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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Aus einem Malerheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0104

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INNEN-DEKORATION

HAUS MAX FELDBAUER —MITTERNDORF BEI DACHAU, ERBAUT VON DESL1SLE & 1NGWERSEN-MÜNCHEN. ANSICHT DER OBEREN DIELE

AUS EINEM MALERHEIM

In der bayerischen Hochebene, einige Kilometer
westlich von Dachau, hat sich Max Feldbauer,
der bekannte Maler und Mitarbeiter der »Jugend«,
ein höchst eigenartiges Haus errichten lassen. Es
steht gleich einem verwunschenen Schloß auf
einem einzelnen, jäh abfallenden Hügel; aus den
Fenstern schweift der Blick weithin über die
Ebene bis zur Zugspitze, zum Chiemsee und in
die schwäbischen Gaue. Eine rohgezimmerte
Balkenbrücke führt statt eines Weges zum tor-
artigen Eingang hinauf, Haus und Atelier sind in
einem Stil gebaut, der halb einem Herrensitz und
halb einem Speicher entspricht, ein fremdartiger,
höcht malerischer Anblick. — Auch im Innern
ist der Künstler eigene Wege gegangen. Er hat
sich weder eine ausgetüftelte Innenarchitektur
einbauen lassen, noch hat er an die modische
Buntheit Konzessionen gemacht. Einzig solche
Dinge, die ihm gefielen, die sein häusliches Leben
gemütlich zu gestalten vermochten und sich mit
seinen Bildern brüderlich vertrugen, hat er gast-
lich aufgenommen. So ist eine ganz besondere,
persönlich gefärbte Einheit entstanden, die etwas

bajuwarisch derbes hat und doch zugleich wieder
künstlerisch gepflegt ist.

Besonderes Augenmerk ist auf die Führung
des Lichtes gelegt, was in unseren Abbildungen
leider nicht so ganz zum Ausdruck kommt. Hier
flutet die Sonne in einem Erker, der Fenster an
Fenster reiht, während das zugehörige Wohn-
zimmer fast im Dunkeln liegt. Für die obere
Diele kommt das Licht von schräg unten. Im
Speisezimmer dämpfen schwer bunte Stoffe die
blendende Sonne der Hochebene. Die Wände
sind meist glatt getüncht und lassen die Bilder
frisch und farbig sich abheben. Lange Gänge, die
im Dunkeln liegen, wechseln mit schweren ur-
wüchsigen Toren, durch die die Sonne herein-
bricht, das Atelier, einem Glashaus gleich, saugt
sich voll von Licht. Runde Fenster wechseln mit
überschlanken, mal gibt eine Luke das Licht, mal
eine Türe. Die Gleichmäßigkeit der Lichtquellen
in unseren städtischen Mietwohnungen trägt nicht
wenig zu ihrem langweiligen Eindruck bei, auch
hier müßte ein Maler kommen und uns neue Mög-
lichkeiten der Lichtführung zeigen. i.D.
 
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