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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 7 (13. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0054
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Seite 50.


dieſen Kriegsſchiffen eine große Rolle und erſetzte etwa
die Kanonen der modernen Galeeren. In einem Kampfe
mit den Athenern, deren Schiffe ſehr hohe und ſchwache
Vordertheile hatten, ſo daß ihre Schnäbel nur die
höheren Theile der feindlichen Schiffe faſſen und ſolche
nur wenig beſchädigen konnten, richteten die Syracuſer
die Vordertheile ihrer Schiffe niedrig und ſtark zu, ſo
daß der Schnabel unmittelbar über dem Waſſer ſtaͤnd,
alſo beim Anrennen die feindlichen Schiffe gerade in
den unteren Theilen faſſen und zwiſchen Wind und
Waſſer ſtark beſchädigen konnte. Ja, auf einen einzigen
Stoß wurde oft ein dreiruderiges Schiff der Athener
in den Grund gebohrt.

Unter dem griechiſchen Kaiſer Leo (um 880 n. Chr.)
findet man bexeits ſolche Fahrzeuge mit dem ausdrück-
lichen Namen Galeeren. Seine Flotte beſtand aus großen
und kleinen Fahrzeugen, die alle Ruder und Segel zu-
gleich führten. Die großen wurden Dromonen ge:
nannt. Sie mußten ſchwer und ſtark genug gebaut
ſein, um den Stoß der feindlichen Schiffe auszuhalten;
nichtsdeſtoweniger aber ſollte ihre Bauart ſo beſchaffen
ſein, daß ſie ſchnell im Segeln waren und gut die See
halten konnten. Vorn auf dem Vordertheile derſelben
ſtand eine mit Erz bedeckte Röhre, durch welche man
Feuer auf die Feinde warf. Ueber demſelben war ein
mit einer Bruſtwehr verſehenes Gerüſt erbaut, worauf
die Soldaten im Gefecht ſtanden und daher ihre Wurf-
und Schußwaffen vortheilhaft gegen den Feind gebrauchen
konnten. In der Mitte des Verdecks war lauch eine
Art Kaſtell, von welchem aus die darauf poſtirten Sol-
daten Steine, ſpitzige Eiſenklumpen und Feuerwerk auf
die feindlichen Schiffe warfen. Man ſieht alſo hier
die vollkommenen Surrogate der ſpäteren Marine-Ar-
tillerie. Dieſe Dromonen hatten nur zwei Reihen von
25 Ruderbanken, eine über der andern. Auf jeder Bank
befanden ſich zwei Mann. Doch gab es auch Dromonen
mit 200 Ruderern am Bord. Die kleineren Fahrzeuge
wurden Galeen genannt, und hatten nur eine Reihe
Ruder an jeder Seite. Sie waren beſtimmt, ſchnell
von einem Orte zum andern zu fahren. Da nun aber
Dromonen ſchon Läufer bedeutet, ſo muß der Name
Galee auf eine große Schnelligkeit deuten und wird
daher von Gale abgeleitet, was im Griechiſchen Wieſel
bedeutet.

In ſpäteren Zeiten findet man die Galeeren nament-
lich bei den Venelianern und im Mittelmeere überhaupt,
wenn ſie auch in den nördlichen Gegenden, beſonders
Rußzland, Schweden, Polen, Daͤnemaͤrk, ebenfalis zeit-
weilig eine gewiſſe Rolle geſpielt haben. Es waͤren
aber die Galeeren der Nord- und Oſtſee von herbei-
gerufenen italieniſchen Schiffsbauleuten erbaut. Auch


großer Bedeutung und ſchiffte ſogar auf dem Welt-
meere.

