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Jaumann, Anton: Etwas von der Qualitätsarbeit
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0411
INNENDEKORATION
383
ARCHITEKTEN KAHL 4 ENDRESEN-HAMBURG »VORHALLE« IM KLOSTER ST. JOHANNIS-HAMBURG
ETWAS VON DER QUALITÄTSARBEIT
Ein russischer Gefangener. Voll Ungeziefer, verelendet, Künstler oder Handwerker, der solche echte, starke
verschnapst kam er an. Deutsche Reinlichkeit, deut- Schnitzerei hervorbringen könnte, wie jener Gefangene,
sehe Ordnung hat ihn mit vieler Mühe in einen menschen- der aus den untersten Elendschichten eines ungebildeten
würdigen Zustand gebracht. Aber seine heimliche Liebe Volkes stammt. Es ist auch bekannt, daß die herrlichen
gehört immer noch dem Wutki. Um sich hie und da orientalischen Teppiche in kümmerlichen Hütten herge-
einen verstohlenen Schluck verschaffen zu können, fertigt stellt werden und zu Löhnen, die bei uns den Staats-
er Schnitzereien zum Verkauf an, Vögel, allerhand anderes anwalt auf den Plan rufen würden. Die japanischen Hand-
Getier, höchst verzwickte Kinderklappern. Und diese werker sind gezwungen, mit einer Handvoll Reis im Tag
Dinge sind wunderbar gemacht, voller Empfindung und auszukommen, weil ihre meisterhaften Arbeiten so kläg-
handwerklicher Echtheit. Kein süßer Kitsch, weder roh, lieh bezahlt werden. Die schönen Madeirastickereien
noch allzu sehr geglättet, nicht naturalistisch, aber reich werden von ganz ungebildeten Bäuerinnen ebenfalls zu
und lebendig trotz naiver Stilisierung. Wir hatten solche Hungerlöhnen hergestellt, während bei uns in prächtig
russische Schnitzereien schon öfter bemerkt, auf der Leip- eingerichteten Fabriken, mit wunderbaren Maschinen, oft
ziger Messe wie auf den Volkskunstausstellungen. Aber recht fragwürdige mechanische Stickereien hervorgebracht
wir hatten nicht die Hände gesehen, aus denen sie her- werden. — Solche Gegensätze ließen sich häufen. Wir
vorgegangen. Da strengen wir uns an mit Schulen, Bü- müssen uns aber doch hüten, allzu weitgehende Schlüsse
ehern, Ausstellungen, die deutsche Arbeit zu heben. Wir daraus zu ziehen. Qualitätsarbeit und Verelendung be-
bauen reizende Siedlungen, die Versicherung nimmt dem dingen sich nicht, sie schließen sich aber auch nicht aus.
Arbeiter die drückendsten Sorgen ab, die Löhne steigen Doch dürfen wir jedenfalls aus der sozialen und mate-
stetig. Was Organisation und Aufklärung leisten können, riellen Hebung des Arbeiterstandes nicht unmittelbar eine
das wird redlich getan, um einen Stamm hochwertiger Steigerung der Qualität in ihrer Arbeit erhoffen, ich
Arbeiter in Deutschland heranzuziehen. Trotzdem müssen meine, der handwerklichen und künstlerischen Qualität,
wir gestehen, es gibt niemand in Deutschland, sei es Der gehobene deutsche Arbeiter wird uns die technisch
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ARCHITEKTEN KAHL 4 ENDRESEN-HAMBURG »VORHALLE« IM KLOSTER ST. JOHANNIS-HAMBURG
ETWAS VON DER QUALITÄTSARBEIT
Ein russischer Gefangener. Voll Ungeziefer, verelendet, Künstler oder Handwerker, der solche echte, starke
verschnapst kam er an. Deutsche Reinlichkeit, deut- Schnitzerei hervorbringen könnte, wie jener Gefangene,
sehe Ordnung hat ihn mit vieler Mühe in einen menschen- der aus den untersten Elendschichten eines ungebildeten
würdigen Zustand gebracht. Aber seine heimliche Liebe Volkes stammt. Es ist auch bekannt, daß die herrlichen
gehört immer noch dem Wutki. Um sich hie und da orientalischen Teppiche in kümmerlichen Hütten herge-
einen verstohlenen Schluck verschaffen zu können, fertigt stellt werden und zu Löhnen, die bei uns den Staats-
er Schnitzereien zum Verkauf an, Vögel, allerhand anderes anwalt auf den Plan rufen würden. Die japanischen Hand-
Getier, höchst verzwickte Kinderklappern. Und diese werker sind gezwungen, mit einer Handvoll Reis im Tag
Dinge sind wunderbar gemacht, voller Empfindung und auszukommen, weil ihre meisterhaften Arbeiten so kläg-
handwerklicher Echtheit. Kein süßer Kitsch, weder roh, lieh bezahlt werden. Die schönen Madeirastickereien
noch allzu sehr geglättet, nicht naturalistisch, aber reich werden von ganz ungebildeten Bäuerinnen ebenfalls zu
und lebendig trotz naiver Stilisierung. Wir hatten solche Hungerlöhnen hergestellt, während bei uns in prächtig
russische Schnitzereien schon öfter bemerkt, auf der Leip- eingerichteten Fabriken, mit wunderbaren Maschinen, oft
ziger Messe wie auf den Volkskunstausstellungen. Aber recht fragwürdige mechanische Stickereien hervorgebracht
wir hatten nicht die Hände gesehen, aus denen sie her- werden. — Solche Gegensätze ließen sich häufen. Wir
vorgegangen. Da strengen wir uns an mit Schulen, Bü- müssen uns aber doch hüten, allzu weitgehende Schlüsse
ehern, Ausstellungen, die deutsche Arbeit zu heben. Wir daraus zu ziehen. Qualitätsarbeit und Verelendung be-
bauen reizende Siedlungen, die Versicherung nimmt dem dingen sich nicht, sie schließen sich aber auch nicht aus.
Arbeiter die drückendsten Sorgen ab, die Löhne steigen Doch dürfen wir jedenfalls aus der sozialen und mate-
stetig. Was Organisation und Aufklärung leisten können, riellen Hebung des Arbeiterstandes nicht unmittelbar eine
das wird redlich getan, um einen Stamm hochwertiger Steigerung der Qualität in ihrer Arbeit erhoffen, ich
Arbeiter in Deutschland heranzuziehen. Trotzdem müssen meine, der handwerklichen und künstlerischen Qualität,
wir gestehen, es gibt niemand in Deutschland, sei es Der gehobene deutsche Arbeiter wird uns die technisch