Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

DOI Artikel:
Bredius, Abraham: Darf die Kritik sich nicht mit Bildern in Privatbesitz befassen?: eine Antwort
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0148

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
275

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

276

1676 befand sich in Amsterdam in der Sammlung
Spaaroogh: een hoenderwyff van Drost gedaen. 1734
wird in der Sammlung W. Six verkauft: een hoenderwyff
van Rembrandt. In der Zwischenzeit mag der Drost
durch energische Übermalung, Zudeckung der für
Rembrandt ganz ungewöhnlichen, großen Lichtpartie
links, Zustutzung des Kopfes zur »Mutter« Rembrandts
usw. so verändert worden sein, daß man ihn als
Rembrandt stechen und verkaufen konnte. Drost ist
ein so vorzüglicher Schüler Rembrandts gewesen, daß
diese Version vieles für sich hat. Er hat zuweilen
etwas ähnlich Gelbliches, Blasses in seinem Fleischton,
wie z. B. in dem trefflichen männlichen Porträt, das
seinerzeit bei Lesser in London war und die Bezeich-
nung: Wilhem Drost 1655, trug, und eine ähnliche
Malerei. Das Bildnis machte von weitem ganz den
Eindruck eines Rembrandt1). In meiner »Korrespon-
denz« in dem Burlington Magazine teilte ich meine
anderen kritischen Gründe mit; es steht ja jedem frei,
diese für falsch zu halten, aber wer hat das Recht
mir zu verbieten, sie zu äußern?

Etwas anderes ist, wenn ein Händler irgendwo,
privatim, ein Bild erworben hat, und mir dieses im
Vertrauen zeigt. Wenn ich dann nicht seiner Ansicht
bin, ich es nicht für ein Rembrandt, Raffael oder Ve-
lazquez halten kann, werde ich dennoch nicht sofort
zur Feder greifen und es schlechtmachen. Das wäre
unfair. Hier war es eine andere Sache. Das Bild
war öffentlich, für jedermann ausgestellt gewesen,
und interessant genug durch die Mitarbeiterschaft
Rembrandts, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Es war nicht meine Schuld, daß der betreffende
Händler es erwarb.

Zum Schlüsse will ich aber doch noch zwei
Zeugnisse dafür anführen, wie andere Kenner über die
>sicher begründete Echtheit« der Weberschen Ehe-
brecherin sich geäußert haben. Dr. Jan Veth schrieb
in der »Kroniek« in seiner Kritik der Rembrandtaus-
stellung von 1898:

»Christus und die Ehebrecherin. Es ist mir un-
begreiflich, daß überhaupt jemand dieses für einen Rem-
brandt hält. Die Bezeichnung ist urfalsch, aber wie unecht
auch ist der grobe, »klonterige« Kerl, mit den mon-
strösen Händen, wie unecht auch der Frauenkopf mit
den hineingerissenen Löchern als Augen, wie unecht
die Kerls über ihr, wie unecht der unzufriedene Schim-
panse, der hier die Rolle des Christus spielen muß,
wie unecht, »van Dyck-« und ganz und gar nicht
»Rembrandtartig« der Junge hinter ihm, wie unecht
die ganze Handlung, die ganze unbeholfene Kompo-
sition. Gewiß, beim ersten Blick ist etwas Anziehendes
in einigen Farbenpartien, aber das ist auch alles.« —

1) Dieses schöne Porträt befindet sich jetzt in der
Galerie Ehrich in New-York. Leider haben gewissenlose
Menschen den Brief, den der Mann in der Hand hielt, mit
der Bezeichnung ganz entfernt, übermalt nur hoffentlich,
natürlich mit dem Zweck, es als Rembrandt zu verkaufen.
Ich komme hierauf nächstens zurück. Das Pendant, die
Frau, bei Mr. Mc Corniick in London, ist noch deutlich
Drost bezeichnet.