Doch unterhielten, wie ſchon geſagt, vorzugsweiſe
die mittelländiſchen Seemächte Saleeren, und es beſtand
deren Kriegsmarine bis in's 17. Jahrh. faſt ausſchließ-
lich aus ſolchen Fahrzeugen. Je mehr ſich aber die
reinen Segelkriegsſchiffeim Laufe des 17. und 18.
Jahrh. verbollkommneten, und je mehr man namentlich
auch kleine reine Segelkriegsſchiffe baute, deſto mehr
wurden die Galeeren in den Hintergrund gedrängt und
ſind heutzutage faſt völlig bedeuiungslos geworden,
wenigſtens wenn man ihre heutige Geltung mit ihrer
ehemaligen kriegeriſchen Bedeutung im 12., 13.,14., 15.
und 16. Jahrh vergleicht. Um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts hatten aber (wie man aus Büſching's
Erdbeſchreibung erſieht, von der die 4 Auflage 1760
erſchien) Vexedig und Genua, ſowie der Papſt, die
Malteſer, Neapel und die afrikaniſchen Raubftaͤaten
noch anſehnliche Galeerenflotten. Auch Schweden und
Dänemark hielten damals noch Galeeren; die Peters-
burger Galeerenflotte war 102 Fahrzeuge ſtark; die
türkiſche Flotte beſtand aus 60 Galeeren, 6 Galeaſſen
nebſt einigen Fregatten, Brigantinen und Gallionen;
die Spanier haͤtten aber nur noch 6 Galeeren zum
Kreuzen gegen die Seeräuber im Mittelmeere.

Im 15. Jahrhunderte ſind die Galeeren in allen
größeren Stagten mehr und mehr in Abgang gekommen.
Man findet ſie jetzt nur noch in den Barbareskenſtaaten
an der afrikaniſchen Küſte. Auch an der an Scheeren
(d. D. kleinen Klippen) reichen Küſte von Schiveden
heſteht die Scheerenflotte noch aus kleinen galeerenaͤrtigen
Segelruderfahrzeugen. In Frankreich hörten in neueren
Zeiten die Galeeren auf, eigentliche Kriegs ſchiffe zu
jein und dienten nux zur ſtrafmaͤßigen Beichäftigung
ſchwerer Verbrecher, der Galeerenſklaben, in einzelnen
größeren Seehäfen.

Was nun die Bauart betrifft, ſo haben die Galeeren
bei 130—140 Fuß Länge eine Breite von 26—30 Fuß
An jeder Seite ſind etwa 25—830 Ruderbänke (Bänke
für die Ruder), deren Ruhepunkt auf einer Latte iſt,
die ſich an beiden Seiten außerhalb des Bords der
Galeere befindet und von vielen auf- und niederftehen-
den Knieen getragen wird. Auf dem Deck ſind an der
Backbord⸗ und Steuerbordſeite die Bänke der Rojer
Ruderer), und zwiſchen deren beiden Reihen, alſo mitien
auf dem Verdeck der Galeere, befindet ſich ein langer,
etwa 1!/, Fuß breiter Gang, welcher der Koker, Cour-
ſier oder Courſie genannt wird und vom Verdeck bis
zum Hintertheil der Galeere führt. Dieſer Gang iſt
hohl, die Bretter, mit denen er bedeckt iſt, können aufz
gehoben werden, und dieſer hohle Raum dient naͤ—
7 zum Behältniſſe für die Kleider des Schiffs-
volks.

Jede Ruderbank iſt 10 Fuß lang (von dem ge-
nannten Gange aus in der Richtung naͤch der erwähnken
Latte gerechnet) und die eine ſteht von der andern vier
Fuß ab. Auf jeder Ruderbank arbeiten 5—6 Ruder-
knechte. Da die Ruder eine Länge von 50 Fuß haben,
wovon 37 außerhalb und 13 innerhalb der Galeerẽ
liegen, ſo iſt das Rudern natürlich ſehr anſtrengend.
Alle an einem Huder arbeitenden Ruderer müſſen auf
ein Zeichen gleichzeitig anziehen und ſich mit dem Ober?
körper rückwaͤrts werfen, weßhalb auch die Arbeit mit
entkleidetem Oberkörper geſchieht. In der Regel wählte
man zu Ruderern Verbrecher, namentlich große Ver-
brecher, da ehemals, wo die Galeeren die ganze See-
macht ausmachten die Ruderer zu dieſem Geſchaͤft auch
zu dem höchſten Lohne nicht zu bekommen waͤren. Die

