Landeskundliche Einleitung.
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schatten und Grundherrschaften aus, welche innerhalb eines bestimmt abgegrenzten
Bezirks eine Anzahl zu ihnen gehörigerOrtschaften umfassten. So treten denn seit
dem 11. und 12. Jahrhundert verschiedene Geschlechter von hohem Adel hervor, die
als Erbherren teils auf freiem Eigen, teilsauf Lehen sitzen, so imGebirgskreise die
Edlen von Konradsburg, später Grafen von Falkenstein ; die Edeiherren von Arn-
stedt, später Grafen von Arnstein und Edelherren von Biesenrode, die Edelherren
von Wippra und die Grafen von Mansfeld. Im Seekreise sind zu nennen: die
Grafen von Aisleben, die Edelherren von Friedeburg, von Schochwitz, von See-
burg, von Rebeningen (Röblingen), von Hakeborti u. a. m. Ben Grafen von
Mansfeld Hoi ersehen Stammes und einer ihre Erbschaft antretenden Linie der
Edelherren von Querfurt war es beschieden, diese verschiedenen Gebiete nach und
nach in ihrer Hand zu vereinigen, und darum dürfte ein kurzer Überblick über
die Geschichte dieses Geschlechts sich als notwendig herausteilen.
Bis zum Jahre 1069 finden wir in dem nördlichen Hosgau, weicher, wie
schon bemerkt, im wesentlichen mit dem heutigen Seekreise zusammenfällt, das
Geschlecht der Grafen von Wettin, deren Nachkommen heutzutage im König-
reiche Sachsen und in den sächsisch-thüringischen Herzogtümern herrschen, im
Besitze der Gaugrafenwürde. Erst unter dem letzten Gaugrafen aus diesem Ge-
schlecht, unter Dedo 11., erscheint zum erstenmalc im Jahre 1(J60 ein Dynast
namens Hoier von Mansfeld urkundlich als Grundbesitzer in der Umgegend von
Mansfeld, woraus man wohl folgern darf, dass die Edelherren von Mansfeld
spätestens um die Mitte des 11. Jahrhunderts in den Besitz der Grundherrschaft
Mansfeld gelangt sein müssen, und dass der Ursprung des Schlosses Mansfeld,
als des Sitzes dieses Dynasten, bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Woher dieses
Geschlecht aber eigentlich stammt, das ist ungewiss. Die Sage sucht es an einen
der Heiden in König Artus Tafelrunde anzuknüpfen, ja sogar an den RitterS. Georg,
den Schutzheiligen dieses Geschlechts; thatsächlich aber umgiebt völliges Dunkel
seinen Ursprung, und nicht einmal das ist festzustellen, ob es ein alteinheimisches
oder zugezogenes ist. Doch darf der Vorrede zum Sachsenspiegel Glauben ge-
schenkt werden, welche behauptet, dass die Grafen von Mansfeld sächsischen
Ursprungs seien. Auch das ist nicht sicher, ob die Edelherren von Mansfeld,
nachdem die Wettiner die Gaugrafschaft im nördlichen Hosgau hatten auf-
geben müssen, diesen unmittelbar in der Grafen würde gefolgt sind, doch
ist es im höchsten Gerade wahrscheinlich, dass Hoier I. im Jahre 1069
die Gaugrafschaft im Hosgau erlangt hat, da sein voraussetzlicher Sohn
Hoier II. sie ohne Zweifel besessen hat. Die Lücke zwischen Vater und Sohn
sucht eine vielleicht mit ächter Überlieferung verquickte Geschichtsfälschung'
auszufüllen, welche behauptet, im Jahre 1089 habe auf dem Schlosse Mansfeld
ein Graf Ernst von Mansfeld gehaust, der dem im Schlosse zu Eisleben eine Zeit
lang residierenden mul von einem kaiserlichen Heere belagerten Gegenkönige
Heinrichs IV., Hermann von Salm-Luxemburg, zu Hilfe gekommen sei und in
der heutigen Freistrasse zu Eisleben einen glänzenden Sieg davon getragen habe.
Das gekrönte Haupt dieses Gegenkönigs, des sogenannten Knoblaucbskönigs,
welches als Wahrzeichen der Stadt Eisleben gilt, soll später zum Andenken an
seine Anwesenheit an der Nordostecke des Rathauses angebracht worden sein.