Und C. G. 'tHooft schreibt mir soeben nach der
Lektüre der Sedelmeyerschen Broschüre:

»Mir wird immer übel, wenn ich eine Abbildung
jenes Bildes sehe. Ich verstehe nicht, wie ernste
Menschen es wagen, Rembrandts Namen nur dabei
zu nennen!«

Ich glaube, das ist klar und deutlich.

NEKROLOGE
Der Berliner Porträtmaler Hermann Fenner-Behmer

ist am 3. Februar gestorben. Er war am 8. Juni 1866 ge-
boren. An der Kunstakademie studierte er bei dem
Schweden Hellquist, dann ging er nach Paris an die
Akademie Julian und arbeitete bei Boulanger und Lefebvre.
In Frankreich suchte er sich die Motive seiner Bilder,
reizvolle weibliche Akte. »Blanche Fontaine« sind zwei
seiner Hauptwerke betitelt, die 1908 und 1912 auf den
großen Berliner Kunstausstellungen erschienen; das erste
trug ihm die Goldene Medaille für Kunst ein.

PERSONALIEN
Dresden. Die gemeinsame Direktion des Grünen Ge-
wölbes, des Münzkabinetts und des Historischen Muse-
ums mit der Gewehr-Galerie wurde getrennt. Prof. Dr.
Sponsel bleibt Leiter der ersten beiden Museen; mit den
Direktionsgeschäften des Historischen Museums und der
Gewehr-Galerie wurde Prof. Dr. Haenel betraut.

WETTBEWERBE
Die Ausführung des Heinrich Heine-Denkmals für
Frankfurt a. M. ist dem bekannten Berliner Bildhauer
Georg Kolbe übertragen worden, dessen meisterliche
Bronzestatue »Tänzerin«, bekannt durch die Ausstellung
in der Berliner Sezession, zu den Neuerwerbungen der
Berliner National-Galerie gehört.

Zu dem um Entwürfe für einen Zentralfriedhof in
Erfurt erlassenen Wettbewerb sind 50 Entwürfe einge-
gangen. Einen Preis von 3500 M. erhielten Prof. Paul
Meißner-Darmstadt sowie W. Hennigs und Rieh. Pfennig
für ihren gemeinsamen Entwurf. Je 2000 M. wurden den
Arbeiten von J. P. Großmann und Hans Sandig-Dresden,
Lilienfein-Stuttgart und A. Roepert und Müller-Pforzheim
zuerkannt. Ein Entwurf wurde zum Ankauf empfohlen.
Die Ausstellung der Entwürfe erfolgt jetzt im Rathaus-
festsaal in Erfurt.

DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung der Pfalzkapelle Karls des
Großen im Aachener Münster, soll nach mehr als
zehnjähriger Arbeit demnächst vollendet werden. Im Jahre
1902 wurde mit dem Wiederherstellungsentwurf begonnen,
der es unternahm, das Innere des Achteckbaues in eine
stilechtere Form zu bringen, als sie die im Beginn der
siebziger Jahre heruntergehauene barocke Stuckdekoration
des Italieners Artari bot. Herman Schaper schuf die
Entwürfe und seine Schüler haben sie vollendet. In dem
neuen Mosaikschmuck erscheinen die Apostel, Maria und
die Erzengel in riesenhaften Gestalten. Die Rundgänge,
die sich nach dem Kuppelraum hin öffnen, erhielten reich
in Gold damaszierte Gewölbe. Die Kaiserloge, die den
sogenannten Kaiser Karlstuhl birgt, wurde mit einer Dar-
stellung der thronenden Maria mit dem Kinde und Engel-
gestalten geschmückt. Der unterste Rundgang erhielt blaue
Gewölbe mit Gold und Rosetten und ist jetzt fertig. Alle
Bogen und Fenster strahlen im farbigen Glasmosaikschmuck
ihrer Laibungen. Im Frühjahr soll die ganze Ausstattung
der Kaiserkapelle beendet sein.
 
Annotationen