und Ge- Leuchten verbreitet, und das schön gebundene Buch da-
stalt! — stelle ich meine kleinen, alten Uhren ehrerbietig neben mit der Aufschrift »Chevalier Blaubarts Liebes-
auf, in einer Umwelt, die solchen Mütterchen würdig ist; garten« dem stillen Leser einladend vor Augen rückt,
matronenhafte Spiegel in Silberrahmen hängen darüber, Noch habe ich der Blumen nicht gedacht, aber für
die so alt sind und so viel gesehen haben, daß sie fast mich ist es selbstverständlich, daß ich die einzelne Blüte
blind sind, vom Alter rauchblau wie Amethyst über- als Solitärpflanze in schmale hohe Gläser stelle oder den ein-
haucht, und selbst das Antlitz, das sich hineinsieht, wie zelnen Blütenzweig, daß ich sie ans Licht rücke, den großen
ein altes Pastell in zarten verschwommenen Tönen wie ein Topf mit Wiesenblumen auf das Tischchen stelle, wo echte
verblaßter Boucher herausschaut, zeitlich entrückt, fremd- Bauernstickerei ausgebreitet ist und auf dem Eßtisch am
artig und zugleich vertraut wie der Ahnenzug alter Fa- liebsten den kühlen Glanz des gebuckelten Silbers und des
milienbilder. Und die Girandolen daneben mit echten geschliffenen Krystalls mit der Glut der Rosen vermähle
Wachslichtern, die dem Pfeiler die rechte Weihe geben! unter dem verklärenden Schein brennender Kerzen. Das

Noch habe ich nicht verraten, was ich dem Kaminsims sind Gedanken von einer Schönheit, die in dichterischen
für einen besonderen Schmuck gebe, obzwar es nicht Träumen möglich ist, davon ich aber gern im Leben, soweit
schwer ist, die angeschlagene Note festzuhalten, wenn es die Mittel und Umstände erlauben, einen Akzent fest-
man echte Dinge besitzt, chinesische Terrakotten, Glücks- halte, der weiterklingen mag. Immer aber bleibt mein rein
göttinnen, den kleinen siamesischen Bronzebuddha mit persönlicher Standpunkt, daß bei allen »Dekorationen« in
dem Feuerkern, den bogenschießenden Kentaur, die meinen Zimmern, den wirklichen oder den erträumten,
Widderschale aus Bronze, den primitiven Feuerbock mit alles fern zu bleiben hat, was bloß der dekorativen Auf-
Löwenkopf von alten Kultstätten, alles Hüter der häus- machung wegen geschaffen ist und keinen inneren Wert
liehen Flamme, des feurigen Prinzips und alles Kamin- hat. Nur mit sinnreichen Dingen, die den wirklichen Adel
dekoration, geordnet nach innerer Notwendigkeit. Dem der Kunst oder wenigstens der Liebe des Herstellers
entspricht auf dem Tischchen davor mit Lederstühlen die haben, und wären es noch so naive Schöpfungen, kann
 
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