Unglücklichen nun, welche man zur Strafe auf die
Ruderbänke der Galeeren ſandte, naͤnnte man Gaͤleeren-
ſklaven, und es war die Galeerenſtrafe eine der härte-
ſten Strafen. Die Flucht der Galeerenſklaven zu ver-
hindern, waren dieſelben mit einer Kette ſo angeſchloſſen,
daß ſie am Rudern nicht gehindert wurden; diejenigen
daher, welche auf der linken Seite ruderten, waren mit
dem rechten, die anderen mit dem linken Beine befeſtigt
(angeſchmiedet) Wegen der geringſten Vergehen wurden
ſie hart gezüchtigt, und Selbſtverſtümmelungen, die eine
Unfähigleit zum Rudern bewirkten, mit dem Tode be-
ſtraft. Beim Antritt der Strafe wurden ſie gebrand-
markt, ihnen die Haare glatt abgeſchnitten und ein
langer Rock, der bis auf die Füße ging, gegeben. Die
Strafe wurde auf eine Anzahl Jahre oder auf Lebens-
zeit erkannt, welches letzter? den bürgerlichen Tod zur
Folge hatte. Ehedem brauchte man in Ztalien auch
die türkiſchen Gefangenen zu Galeerenſklaven, ſowie
umgekehrt die Mohanimedaner noch bis in die neueſte
7 gefangene Chriſten auf die Ruderbänke ſchmie-
eten.

Die Galeeren ſind verhältnißmäßig leicht und
niedrig gebaut und führen regelmäßig nır zwei Maſten.
Sie ſind übexall zum Schnellfahren eingerichtet und
ſo konſtruirt, daß ſie nicht tief gehen, alfo leicht über
Klippen und Untiefen hinwegkonimen können. Auf dem
Vordertheile ſteht eine Art Back (franz. Rambade),
welcher in einen ziemlich weit hinausgehenden Schnabel
endigt, der ſtatt des Bugſpriets dient und bei den Al-
ten wahrſcheinlich das ſogenannte Rostrum geweſen
iſt. Unter dem Deck befinden ſich die verſchiedenen
Kammern oder Abtheilungen für den Proviant, ſowie
für das Reſervegut, Schiffsgeräthſchaften 2c. Im Hinter-
theile der Galeere hefindef ſich eine Art Huͤtte (franz.
Larrosse), wo der Capitain wohnt, und unter dieſer
Hütte iſt der Salon (franz. Gavon), oder die Kajüte.
Am Hintertheile oder am Spiegel ſind zwei Fallreeps-
treppen ausgehängt, vermittels deren man in die
Galeere und aus derſelben ſteigt. ;

Die Takelage einer Galeere beſtand und beſteht
gewöhnlich aus einem großen und einem Fockmaſt;
doch haben manche auch einen kleinen Beſanmaͤſt, welche
insgeſammt ſogenannte lateiniſche Segel führen. Dieſe
Maſten ſind ſehr kurz und haben keine Stengen. Der
Top derſelben iſt viereckig und in demſelben befinden
ſich etliche Scheiben für die Braſſen (Drehreepe der
Rac). Die Maſten haben ferner keine Stagen (Taue
von einem Maſt zum andern) und ſtehen mitten in
dem großen Gange. Auch können ſie niedergelegt
werden. was beſonders geſchieht, wenn man gegen den
Wind fahren will, wo ſich dann die Wucht des Windes
einzig auf den Rumpf des Schiffes beſchränkt und mit-
hin der Anſtrengung der Ruderer die wenigſten Hinder-
niſſe entgegen ſtehen. Dies wußten beſonders die in
ihren klippenreichen Verſtecken lauernden Corſarengaleeren.
Aus denſelben ſtürzten ſie ſich ſelbſt bei Windftille und
hei dem conträrſten Winde auf die in ihre Nähe ge-
kommene Beute. Erfahrungsmäßzig ſteht feſt, daß die
Schnelligkeit einer ſolchen Galeere durch die Bewegung
der Ruder ſehr bedeutend iſt, doch hat ſie nur kurze
Dauer. In der erſten Stunde werden bei ruhigem
Vetter 1!/, Seemeilen zurückgelegt, aber dann ſchwinden
die Kräfte der Ruderer immer mehr, ſo daß von einer
— — Schnelligkeit nicht mehr die Rede ſein
ann.

