Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Aus der steiermärkischen Landesgalerie zu Graz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. i.

stellten sich bald ein, z. B. schon 1819
von seiten des Erzherzogs Johann,
vor 1838 von seiten des Direktors
Josef August Stark und 1861 von
seiten des Landeshauptmanns Grafen
Ignaz von Attems. 1841 waren zahl'
reiche Bilder aus kaiserlichem Besitz
von Wien nach Graz gelangt. Manche
davon verblieben in Steiermarks Haupt'
stadt, andere gingen später nach Wien
zurück. * *) In neuester Zeit hat dann
noch das Herrenhausmitglied Dr. Ignaz
Graf von Attems eine weitere Aus'
wähl aus der Familiengalerie gestattet. **)
Mächtig bereichert wurde das Museum
durch die Stiftungen der Brüder Johann
und Joachim Sailler und der Baro-
nin Julie von Benedek. Mehrere in'
teressante Altäre und Votivtafeln stam'
men aus steiermärkischen Kirchen.
Noch andere Bilder gelangten durch
Ankauf des Landesausschusses,
durch Zuweisung des Unterrichts'
ministeriums und private Ge'
schenke, u. a. auch von seiten des
regierenden Fürsten Liechtenstein
in die Galerie. — Von einer Aus'
musterung geringwertiger Bilder, gegen
300 an der Zahl, in der Zeit gegen
1880 berichtete J. Wastler an mehreren
Stellen seiner Aufsätze über die Grazer
Galerie.***)

Wir gehen in der neu aufgestellten
Galerie keineswegs von Bild zu Bild,

die ältere Galerie Attems in Graz unterrichtet
man sich durch Hormayrs Archiv 1828, S, 286 ff.
Weniges bei Tschischka: Kunst und Altertum
in dem Österreichischen Kaiserstaate (1836).
Vgl. auch Repertorium für Kunstwissenschaft
Bd. V, XI, S. 66 ff, (Jos. Wastler) und Lützows
Kunstchronik Neue Folge III, Nr. 33 vom
15. September 1891 (Frimmel).

*) Geschichte der Wiener Gemäldesamm-
lungen S. 310 f.

**) K. Lachers Vorbemerkung zum Katalog.

***) Kabdebos „Kunstchronik" V, S. 119 ff.
druckte einen Artikel aus der Grazer T’ges-
post ohne genaue Quellenangabe nach, siehe
auch Repertorium für Kunstwissenschaft V,
S. 409.

um einen kritischen Katalog anzu'
fertigen — dazu würde ich einen vollen
Band dieser Blätter benötigen — sondern
ich fasse einzelnes heraus, zu dem ich
begründete Meinungen beibringen kann,
hie und da auch Bilder, die als besonders
bemerkenswert von selbst hervorstechen.
Ein Bildnis des Kaisers Maximilian I.
in der Art des Bernhard Strigl (Nr.3)
fällt wohl jedem Besucher auf. 1828
wurde es in Hormayrs Archiv als Werk
des Holbein erwähnt. Aus Galerie Attems,
als Richtung Strigl in der Kunstchronik
1891.

Nr. 6, das Bildnis des Thomas
Reuß mag vielen etwas rätselhaft er'
schienen sein. Ganz augenscheinlich ist
es im 16. Jahrhundert entstanden. Und
doch trägt es das Datum 1414- Man
wird nicht fehlgehen, es als eine alte
sehr interessante Kopie aus dem frühen
16. Jahrhundert nach einem Bildnis von
1414 anzusprechen.

Bei Nr. 8, einem Bildnis der Ger'
truid Reuß, das die Jahreszahl 1394
(nicht 1392) trägt, liegt ein ganz ähnlicher
Fall vor, und ein drittes Beispiel dieser
Art findet sich in der Galerie der Wiener
Akademie (jetzt Nr. 571). Diese drei
Bilder, innerlich fest verbunden, waren
ehedem auch äußerlich, räumlich bei'
sammen. Sie kommen in dem alten
Inventar einer steiermärkischen Samm'
lung aus der Zeit bald nach 1714 noch
beisammen vor. Nach einem Zusammen'
hang, den ich an anderer Stelle ent'
wickelt habe, scheint es, daß diese Bilder
eine Zeit lang im Besitz der steiermär'
kischen Grafen Lamberg gewesen.*)
Von dort führen denn auch bekannte
oder wenigstens nicht unerhörte Wege
einerseits zum Lambergschen Vermächt'
nis an die Wiener Akademie, anderseits
zu den Grazer Sammlungen. Die zwei
Reußbildnisse der Grazer Galerie sind

*) Geschichte der Wiener Gemäldesamm'
lungen, IV. Kapitel, S. 16 ff.
 
Annotationen