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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 5
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Cornelis Vroom
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0106

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78

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 5.

die auch von Woermann bald (schon
in der 2. Auflage von 1887) aufgegeben
wurde. Die Reste der Signatur sindmehr-
deutig; indes galten die Bildchen schon
1860 als Werke Vrooms, um. den man
sich damals noch wenig kümmerte.

In der Mannheimer Galerie no-
tierte ich schon vor Jahren einen angeb-
liehen Ruisdael als Werk des C. Vroom.
Es ist die Waldlandschaft (alte Nr. 87,
neue 183). Zwischen ziemlich steilen, aber
nicht besonders hohen Ufern zieht sich
ein Fluß schief nach dem Vordergründe.
Bemanntes Boot im Wasser. Im Mittel-
gründe links blickt aus dunklen Bäumen
ein Giebel, ein Dachfirst und ein spitziges
Türmchen hervor. Rechts im Mittel-
gründe zwei Männer. Im ganzen düstere
Stimmung, doch ist der Himmel, der
fast ganz bewölkt ist, ziemlich hell ge-
halten (vergl. Lützow-Seemanns „Kunst-
chronik“, N. F. II., Sp. 186). Nach
Angabe des Kataloges auf Holz gemalt.
Breite o-59, Höhe o-38. — Die Stim-
mungsverwandtschaft und technische
Übereinstimmung mit dem Schweriner
Bilde ist unverkennbar und der neue
Katalog hat meine Benennung aufge-
nommen (1890, S. 31).

Daß ich die dargestellte Gegend am
Rhein suche, wurde oben in der Be-
sprechung des Schweriner Vroom mit-
geteilt.

Zu Paris im Louvre (Nr. 2313)
befindet sich eine merkwürdige Land-
schaft, an der mehrere Hände gearbeitet
haben müssen. Nicht nur, daß die
Figuren von einem anderen Künstler ge-
malt sind als die Landschaft, sondern
auch in dieser sind mehrere verschiedene
Arten der Ausführung zu unterscheiden.
Ein Teil der Landschaft könnte von
C. Vroom sein. Die Figuren sind eine
Arbeit Berghems, dessen Signatur auf
dem Bilde steht. Die Jahreszahl ist nicht
mehr leserlich. Man behauptet, daß eine
Gegend bei Nizza dargestellt sei (im
Louvrekatalog und bei Lafenestre: La

peinture en Europe; le Louvre). Wäre
das richtig, so müßte man annehmen,
daß Berghem das Bild entweder nach
eigenen oder nach fremden Studien in
Haarlem ausgeführt hätte, wo ihm Vroom
und Ruisdael hilfreich zur Seite standen.
Indes ist es denn doch recht fraglich,
ob eine Gegend bei Nizza gemeint ist.

Auf dem Berchem von 1648 im
Leipziger Museum (Nr. 301 des neuen
Schreiberschen Kataloges) schien mir
die Landschaft von Cornelis Vrooms
Hand zu sein. In demselben Zusammen-
hänge nenne ich den frühen Berchem
von 1646 in der Budapester Galerie.*)
Die Zusammenstellung von Berchem
und Vroom stößt auf keinerlei örtliche
oder zeitliche Hindernisse. Lebten doch
beide in Haarlem und waren sie doch
um 1646 beide künstlerisch tätig. Vroom
ließ sich auch von (Jacob) van Campen
eine Landschaft staffieren, wie aus der
Angabe eines alten Haarlemer Inventars
von 1648 hervorgeht. Moes teilt diese
Angabe in „Oud Holland“ (XVIII,
S. 225) mit. Das Bild ist erwähnt als
„een lantschap van Vroom, de beeiden
van Van Campen“. Vroom selbst scheint
selten Figuren gemalt zu haben. Viel-
leicht sind die Leute in den Booten auf
den Bildern in Mannheim und Schwerin
von seiner Hand.

In der Literatur werden mehr oder
weniger bestimmt dem Cornelis Vroom
noch mehrere Bilder zugeschrieben, die
ich entweder nicht gesehen oder nicht
genügend beachtet habe, um Eigenes
über sie mitteilen zu können. Woer-
manns Katalog der Dresdener Galerie
nennt im Vorübergehen einen C. Vroom
beim französischen Gesandten in Ham-

*) Hiezu Frimmel „Kleine Galeriestudien“,
I. Band (Bamberg 1892), S. 169 f. Die Datierung
der Leipziger Bilder zeigt deutlich 1648 mit
der stilvollen liegenden oo. Sie ist auch in
den neuen Auflagen des Kataloges richtig nach-
gebildet. Im Lückeschen alten Katalog stand
irrtümlicherweise 1645. Vergl. „Neue Freie
Presse“ vom 21. September 1889.
 
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