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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Jaffé, Ernst: Zu den Arbeiten von S. Friedländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0376

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348

INNEN-DEKORATION

ARCH.S. FRIEDLÄNDER. DAS BOOTSHAUS DER BERLINER RUDERGESELLSCHAFT »UND1NE« IN GRÜNAU. »ANSICHT VON DER WASSERSEITE«

ZU DEN ARBEITEN VON S. FRIEDLÄNDER

Mag es für den Künstler wie für den Techniker be-
sonders verdienstlich sein, Aufgaben, die vor ihm
schon oft bearbeitet worden sind, so zu lösen, daß ein
Fortschritt deutlich erkennbar ist — reizvoller sind un-
bedingt neue Probleme mit neuen Bedingungen, reizvoller,
aber auch schwieriger. Unsere Zeit ist an solchen Auf-
gaben nicht arm und gerade der Architekt, der zugleich
schaffender Künstler und rechnender Techniker sein soll,
wird oft genug in die Lage kommen, frei von den Fesseln
der Uberlieferung selbständig seines Weges zu gehn.

Wenn auch in den letzten Jahren eine ganze Reihe
von Klubhäusern für Rudergesellschaften gerade in dem
wassersportfrohen Berlin entstanden ist, so kann man
doch immer noch von einer neuen Bauaufgabe sprechen,
wenn es sich darum handelt, den Aufbewahrungsraum für
Boote mit Gesellschaftsräumen für Menschen zu einer
organischen Einheit zu verbinden. Daß die von S. Fried-
länder im Bootshaus der Berliner Rudergesellschaft »Un-
dine« in Grünau gebotene Lösung technisch einwandsfrei
ist, scheint uns dadurch bewiesen zu sein, daß sie in einem
Wettbewerb den Preis davon trug. Ihren künstlerischen
Wert bezeugen unsere Abbildungen. Zwischen dem Erdge-
schoß mit der Bootshalle und dem oberen Teil des Hauses,
der Festsaal und Wohnräume enthält, klafft kein Riß.

Sie sind aber nicht etwa geschickt vereinigt, sondern zu-
sammen gewachsen. Dabei tritt die Zweckbestimmung
überall klar hervor. Die scheinbare Selbstverständlichkeit
spricht am deutlichsten dafür, daß die neue Aufgabe restlos
gelöst ist. — Die gleiche Klarheit finden wir in den
Innenräumen. Keine Spur von Weichlichkeit, denn es
ist ein männlicher abhärtender Sport, dem die Benutzer
dieser Räume ergeben sind. Die dunklen warmen Farben,
das Braun der Holztäfelung, das Grün des Kamins machen
den Festraum trotz seiner ziemlich bedeutenden Ab-
messungen behaglich. Die gleiche Zurückhaltung in Far-
ben und Formen finden wir in der Diele wieder. Daß
diese ruhige kraftvolle Sachlichkeit aber nicht allein von
der Aufgabe ausgeht, sondern in der Natur des Künstlers
liegt, zeigen die anderen Abbildungen. Sie geben Ar-
beiten wieder, die S. Friedländer zusammen mit Gustav
Bauer entworfen hat. Es ist nicht nur zur Beurteilung
dieses Baukünstlers interessant, die beiden nebeneinander
stehenden Bilder von zwei Landhausdielen zu vergleichen.
In beiden Fällen ist das Motiv der nach oben führenden
Treppe sehr geschickt verwertet, und doch ist die eine
Lösung ganz verschieden von der andern. Während die
eine Treppe scharf gebrochen ist, schwingt sich die andere
in sanfter Krümmung empor. Ladet die eine ein, auf dem
 
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