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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0282
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Mansfelder Gebirgskreis.

in allen ihren Teilen unhaltbar; nur das ist wahrscheinlich, dass eine Abbildung
des mansfeldischen Lieblings- und Geschlechtsheiligen, welcher eben 8. Georg war,
an dem Hofe sich befunden hat, weshalb er Ritter 8. Görge genannt wurde, ein
Name, der überdies auch noch an einem Teile der Thondorfer l^nr haftet, vermut-
lich weil derselbe zu dem Sattelhofe 8. Görge gehörte.
Manche nehmen, vermutlich durch das besprochene Hervortreten des h. Georg
bewogen, an, die Kirche des Dorfes sei diesem geweiht gewesen. Das ist jedoch
nicht der Fatl, denn nach Ausweis eines Kirchenbuches und der Agende war sie
dem h. Laurentius geweiht, dessen Wahl jedoch ebenfalls auf ein verhältnis-
mässig hohes Alter der ersten Gründung zurückweist.
Das Schiff der Kirche ist modern und bietet in baulicher Hinsicht nichts
Beachtenswertes. Der westlich vorliegende Turm ist aus dem späten Mittelalter.
Die Glocken haben 0,75 und 0,65 Meter Durchmesser. Auf dem Glockenstuhle
steht eingeschnitten:
Den 17. Marti 1711 erbavet von M. Gorge Herman -
cv der Zeit Gemein und Bauher Bartol Gernitz.
Die grössere Glocke aus dem Jahre 1723 trägt folgende Inschrift:
Hans Wagener, Landschep, Emanue! Tetzner,
Christian Fuhrmann.
Gos mich Martin Heitze (Heintze?) aus Leipzig
Anno !723.
Die kleinere Glocke, diejenige, mit welcher die oben angeführte Sage sich
beschäftigt, ist im Jahre 1874 von den Gebrüdern Ulrich in Laucha umgegossen
worden.
Angeblich reichen die Kirchenbücher nur bis 1787 zurück.

Ulzigerode.
/Ur/ Kirchdorf mit 1880: 318; 1890: 286 Einwohnern, 11 km westnordwestlich
von Hettstedt, ehemals zur Freiherrschaft Arnstein im Schwabengau, bezw. zum
Arc.hidiakonate des Harzbannes (bannus nemoris) gehörig. Der Name des Ortes,
der erst verhältnismässig spät mit Sicherheit urkundlich bezeugt ist, denn das im
Jahre 1019 erscheinende Ochciseroth (andere Lesart Ochtiresroth) dürfte doch wohl
auf einen anderen Ort zielen, bedeutet nach den urkundlichen Formen (1381 01-
czingerode, 1387 Oltzingherode, 1420 Olzingerode, 1486 Olzenrode, 1501 Ultschinge-
rode) „zu der Rodung der Nachkommen oder Angehörigen des Olzo." (Diese
Koseform für Odalrich kommt auch noch im 15. Jahrh. als Vorname vor. So gab
es damals in Eisleben einen Bürger namens Oltcze Langehans.) Das Siegel der
Gemeinde Ulzigerode zeigt einen breitästigen Laubbaum, vor welchem der Bauer-
stein steht; beide Gegenstände sind bekanntlich das Sinnbild der bäuerlichen Gemein-
schaft. Ein anderer Abdruck zeigt den Bauerstein nicht, begnügt sich vielmehr
mit der Darstellung der Dorflinde.
Die gegenwärtige Kirche, deren Schutzheiliger unbekannt ist, ist modern,
besitzt also nichts, was den Altertumsfreund anziehen könnte, mit Ausnahme der
hinter dem Altar befindlichen Überreste eines zerstörten Altarschreins, welche
 
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