440
INNEN-DEKORATION
Erze meines Lampenlichtes schöne weiße Lilientafeln bist du wert. Frei und edel bist du, weil deine Gestalt
draußen auf die Wände legte, durch das Gezweig spielte, aus den Stoffen und Zielen, die die Aufgabe bedingt,
über die Steinbilder glitte und Silbermosaik auf den Fuß- organisch geworden ist. Auch ich, der Mensch, bin nur
boden setzte.« .. aus: Adalbert Stifter Feldblumen (1840). eine arme — und doch so reiche und edle Zweckform.
Was sind meine Glieder anders als Geräte? Mein ganzer
ERLÖSUNG DER ZWECKFORM Bau feat' dief de* Erhaltung, der Arbeit. Und doch ist
mein K.orper das edelste plastische Gebilde. Aber hier ist
Zweckform ist nichts weiter als erstarrte Pflichterfüll- derZweck auch zur höchsten Weihe erhoben, indem erdem
ung. Ein Strammstehen in der Haltung, wie sie von Wesen dient, dem keines gleich, dem Menschen.«.. a. j.
der jeweiligen Aufgabe gefordert, befohlen wird. Jeg- .. *
Iicher Nutzgegenstand ist in diesem Sinn ein »stummer UBER DIE BAUKUNST
Diener«, stets bereit, dem Wink seines menschlichen LTm edler Philosoph sprach von der Baukunst als einer
Herrn zu gehorchen. — Das könnte unter Umständen erstarrten Musik und mußte dagegen manches Kopf-
ein Grund sein, den Anblick der reinen Zweckgeräte schütteln gewahr werden. Wir glauben diesen schönen
uns verhaßt zu machen. Denn wer von uns ethisch ge- Gedanken nicht besser nochmals einzuführen, als wenn
stimmten Mitteleuropäern möchte gern sklavische Ge- wir die Architektur eine verstummte Tonkunstnennen.—
sinnung um sich sehen? Alle übermäßige Liebediene- Man denke sich den Orpheus, der, als ihm ein großer wü-
rei und geflissentliches ster Bauplatz angewie-
Speichellecken wecken sen war, sich weislich
in uns nur Ekel. Mit ^ auf die schicklichste Art
unserer Auffassung der ^^HDlSft^ niedersetzte und durch
sozialen Ordnung, aber die belebenden Töne
auch der Pflicht ver- seiner Leier den ge-
trägt sich das nicht. , '< ^jflHfcä^L räumigen Marktplatz
Wenn die Pflicht nur Kj^WL um sich bildete. Die
ein fremdes Gebot wäre, JK^H[H|HHKjBK von kräftig gebieten-
dem wir uns einfach zu JS^. W> 7«SMH|l den, freundlich locken-
fügen haben, sie wäre JiS&jiä/*" den Tönen scnneH er"
uns nichts anders, als griffenen, aus ihrer
ein peinlicher Zwang, fflk massenhaften Ganzheit
eine verabscheuungs- JBpS^^^WyWMiSB^R^Bt»- gerissenen Felssteine
würdige Sklaverei. — ^^^^^t^HSä^SmlBB^^Bl^^^ mußten, indem sie sich
Aber der deutschen ^^^BMBWP^PFQMMWjMBWHMr enthusiastisch herbei-
Auffassung der Pflicht f '•».*"!».ffij&yjSj^^Pll bewegten, sich kunst-
entspricht das ganz und | ■% JHfifJ . 'i^S? '^'.Jc»}' und handwerksmäßig
gar nicht. Erst wo der j> P<*j& . ^^^^Vlj^^^B- gestalten, um sich so-