Das Kriegsrüſtzeug der Galeeren beſtand in einer
ziemlich geringen Anzahl von Kaͤnonen. Auf dem
Vordertheile führte ſonſt eine Galeere erſten Kanges
fünf Geſchütze. Ganz vorn nämlich, in dem erwähnten
Nittelgange, ſtand eine ſchwere Kanone oder halbe
Karthaune, welche auf das Vordertheil gepflanzt war,
um über den Schiffsſchnabel hinausſchießen zu können.
Mit ihr ſchoß man 23—24pfündige Kugeln. Zu beiden
Seiten ſtanden zwei Kanonen von geringerem Kaliber,
gewöhnlich Acht oder Zehnpfünder, und beſonders in
den älteren Zeiten, waren wieder an den Seiten dieſer
letzteren noch zwei kleinere Geſchütze angebracht. Auf
dem Bord der Galeere waren noch Drehbaſſen mit
Schwanenhälſen. Doch die Hauptkriegsmacht beſtand
in jenen fünf Kanonen des Vordertheils. Vier davon
waren unbeweglich und mußten mit großer Beſchwerde
und Gefahr von außen geladen werden. Da dieſe
Hauptgeſchütze nun auch nicht ſeitwärts gewendet werden
konnten, ſo mußte man das ganze Schiff immer erſt
durch das Steuerruder gerade mit ſeinem Vordertheile
dahin wenden, wohin man ſchießen wollte; wodurch


die Manöver nur ſehr beſchwerlich und langſam ausge-
führt werden konnten.

Waren die Galeeren zu einer Flotte zuſammenge-
zogen, ſo wurde die Hauptgaleere die Capitana (franz.
Galere capitaine) genannt, und unſere Abbildung zeigt
eine ſolche Capitana der Flotte von Malta. In Frank-
reich wurde dieſe vornehmſte Galeere der Flotte, nach-
dem die Würde eines Generalcapitains der Galeeren er-
loſchen war, la Réale genannt. An ihrem Bord befand
ſich der General der Galeeren und führte die königliche
Galeerenflagge, welche viereckig, roth und mit goldenen
Lilien beſäet war. Die dem Range nach nächſte Ga-
leere hieß dann die Patrong, in Frankreich Gaière pa-
trone. Sie wurde vom General Lieutenant der Ga-
leeren beſtiegen, führte zwei Schiffslaternen (Fanaͤle)
und am Hauptmaſt eine länglich-viereckige Flaghe.

Mit den Galeeren verwaͤndte Fahrzeuge wären 1)
die Galeoten, Galioten, Halbgaleeren, mit nur 16
—20 Rudern auf jeder Seite; 2) die Galeafſen,
Galegzzen, die größten Ruderſchiffe des Mittelmeeres
von Badoaro 1560 erfunden; Dreimaſter, in Allem den
Galeren ähnlich, aber größer, ſchwerer, mit mehr Ge-
ſchütz und 800—1000 M. Bemannung; 3) die Galea8,
fleine däniſche, ſchwediſche und holländiſche Schiffe mit
Haupt⸗ und Beſanmaſt, der Galeote ähnlich, nur mit
platterm Spiegel; 4) die Schebecken, Dreimaſter an
den Küſten des Mittelmeeres, ſcharf und ſchmal gebaut,
daher ohne untern Schiffsraum, mit Rudern und Ga-
leerentakelage; 5) die Tartane mit 8—10 Ruder-


Auleitung zum Sammeln

von Münzen.
Von
Dr. M. Kirmis.
Fortſetzung.)

