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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Bredius, Abraham: Justus van Effen über den holländischen Kunsthandel um 1700-1734
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0106

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Wettbewerbe — Sammlungen — Ausstellungen — Vermischtes iq2

und bittet um ein Duplikat, man möchte aber darauf
schreiben, es wäre für zwei Bilder von Dou. Aber
da hatte er sich seinen Gastherrn zu einfältig vorge-
stellt! Der wußte wohl, daß er dann die Bilder, die
den achten Teil des bezahlten Preises nicht wert
waren, hätte zurücknehmen müssen. Es blieb ihm
nichts anderes übrig als zu warten, bis er einen un-
erfahrenen Kunstliebhaber finden würde, dem er diese
Kopien als wirklich echte Originale anschmieren
könnte.

So schrieb van Effen 1734, einige Monate vor
seinem Tode. Das alles hatte er also in den letzten
25 Jahren seines Lebens gesehen und gehört. Man
kann ruhig annehmen, daß uns diese Skizzen einen
kleinen Blick vergönnen in das Leben und Treiben
am Kunstmarkte im Anfange des 18. Jahrhunderts.
Ich wiederhole: es mahnt zur Vorsicht! Ich fand
kürzlich ein Inventar vom Jahre 1613; der Sammler
war ein hochangesehener Kaufmann in Amsterdam.
Da werden schon genau die Originale und die Kopien
voneinander geschieden; da gab's schon Kopien nach
den Saverys, dem noch in voller Tätigkeit stehenden
Sammet-Breughel usw. Hat doch Rembrandt selbst
Kopien nach seiner Flora verkauft, die so gut sind,
daß eine davon vor einigen Jahren noch zu einer
sehr hohen Summe als Original Rembrandts erwor-
ben worden ist. Dem, der holländisch versteht, kann
ich das Durchblättern dieser Spektator - Bände nur
empfehlen; es ist zum Teil eine recht amüsante und
unterhaltende Lektüre. A. BREDIUS.

WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb um Entwürfe zu einem Krema-
torium in Kiel erhielt der Architekt Hoff aus Kiel den
ersten Preis.

Für das Lutherdenkmal auf der Veste Koburg wird
jetzt die Ausschreibung erlassen. Das auf den Wunsch
der Künstlerschaft vergrößerte Preisgericht setzt sich nun-
mehr zusammen aus Bodo Ebhardt, Hans Orässel, Ludwig
Hoffmann-Berlin, Adolf Brütt, Adolf Hildebrand, Hugo
Lederer, Joseph Rauch, Angelo Jank und sieben Laien.
Das Preisausschreiben ist auf Reichsdeutsche beschränkt.
Die Kosten des Denkmals sollen 80000 Mk. betragen. Als
erster Preis sind 5000, für die übrigen Preise 3000, 2000
und zweimal je 1000 Mk. ausgesetzt. Schlußtermin für
die Einsendung ist der 20. April.

SAMMLUNGEN
In einer öffentlichen Stadtratssitzung zu Düsseldorf
hat der Oberbürgermeister Dr. Oehler die Angriffe, die in
verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen gegen Herrn
von Nemes laut wurden, zurückgewiesen und mitgeteilt,
daß er selbst den Wunsch teile, dessen Galerie der Sladt zu
erhalten. Aus finanziellenOründen wäre jedoch diese Erwer-
bung wenig wahrscheinlich. Ohne auf das Pro und Contra in
dieser Angelegenheit, die wahrlich Staub genug aufgewirbelt
hat, einzugehen, möchten wir der Ansicht Ausdruck geben,
daß die Stadt Düsseldorf gut täte, alle Erwerbungsabsichten
alter und neuer Gemälde zurückzustellen, bis sie endlich
einmal die Stelle eines verantwortlichen Galerie-Leiters mit
einem anerkannten Fachmanne besetzt hat. An unverant-
wortlichen Ratgebern in Kunstangelegenheiten hat die Stadt,
wie jeder Kenner der Verhältnisse weiß, wahrlich einen
Überfluß.