Erst im Anfänge des 12. Jahrhunderts tritt ein Graf von Mansfeld, Hoier 11.,
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schatten und Grundherrschaften aus, welche innerhalb eines bestimmt abgegrenzten
Bezirks eine Anzahl zu ihnen gehörigerOrtschaften umfassten. So treten denn seit
dem 11. und 12. Jahrhundert verschiedene Geschlechter von hohem Adel hervor, die
als Erbherren teils auf freiem Eigen, teilsauf Lehen sitzen, so imGebirgskreise die
Edlen von Konradsburg, später Grafen von Falkenstein ; die Edeiherren von Arn-
stedt, später Grafen von Arnstein und Edelherren von Biesenrode, die Edelherren
von Wippra und die Grafen von Mansfeld. Im Seekreise sind zu nennen: die
Grafen von Aisleben, die Edelherren von Friedeburg, von Schochwitz, von See-
burg, von Rebeningen (Röblingen), von Hakeborti u. a. m. Ben Grafen von
Mansfeld Hoi ersehen Stammes und einer ihre Erbschaft antretenden Linie der
Edelherren von Querfurt war es beschieden, diese verschiedenen Gebiete nach und
nach in ihrer Hand zu vereinigen, und darum dürfte ein kurzer Überblick über
die Geschichte dieses Geschlechts sich als notwendig herausteilen.
Bis zum Jahre 1069 finden wir in dem nördlichen Hosgau, weicher, wie
schon bemerkt, im wesentlichen mit dem heutigen Seekreise zusammenfällt, das
Geschlecht der Grafen von Wettin, deren Nachkommen heutzutage im König-
reiche Sachsen und in den sächsisch-thüringischen Herzogtümern herrschen, im
Besitze der Gaugrafenwürde. Erst unter dem letzten Gaugrafen aus diesem Ge-
schlecht, unter Dedo 11., erscheint zum erstenmalc im Jahre 1(J60 ein Dynast
namens Hoier von Mansfeld urkundlich als Grundbesitzer in der Umgegend von
Mansfeld, woraus man wohl folgern darf, dass die Edelherren von Mansfeld
spätestens um die Mitte des 11. Jahrhunderts in den Besitz der Grundherrschaft
Mansfeld gelangt sein müssen, und dass der Ursprung des Schlosses Mansfeld,
als des Sitzes dieses Dynasten, bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Woher dieses
Geschlecht aber eigentlich stammt, das ist ungewiss. Die Sage sucht es an einen
der Heiden in König Artus Tafelrunde anzuknüpfen, ja sogar an den RitterS. Georg,
den Schutzheiligen dieses Geschlechts; thatsächlich aber umgiebt völliges Dunkel
seinen Ursprung, und nicht einmal das ist festzustellen, ob es ein alteinheimisches
oder zugezogenes ist. Doch darf der Vorrede zum Sachsenspiegel Glauben ge-
schenkt werden, welche behauptet, dass die Grafen von Mansfeld sächsischen
Ursprungs seien. Auch das ist nicht sicher, ob die Edelherren von Mansfeld,
nachdem die Wettiner die Gaugrafschaft im nördlichen Hosgau hatten auf-
geben müssen, diesen unmittelbar in der Grafen würde gefolgt sind, doch
ist es im höchsten Gerade wahrscheinlich, dass Hoier I. im Jahre 1069
die Gaugrafschaft im Hosgau erlangt hat, da sein voraussetzlicher Sohn
Hoier II. sie ohne Zweifel besessen hat. Die Lücke zwischen Vater und Sohn
sucht eine vielleicht mit ächter Überlieferung verquickte Geschichtsfälschung'
auszufüllen, welche behauptet, im Jahre 1089 habe auf dem Schlosse Mansfeld
ein Graf Ernst von Mansfeld gehaust, der dem im Schlosse zu Eisleben eine Zeit
lang residierenden mul von einem kaiserlichen Heere belagerten Gegenkönige
Heinrichs IV., Hermann von Salm-Luxemburg, zu Hilfe gekommen sei und in
der heutigen Freistrasse zu Eisleben einen glänzenden Sieg davon getragen habe.
Das gekrönte Haupt dieses Gegenkönigs, des sogenannten Knoblaucbskönigs,
welches als Wahrzeichen der Stadt Eisleben gilt, soll später zum Andenken an
seine Anwesenheit an der Nordostecke des Rathauses angebracht worden sein.
Erst im Anfänge des 12. Jahrhunderts tritt ein Graf von Mansfeld, Hoier 11.,