Nachdruck verboten.)
Die Reinigung und Aufbewahrung der Münzen.
Die Münzen ſollen ihren natürlichen Zuſtand zeigen,
d. I, He ſollen ſo ausſehen, wie e& dem Metall, aug
welchem ſie heſtehen ihrer Herſtellungsart und ithrem
Alter entſpricht. Es gibt aber ſehr diele Reinigungs-
freunde, welche ſtets über ihren Münzen putzen und
ſcheuern, ſie mit ägenden Stoffen behandeln und dadurch
entwerthen; es iſt daher mehr feſtzuhalten, was nicht
geſchehen ſoll, als was zu thun iſt. Will man aus
iſthetiſchen Grinden den Umlaufsſchmutz entfernen, ſo
laſſe man die Münze einige Stunden in wmarmen Seifen:
waſſer liegen, dem allenfalls einige Tropfen Salmiat-
geiſt zugeſetzt werden können, und reibe dann entweder
zwiſchen den Fingern oder mit einer weichen Bürſte den
Schmutz ab. Man verſuche aber nie, die Batina zu ent-
fernen, auch nicht den braunen oder ſchwarzblauen Hauch,
welcher ſich auf der Fläche ſonſt ſtempelglänzender Sil-
bermunzen befindet/ denn man nimmt ihnen damit ein
garakteriſtiſches Zeichen der Aechtheit ıund des Ulterz.
Van glühe nicht aus und vermeide die Anwendung von
Schwefelſäure und ſtarker Ammoniakflüſſigkeit. Kupferne
Medaillen reinige man nur mit Waſſer oder mit milder
Fettſeife, denn ſelbſt Sputen von Ämmoniak entfernen
ſchon den Lacküberzug Die Münzen werden in etnent.
Schrank mit flachen Schubladen aufbewahrt; jede Münze
liegt in einem beſonderen, oben offenen Käſtchen. Diefe
Käſtchen, etwa 1 cm hoch, fertigt man am beſten ſelbſt
gus arton, indem man durch ſcharfe Biegungen die
Bodenfläche heſtimmt, Einſchnitte macht, in die Höhe
biegt und feltflebt. — Man achte darauf, daß die Münzen
nur am Rande angefaßt werden.
Die Behandlung von Münzfunden.

Es kommt vielfach vor, daß Münzfunde ſelbſt dann
noch, meiſt durch Zerbröckelung — theilweije zu Grunde
gehen, wenn der Finder ſofort von ſeinem Funde Nach-
richt gibt; insbeſondere iſt dies der Fall, wenn der Fund
aus dünnen, geringwerthigen Denaren oder aus Brafk-
teaten beſteht. Hiergegen kann nur genaue Kenntniz der
chemiſchen Veränderungen, welche die Muͤnzen im Boden
erleiden können, ſchüzen. Gold wird nur wenig ange-
griffen, daher genügt vorſichtiges Abwaſchen der Gold-
münzen. In den Vertiefungen des Stempels findel fich
meiſt ein Anflug von rothgelber Goldpatind; man ver-
ſuche nicht, denſelben zu entfernen, denn er läßt ſich in
geicher Art nur durch die Zeit wieder Heritellen.: —
Silber, Kupfer und Erz veraͤndern ſich bedeutender in
der Erde. Das Silber verwandelt ſich je naͤch der Be-
ſchaffenheit des Bodens in Oryd, Chlorid oder Sulfid;
am häufigſten iſt die Chlorfilberpatina (Hornfilber).
Die Verwandlung erfolgt ganz almählich. Iſt das
Silber rein und die Münze von einiger Stärke, danı
bleibt die Maſſe kompakt, der Stempel wird in Folge
der Valumzunahme unxegelmäßig aufgetrieben, es erfolgt
eine Nivellirung der Oberfläche; bei ſtark legirtem Sil-
ber dagegen wird die Struktur blättrig, das Gefüge
erdig, die Münze bricht leicht und iſt zerreiblich. MNeinez-
Luyfer verändert ſich im Boden ſchwerer wie Bronce,
Meſſing ſteht in der Mitte zwiſchen beiden; die Ueber-
züge ſind entweder violettgrün (kohlenſaures Kupfer)
dder roth (Orydul) oder ſchwarz (Orhd), die Gefahr des
Zerbrechens oder Zexrbröckelns iſt nicht zu fürchten,
dagegen haften gewiſſe Bodenarten ſehr feſt an der
Erzpatina.