Chemnitz. Nachdem das König-Albert-Museum

erst vor kurzem Böcklins »Dichtung und Malerei« in der
ersten Fassung aus dem Jahre 1879 erhielt, stiftete in der
letzten Zeit der Dresdener Rentner Bruno Liebe, ein ge-
borener Chemnitzer, eine Anzahl Ölgemälde und eine große
Zahl graphische Blätter. Unter jenen sind als wertvolle
Galerienstücke hervorzuheben Hans Thomas »Schutzengel«,
ein durch den »Kunstwart' bekannt gewordenes äußerst
charakteristisches Werk des Meisters, und ein Lieber-
mannsches Pastell aus dem Jahre 1898, der »Kirchgang
zu Laaren«. Die graphische Sammlung birgt als Kleinode
Rembrandts »Bettler vor der Türe«, einen Dürerschen
Holzschnitt aus dem »Marienleben«, eine Anzahl Blätter
der Kleinmeister, viele Chodowieckis, den »Liegenden Akt«
von Stauffer-Bern in einem sehr guten Druck, Graphiken
von Liebermann, Thoma, Willi Geiger, Peter Halm.

f. w.

AUSSTELLUNGEN
Düsseldorf. Für die »Große Kunstausstellung«
1913 hat Professor A. Gaul eine Kollektion seiner Bildwerke
zugesagt. Obschon die Ausstellung im wesentlichen als
eine deutsch-österreichische Kunstschau gedacht ist, sollen
auch ausgewählte Werke französischer, englischer und bel-
gischer Künstler herangezogen werden. Der »Kunstverein
für die Rheinlande und Westfalen« wird Hand in Hand
mit dem Kunstausschusse gehen, indem er die Summe von
60000 M. für Ankäufe zur Vereinsverlosung verwenden will.

Die fünfte Graphische Ausstellung des Deutschen
Künstlerbundes findet im Jahre 1913 in Hamburg statt.
Die Ausstellung wird voraussichtlich vom 1. Mai bis 30. Juni,
wie im Jahre 1910, in den sämtlichen Räumen der Galerie
Commeter unter dem Vorsitz von Leopold von Kalckreuth
veranstaltet.

VERMISCHTES

o Eins der bedeutendsten Bauwerke von Professor
Peter Behrens ist soeben in dem neuen Verwaltungsge-
bäude der Mannesmannröhrenwerke in Düsseldorf

fertiggestellt worden. Es ist nur aus Eisen konstruiert
und mit echtem Haustein ummantelt; es fehlt jegliche
Auflösung des Daches in Giebel und Türme, sowie jede
Aufgliederung der Fassade durch Eckbauten. Der Architekt
sagte bei der festlichen Einweihung des unmittelbar am
Rheinufer gelegenen Bauwerks u. a., daß nach seiner
Ansicht die Monumentalität nicht in der reichen Auf-
gliederung eines Gebäudes, sondern vielmehr in der ku-
bischen Geschlossenheit und Großkörperlichkeit liege, die
nicht durch eine Zergliederung, sondern durch Zusammen-
halten und Vereinfachung erreicht werden könne. Dieses
Geschäftshaus eines modernen Großbetriebes ist auch im
Innern der Typ eines neuen Industriehauses. Die Bureau-
räume können nach Belieben durch leichtbewegliche, im
übrigen schallsichere Scherwände vergrößert oder ver-
kleinert werden. Düsseldorf hat dank der Einsicht der
Gebrüder Mannesmann einen in seiner Geschlossenheit
ungemein eindrucksvoll wirkenden Monumentalbau erhalten,
der sicherlich noch viel von sich reden machen wird.

Ein Münsterbrunnen für Hameln. Im Auftrage

eines Kunstfreundes hat Bildhauer Werminghausen in
Hannover für Hameln an der Weser einen kleinen Lauf-
brunnen hergestellt, der an der Chorseite der alten ro-
manischen Münsterkirche einen guten Platz gefunden hat.
Die Erinnerung an den uralten Ernährungszweig der Weser-
stadt, den Lachsfang, verkörpert ein wasserspeiender Fisch,
den ein Junge mit beiden Armen an seine Brust drückt.

Inhalt: Justus van Effen über den holländischen Kunsthandel um 1700—1734. — Wettbewerbe: Krematorium in Kiel; Lutherdenkmal in Koburg. —
Sammlung Nemes in Düsseldorf; König-Albert-Museum in Chemnitz. — Ausstellungen in Düsseldorf, Hamburg. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.H., Leipzig
 
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