Wille frei sich der sitt- '1 I -$ \^ÄU^Vv^S«*^^'•*♦5t, dann in rhythmischen
liehen Forderung fügt, Schichten und Wänden
sind wir berechtigt, den .. KT'AiL' ■ *^^#>Jlf''"^bI^^H gebührend hinzuord-
schönen, urdeutschen i >' ^F^^t^^Sj^v**'^!&3BKKk nen' Und so ma§ s'c^
Ausdruck Pflicht zu >I .« Ui Straße zu Straße an-
gebrauchen. Und wenn I WWmFWw^'''' ^If'^^WffjB fügen. An wohlschüt-
das Gerät seine Form j ' j^J/Sk(W \\ H' '^illiw zenden Mauern wird's
allein vom rohen Ge- i ,4 »SmBr * ''-^'mBt^KB auch nicht fehlen. —
brauch diktiert, aufge- w^^BHra9''sBH DieTöneverhallen,aber
zwungen erhält, ist es .1 1 i \^M.,j^fffwfffe^^MflK die Harmonie bleibt,
nichts weiter als ein DieBürgereinersolchen
Sklave, bar jedes eige- ik».» Stadt wandeln und we-
nen Willens, jeder eige- ' ■ ">-vV ■ ■Kfi^Mft ' t ' ' ^en zwischen ewigen
nen Wesenheit. Seine ''• \ Melodien, der Geist
Erlösung erfolgt erst WKSSäKS7Kut^^WSiu^S!f Vtti kann nicht sinken ; die
dadurch, daß sich der ^K^^^^^Vs^ttB^MK3^Si^^^ Tätigkeit nicht emschla-
Herr zu ihm herabneigt MP^^^S-Hi^fef^^MPiW^ltfe:'''^ ren , das Auge über-
und es als seinesgleichen fk i ^SaH^l^|^^jP^fe(r^y'y^J^^ nimmt Funktion, Ge-
anerkennt. »Auch du j pft VL , F'äEftraSPik I Bhl bühr und Pflicht des Oh-
tust nur deine Pflicht, ^^^^■jtfttvSttl e * 'tä^T^Mr -^Kr^^rj res, und die Bürger am
spricht er zum Gerät, EÖ^^B^:f3M^'felfll^^ySB^^B^ä^^^B gemeinsten Tage fühlen
und der Adel der Pflicht W*:,^>^^pK"£-^wL-'.'.^pB sich in einem ideellen
hebt dein und mein Tun H^%M^^5^3&!ü^^^M^H^S^Zustand; ohne Refle-
auf die gleiche Höhe. xion, ohne nach demUr-
Edles Material soll dir BjBwKfy^^^K^H Sprung zu fragen, wer-
dann zu deiner Arbeit densiedeshöchstensitt-
gegeben werden, einer ^^^^^^1 HIHHMHHNHHi ^Hi liehen und religiösenGe-
tüchtigen Ausführung rudolf sommerhuber-steyr. »grüner Kachelofen« (vergl. s. 426) nussesteilhaftig.«Goethe.
INNEN-DEKORATION
Erze meines Lampenlichtes schöne weiße Lilientafeln bist du wert. Frei und edel bist du, weil deine Gestalt
draußen auf die Wände legte, durch das Gezweig spielte, aus den Stoffen und Zielen, die die Aufgabe bedingt,
über die Steinbilder glitte und Silbermosaik auf den Fuß- organisch geworden ist. Auch ich, der Mensch, bin nur
boden setzte.« .. aus: Adalbert Stifter Feldblumen (1840). eine arme — und doch so reiche und edle Zweckform.
Was sind meine Glieder anders als Geräte? Mein ganzer
ERLÖSUNG DER ZWECKFORM Bau feat' dief de* Erhaltung, der Arbeit. Und doch ist
mein K.orper das edelste plastische Gebilde. Aber hier ist
Zweckform ist nichts weiter als erstarrte Pflichterfüll- derZweck auch zur höchsten Weihe erhoben, indem erdem
ung. Ein Strammstehen in der Haltung, wie sie von Wesen dient, dem keines gleich, dem Menschen.«.. a. j.