Beſteht der Fund aus loſen Silbexmünzen, welche,
wie eine Probe ergibt, leicht zerbrechlich f{ind, ſo läßzt
man vor weiterer Behandlung ſämmtliche Stücke 1—2
Tage in lauem Leimwaſſer liegen, gießt ab, bringt die


einmal mit reinem Waſſer nach und laͤßt bei gelinder
Wärme trocknen. Grüne Patina, welche ſich auf geringem
Silher oft ſo ſtark vorfindet, daß man die Brägung
nicht genau ſehen kann, wird durch Digeriren mit {tarf
verdünnter Schwefelſäure oder durch Koͤchen mit Wein-
ſtein entfernt.

Bilden die Münzen des Fundes einen zuſammen-
hängenden Klumpen was meilt nur bei geringhaltigen
Silbermünzen der Fall iſt und ſeinen Grund in der
Bildung von Kupferfalzen hat, ſo verſucht man die Tren-
nung herbeizuführen, indem man nacheinander in Waſſer
oder verdünnter Schwefelſäure (1:15) macerirt, oder
mit Weinſtein kocht.

Die Bodenreſte an patinirten Erzmünzen ſind mit-
unter ſteinhart und haften ſo feſt, daͤßz ſie ſelbſt durch
langes Kochen in Waſſer nicht abzulöſen gehen. Hat
man ſich überzeugt, daß unter der Erdkruſte eine ſchoͤne
Patina liegt, dann lohnt es, auf mechaniſchem Wege die
Erde zu entfernen. Dies geſchieht durch andaucrndes
Bürſten und durch Schahen mit zugeſchätftem gewoͤhn-
lichem Knochen (dem Knochengriff einer Zahubürfte),
Elfenbein iſt ſchon zu hart.

Das Sepräge gänzlich abgegriffener Silbermünzen
kann auf folgende Weiſe wieder fichtbar gemacht werden :
Man erhitzt die fragliche Münze vorfichtig von unten,
entweder üher einer Spiritusflamme, oder indem man
ſie auf die Ofenplatte legt; dann orydiren die früher
erhabenen Stellen (welche am wenigften kompakt ſind)
zuerſt und die Zeichnung tritt deutlich hervor

Die Aufertigung von Kopien.

„ Sn dielen Fällen wird es dem privaten Sammler
nicht möglich ſein, die theuren Seltenheiten ſeines Sam-
melgehietes in Originalen zu erwerben; dem Wunſche
nach Vollſtändigkeit und für Studienzwecke können da
ſehr gut die Koͤpien abhelfen. Die großen öffentlichen
Sammlungen geben gegen geringes Entgeld gute Gybs-
abdrücke oder Schwefelpaſten her; galvanoplaͤſtiſche Ab-
drücke werden an verſchiedenen Stellen in taͤdelloſer
Weiſe zum Verkauf hergeſtellt.

Viel Freude und wenig Mühe macht es, wenn man
ſich die Kopien ſelbſt anfertigt. Es fommen dem Grade
der Vollkommenheit nach in Betracht die Abdrücke in

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