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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 5
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Cornelis Vroom
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0103

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Nr. 5.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

75

Das genaue Hinsehen und Nachzeichnen
der Formen ist ihm bis zu einem ge'
wissen Grade überliefert worden. Wie
es in der Zeit lag, hat er auch gewiß
eine große technische Fertigkeit von den
Vätern übernommen, aber er ist freier
in der Pinselführung und wahrer in der
Färbung als alle seine Vorgänger, und,
wie schon erwähnt, die etwas düstere
Stimmung des Eichwaldes, die oft
Ruisdael'Stimmung genannt wird, ist vor
ihm von niemanden so eigentlich male'
risch aufgefaßt worden, wie auf seinen
Bildern. Was ein Gillis van Coninxloo,
ein Savery, David, Vinckboons, ein
Alexander Keirincx geleistet haben, sieht
neben Vrooms Bildern steif und alt'
väterisch aus. Und Jakob van Ruisdael
(erst 1628 oder 1629 geboren) hat die
feine koloristische Stimmung von Cor'
nelis Vroom ererbt, nicht aber um'
gekehrt. Man spräche besser von einer
Vroom'Stimmung in der Landschaft,
wenn man eine schwermütig gestimmte
Landschaft ohne unmittelbaren Sonnen'
schein im Stile der Haarlemer Malerei
gegen 1650 charakterisieren will. Vroom
hat diese Tonart schon 1630 gefunden,
wie das datierte und signierte Bildchen
der Schweriner Galerie beweist. Nach
diesem Datum und seinem Sterbe'
jahre 1661 hat man, wohl mit Recht,
geschlossen, daß Cornelis Vroom um
1600 geboren ist. 1628 war er schon
für den englischen Hof tätig. Spätestens
1635 gehörte er der Haarlemer Maler'
gilde an, in deren Chronik er 1639 und
1642 vorkommt. 1642 trat er aus der
Zunft aus, da ihm ihr tolles Treiben
nicht zusagte. Einige Jahre vorher, es
war 1638, hatte er große Landschaften
für das Haus des Honselersdijk („op
den huyse van Hondsholredijk“) aus'
geführt, die ihm am 20. Dezember des
genannten Jahres (1638) mit 450 Gulden
bezahlt wurden. *) Nach seinem Aus'

„Oud Holland“, XVIII, S.221, nach „Kunst'
kronyk“, N. Ser., II, 1861, S. 37. Die übrigen

tritt aus der Gilde (1642) hat er noch
weiter geschaffen, auch wenn ihm da'
nach das Verkaufen seiner Bilder nicht
gestattet sein konnte und er in ge'
wissem Sinne nur mehr als Liebhaber
malen durfte. Das Waldbild der Köpern
hagener Galerie stammt aus dem Jahre
1651. Vroom scheint vermöglich gewesen
zu sein. Nach einer Mitteilung, die
C. J. Gönnet aus den Haarlemer Ur'
künden geschöpft hat und die bei E.
W. Moes in „Oud Holland“ benützt
ist, verlieh er 1650 und 1654 Geld an
seinen Bruder Friedrich. Auch die Ein'
ladung zum Leichenbegängnis Vrooms
deutet auf einen gewissen äußerlichen
Wohlstand, da man eine Art Zere'
moniell vorschrieb, und die Kosten,
61 Gulden, ungewöhnlich hohe waren
(Van der Willigen nennt 35 Gulden).
Cornelis Vroom war gegen die Mitte
des Septembers 1661 gestorben (zu
Haarlem). Das Begräbnis fand am
16. September statt, und man forderte
auf, sich im langen Mantel einzufinden
(„Als vrient in huys te komen met de
lange mantel“).

Wir gehen nun die beglaubigten
Arbeiten des Cornelis Vroom der Reihe
nach durch, um danach einige Zu'
Schreibungen zu versuchen. Das älteste
datierte Stück ist die Flußlandschaft,
genannt „Einsame Stromlandschaft“ der
Schweriner Galerie. Wir kennen sie
schon aus der Abbildung und brauchen
zu einer lebhaften Vorstellung nur noch
einige Angaben über Größe und Fär-
bung und anderes. Braungrüne und
blaugrüne Töne sind vorherrschend in
der Wiedergabe des Bodens und der
Pflanzen. Der Mittelgrund ist Verhältnis'
mäßig weich behandelt; härter gemalt
und ganz realistisch detailliert ist das
Gestrüpp und der Baumstrunk rechts
im Vordergründe. Man übersehe nicht
das menschengefüllte Boot und die Ge'

Angaben nach Van der Willigen und nach
Carpenter.
 
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