der jeweiligen Aufgabe gefordert, befohlen wird. Jeg- .. *
Iicher Nutzgegenstand ist in diesem Sinn ein »stummer UBER DIE BAUKUNST
Diener«, stets bereit, dem Wink seines menschlichen LTm edler Philosoph sprach von der Baukunst als einer
Herrn zu gehorchen. — Das könnte unter Umständen erstarrten Musik und mußte dagegen manches Kopf-
ein Grund sein, den Anblick der reinen Zweckgeräte schütteln gewahr werden. Wir glauben diesen schönen
uns verhaßt zu machen. Denn wer von uns ethisch ge- Gedanken nicht besser nochmals einzuführen, als wenn
stimmten Mitteleuropäern möchte gern sklavische Ge- wir die Architektur eine verstummte Tonkunstnennen.—
sinnung um sich sehen? Alle übermäßige Liebediene- Man denke sich den Orpheus, der, als ihm ein großer wü-
rei und geflissentliches ster Bauplatz angewie-
Speichellecken wecken sen war, sich weislich
in uns nur Ekel. Mit ^ auf die schicklichste Art
unserer Auffassung der ^^HDlSft^ niedersetzte und durch
sozialen Ordnung, aber die belebenden Töne
auch der Pflicht ver- seiner Leier den ge-
trägt sich das nicht. , '< ^jflHfcä^L räumigen Marktplatz
Wenn die Pflicht nur Kj^WL um sich bildete. Die
ein fremdes Gebot wäre, JK^H[H|HHKjBK von kräftig gebieten-
dem wir uns einfach zu JS^. W> 7«SMH|l den, freundlich locken-
fügen haben, sie wäre JiS&jiä/*" den Tönen scnneH er"
uns nichts anders, als griffenen, aus ihrer
ein peinlicher Zwang, fflk massenhaften Ganzheit
eine verabscheuungs- JBpS^^^WyWMiSB^R^Bt»- gerissenen Felssteine
würdige Sklaverei. — ^^^^^t^HSä^SmlBB^^Bl^^^ mußten, indem sie sich
Aber der deutschen ^^^BMBWP^PFQMMWjMBWHMr enthusiastisch herbei-
Auffassung der Pflicht f '•».*"!».ffij&yjSj^^Pll bewegten, sich kunst-
entspricht das ganz und | ■% JHfifJ . 'i^S? '^'.Jc»}' und handwerksmäßig
gar nicht. Erst wo der j> P<*j& . ^^^^Vlj^^^B- gestalten, um sich so-
Wille frei sich der sitt- '1 I -$ \^ÄU^Vv^S«*^^'•*♦5t, dann in rhythmischen
liehen Forderung fügt, Schichten und Wänden
sind wir berechtigt, den .. KT'AiL' ■ *^^#>Jlf''"^bI^^H gebührend hinzuord-
schönen, urdeutschen i >' ^F^^t^^Sj^v**'^!&3BKKk nen' Und so ma§ s'c^
Ausdruck Pflicht zu >I .« Ui Straße zu Straße an-
gebrauchen. Und wenn I WWmFWw^'''' ^If'^^WffjB fügen. An wohlschüt-
das Gerät seine Form j ' j^J/Sk(W \\ H' '^illiw zenden Mauern wird's
allein vom rohen Ge- i ,4 »SmBr * ''-^'mBt^KB auch nicht fehlen. —
brauch diktiert, aufge- w^^BHra9''sBH DieTöneverhallen,aber
zwungen erhält, ist es .1 1 i \^M.,j^fffwfffe^^MflK die Harmonie bleibt,
nichts weiter als ein DieBürgereinersolchen
Sklave, bar jedes eige- ik».» Stadt wandeln und we-
nen Willens, jeder eige- ' ■ ">-vV ■ ■Kfi^Mft ' t ' ' ^en zwischen ewigen
nen Wesenheit. Seine ''• \ Melodien, der Geist
Erlösung erfolgt erst WKSSäKS7Kut^^WSiu^S!f Vtti kann nicht sinken ; die
dadurch, daß sich der ^K^^^^^Vs^ttB^MK3^Si^^^ Tätigkeit nicht emschla-
Herr zu ihm herabneigt MP^^^S-Hi^fef^^MPiW^ltfe:'''^ ren , das Auge über-
und es als seinesgleichen fk i ^SaH^l^|^^jP^fe(r^y'y^J^^ nimmt Funktion, Ge-
anerkennt. »Auch du j pft VL , F'äEftraSPik I Bhl bühr und Pflicht des Oh-
tust nur deine Pflicht, ^^^^■jtfttvSttl e * 'tä^T^Mr -^Kr^^rj res, und die Bürger am
spricht er zum Gerät, EÖ^^B^:f3M^'felfll^^ySB^^B^ä^^^B gemeinsten Tage fühlen
und der Adel der Pflicht W*:,^>^^pK"£-^wL-'.'.^pB sich in einem ideellen
hebt dein und mein Tun H^%M^^5^3&!ü^^^M^H^S^Zustand; ohne Refle-
auf die gleiche Höhe. xion, ohne nach demUr-
Edles Material soll dir BjBwKfy^^^K^H Sprung zu fragen, wer-
dann zu deiner Arbeit densiedeshöchstensitt-
gegeben werden, einer ^^^^^^1 HIHHMHHNHHi ^Hi liehen und religiösenGe-
tüchtigen Ausführung rudolf sommerhuber-steyr. »grüner Kachelofen« (vergl. s. 426) nussesteilhaftig.«Goethe.