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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0042
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XXYIII

Landeskundliche Einleitung.

Dörfern Creisfeld und Hergisdorf gehörigen Fluren zwischen Dippelsbach und
Goldgrund gehörten ursprünglich zum Friesenfeldc.
Das vom Reiche zu Lehen rührende Gaugericht des zum Gebirgskreise ge-
hörenden Teils des Schwabengaues befand sich zu Quenstedt.. Du Jahre 1323
nennt der römische König Ludwig (der Bayer) unter den Reichslehen, die er
dem Grafen Burchard überträgt, (feuda, quae a nobis et sacro imperio se tenere
proposuit) auch das Gericht zu Quenstedt (iudicium in Quenstede).
Der Seekreis besteht erstlich aus dem grössten Teile des nördlichen
Hosgaues, welcher von der Saale, der Salze, dem Süssen See, der Bösen
Sieben (Dippelsbach), der Wipper, dem Krieggraben, dem Hanfgraben und der
Sc.hlenze umschlossen wurde; ferner aus der südöstlichen Ecke des Schwaben-
gaues (Grafschaft Aisleben und Herrschaft Friedeburg), aus dem nördlichsten
Streifen des südlichen Hosgaues südlich von der bösen Sieben, den Seen
und der Salze (Herrschaften Helfta, Seeburg, Schraplau und Reveningen) und
endlich aus der Kordostecke des Gaues Friesenfeld südlich vom Goldgründe
und der bösen Sieben bis zur Wolferöder Grund, welche letztere hier das Friesen-
feld vom südlichen Hosgaue schied.
Im Seekreise befinden sich zwei uralte Gaugerichtsstätten, von denen die
eine der Hauptgerichtsstuhl des nördlichen, der andere der des südlichen Hos-
gaues war. Die Gaugerichtsstätte des nördlichen Hosgaues ist Bösen bürg,
ursprünglich höchstwahrscheinlich ein Sitz der thüringischen Könige. Schon um
1180 wird das Landgericht in Bösenburg (placitum in Bisinburg) urkundlich
erwähnt, und 1265 nennt Graf Burchard v. Mansfeld als Vorsitzender Gaurichter
diese Gericht.sstätte das Landding (in placito provinciali, quod dicitur lantdinc,
cui tune presedimus in Beseneborch). Später (1342 und 1348) wird auch der
Stuhl zu Bösenburg (stül tu Beseneborch) ausdrücklich als die Grafschaft im Hos-
gau (groveschop tu Hosekow und grafscap tu Hüsegowe), auch (1316) als die
Grafschaft Friedeburg, die vormals Hosgau geheissen habe („dhe grafschop to
Hüsegowe, de man nu vonYredeberch heb') bezeichnet. Nachdem jedoch der Ort
Bösenburg mehr und mehr an Bedeutung verloren hatte, hegte man das Bösen-
burger Ijandgericht in dem volkreicheren Hedersleben, weshalb in späteren
Urkunden meist von der Grafschaft und dem Gerichtsstuhl zu Hedersleben die
Rede ist. Doch erhellt die ursprünglich höhere Bedeutung des Bösenburger Ge-
richts deutlich aus einer Urkunde des Jahres 1320, in welcher bestimmt wird,
dass die zum Gericht Hedersleben gehörigen Dörfer und Leute, wenn man sich
dort über das Urteil nicht einigen könne, es zuBeseneburch holen sollen. Bösen-
burg war also die oberste Instanz und der Bezirk des Schultheissenamtes zu
Hedersleben ursprünglich wohl nur ein Teil des Bösenburger Gerichtssprengels.
Aber auch die Hauptgerichtsstätte des südlichen Hosgaues liegt innerhalb
des Seekreises, das ist der Gerichtstuhl zu Helfta, welcher nach Ausweis ver-
schiedener kaiserlicher Jjehnbriefe zu den feuda a sacro imperio gehörte und auch nach
verschiedenen erzbischöflich Magdehurgischon Urkunden „vom heiligen römi-
schen Reich zu Lehen rührte." Jenach Bedürfnis scheint man aber in späterer
Zeit, das Gauge rieht auch an anderen Orten des südl. Hosgaues gehegt zu haben, z. B.
zu Unter-Röblingen am See, wie sich aus urkundl. Nachrichten ergiebt.
Nach dem Verfall der Gauverfassung bildete sich eine Anzahl erblicher Graf-
 
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