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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Semper, Hans: Ueber rheinische Elfenbein- und Beinarbeiten des XI.-XII. Jahrh.: Ein Nachtrag
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Derix, Heinrich: Alte Glasmalereien des XV. Jahrh. im Dom zu Xanten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0123

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173

1900.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

174

haupt und den Hals bis über das Kinn, wie
die Arme und den Leib bis über die Kniee
umschliessl, und unter der ein linnenes
Untergewand bis an die Waden herabfällt,
der grofse dreieckige nach innen eingebogene
Schild, das grofse, spitzige Schwert, ebenso
wie die anschliefsenden Beinlinge von Stoft
und die spitzen Schuhe, das Alles entspricht
der abendländischen Kriegertracht des XL
bis XII. Jahrh. 7)

Auch die Art, wie der Engel in der Szene
der Frauen am Grabe auf dem offenen Sarg
in Dreiviertelprofilwendung sitzt, während die

7) Vergl. v. Hefner-Alteneck »Trachten des
christl. Mittelalters«, Mannheim, Hoff. S. 19. „Die
Ketten- oder Scliuppenhemden wurden allgemein,
gingen bis ans Knie, bedeckten Arm und Hand, so-
wie auch den Kopf, so dais nur das Gesicht von den

Augen bis zum Munde daraus hervorsah.......

Die Kopfbedeckung über der Panzerkappe bestand
aus einem Helm von konischer oder zugespitzt ver-
bogener Form und hatte eine herabhängende Ver-
längerung zum Schutze der Nase." Ferner ebenda
Taf. 12, wo auf einem Pergamentbild von Aschaffen-
burg so bekleidete Krieger theils mit Schuppenbein-
lingen, theils mit engen Hosen erscheinen. — Ferner
Taf. 33, wo Krieger aus einem Evangelienbuche Hein-

Schildwachcn davor am Boden liegen, ent-
spricht der Ikonographie des XI.—XII. Jahrh.8)
Der Reliquienkasten der königl. Antiken-
sammlung von Stuttgart, der zu jener Klasse
von Denkmälern gehört, welche wir im Jahr-
gang 1891) dieser Zeitschrift schilderten, liefert
also durch die erwähnten 4 Gestalten heiliger
Krieger, sowie andere Merkmale eine unan-
fechtbare Bestätigung unserer Angabe, dafs
wir es hier mit rheinischen Kunstdenk-
mälern des XI, bis XII Jahrh. zu thun
haben.,J)

Innsbruck. H. Sem per.

richs II. in Bamberg, sowie von einem Pergamentbild
im Besitze des Herausgebers abgebildet sind. Vergl.
ferner Vi o 1 let-le-D uc »Dictionaire du mobilier
francais, V. Armure« p. 70 bis 72, VI. Heaume
p. 101, 102 u. passim.

s) Vergl. des Verfassers Aufsatz: „lvoires au
musee national de Buda-Pesth." »Revue de l'art
chretien« (1897) p. 401, 402 sowie die Tragaltäre
der h. Mauritius und Gregor zu Siegburg bei: Aus'm
Weerth »Kunstdenkmäler des christl. Mittelalters
in den Rheinlanden« T. XLVII Fig. 16, T. XLVIII,

9) Die Gestalt Christi auf dem hier nicht abge-
bildeten Kreuzigungsbild an der Vorderseite des Stutt-
garter Kästchens ist ein viel späterer Ersatz der ab-
handen gekommenen ursprünglichen Gestalt.

Alte Glasmalereien des XV. Jahrh. im Dom zu Xanten.

Mit Tafel IX.

reits im Jahrgang V Sp. 17 bis 28
und Jahrgang VII Sp. 39 bis 42
dieser Zeitschrift wurde auf den
II grofsen Schatz alter Glasgemälde
aller Zeitperioden hingewiesen, der sich im
Dom zu Xanten befindet. Da nun in letzter
Zeit wieder mehrere der meist stark beschädigten
Glasmalereien restaurirt und an ihren ursprüng-
lichen Platz versetzt wurden, so möge von
diesen zunächst ein besonders schönes und
seltenes Werk der hochgothischen Zeit be-
schrieben werden.

Das auf Taf. IX abgebildete Fenster be-
findet sich im sechsten Joch des nördlichen
Seitenschiffes. Die interessante Form des
Couronements dieses Fensters ist gleich dem
in Band V Sp. 23 bis 24 dieser Zeitschrift ab-
gebildeten und hat seinen Platz neben diesem
Fenster; wie beide auch wohl kurz nach ein-
ander entstanden sein dürften.

Die drei unteren, dem Auge des Beschauers
zunächst stehenden Felderreihen, etwa ein

Drittel des ganzen Fensters, sind allein mit
Figuren geschmückt, während der ganze obere
Theil, auch das Couronement, mit einfacher
Verglasung in kleinen Spitzrauten ausgefüllt
ist, aus grünlichem Glase mit gemalter Bor-
düre, welche sich auch nach unten neben den
Figuren fortsetzt.

Die noch vorhandenen Reste befanden sich
in einem sehr schlimmen Zustande, so dafs ein
einziges Unwetter genügt hätte, dieselben ganz
zu vernichten. Die Deckschienen auf den
Fenstereisen fehlten gänzlich und nur an
wenigen Stellen waren noch kleine, länglich-
spitze eiserne Keile in den Dollen vorhanden.
Der Kalkmörtel an den Seiten war auch fast
gänzlich abgefallen, so dafs allein noch die
alten Windeisen, nebenbei bemerkt von recht-
winkligem Durchschnitt, die sehr schwachen
Felder in ihrer Lage hielten. Viele grofse
weifse Glasstücke waren mit Kitt vor die Löcher
des defekten Fensters befestigt, nicht etwa um
dadurch die alten Glasmalereien zu retten,
 
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