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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 8
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Zu den Inschriften auf dem signierten Bartolommeo Vivarini in der kaiserlichen Galerie zu Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0171

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Nr. 8.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

143

und auf die ergänzten Stellen näher
ein. Zu den schon angedeuteten Er-
gänzungen sei noch beigefügt, daß auch
im Wort MVRIANO und dem darauf-
folgenden PINXIT die Buchstaben NO
und P in ihrer unteren Hälfte ergänzt
sind. Sie bleiben jedoch leserlich. Die
Fehlstellen sind ausgekittet worden,
worauf die ausgefallenen Buchstaben in
neuer Farbe aufgesetzt wurden. Im
Namen VIVARINVS ist das erste I
ganz neu Ein Stückchen des ersten
und ein Balken des zweiten V, ferner
Teile des A und R sind ergänzt. Trotz-
dem ist die Lesung des Namens nicht
im mindesten zweifelhaft.

In der mittleren Inschrift folgte

o •• n

auf: SANT (sanctus) eine Fehlstelle von
der Breite vierer Buchstaben. Man kann

übrigens nur: (LUDO) VIC (Ludovicus)
ergänzen. Überdies sind die letzten Buch-
staben des mittleren Inschriftbandes nach
unten hin unvollständig erhalten.

Die Inschrift ist vermutlich vom
Künstler selbst nicht ganz planmäßig
angelegt worden. Wie es scheint, wurden
zuerst die Künstlernamen links und
rechts auf die langen Cartellini ge-
schrieben und noch vor den Heiligen-
namen die Namen der zwei bedeutend-
sten Stifter des Bildes hingesetzt. Die
Stifter gehörten, wie nach den alten
Katalogen erwiesen und schon längst
bekannt ist, der Bruderschaft der Taglia-
pietra an, die bei Sant Apponal in
Venedig ihren Sitz hatte. Einige Mit-
glieder dieser Bruderschaft (Scuola) sind
auf dem Mittelbilde dargestellt. Die
vornehmsten darunter knieen zuvor-
derst, und unter diesen Figuren stehen
die beiden Namen (AMBROS1VS) VI-

VIANI und (PETRVS) MVNTI (Wohl
Muntius zu lesen). Die Vivian sind,
wie G. Ludwig mitteilte, eine bergamas-
kische Familie, die Monti stammten
aus Mailand. Die Heiligen, die auf dem
Bilde Vorkommen, sind in der Inschrift

nicht alle genannt. Nur Sanctus Am-
brosius, Petrus und Ludovicus kommen
vor. Wäre nach einem ausgereiften
Plane vorgegangen worden, so hätte
man doch für alle fünf Heiligennamen
den nötigen Raum vorgesehen. Ich ver-
mute also, daß die Namen der Künstler
und Stifter zuerst dagestanden haben,
ehe die Heiligennamen eingetragen
wurden. Dies störte die regelmäßige
Verteilung der fünf Heiligennamön.
Der Künstler oder sein Gehilfe mußten
nun den Raum neben Vivianus und
Munti ausnützen, um wenigstens den
Titelheiligen des Ganzen, Sankt Am-
brosius, in der Inschrift zu nennen und
noch die Namen Ludovicus und Petrus
einzuflicken. Die übrigen zwei, Paulus
und Sebastian, gingen leer aus.

Neben dem Namen Viviani steht
o

noch: CAST, was im Zusammenhang
mit einer hervorragenden Figur aus einer
Scuola nichts anderes als Castaldo -
Gastaldo bedeuten kann. Das Gastaldat
ist in Italien eine alte Würde*) und
ein vermutlich Ambrogio heißender
Vivian ist eben auf dem Bilde als Ga-
staldo der Bruderschaft dargestellt.

Neben MVNTIsteht: SCRIE (oder E)
und CONF (die letzten Buchstaben nach
unten ergänzt). Scri dürfte im Zusam-
menhang mit einer Würde in der Bruder-
schaft scriniarius, Bewahrer, Aufseher
des Schreins, etwa Kassierer bedeuten.
Die mangelhaft erhaltene Fortsetzung
möchte man wohl für: e confratelli
nehmen. Sicher stand dort kein Heiligen-
name, auch kein Eigenname.

Mit dem nachträglichen Einträgen
der Heiligennamen dürfte es auch Zu-
sammenhängen, wenn die Kürzung für
. n n. o.

Sanctus zweimal: S und einmal: SANT
geschrieben, also nicht gleichmäßig be-

*) Nähere Angaben darüber im VII. Er-
gänzungsbande der Mitteilungen des Instituts
für österreichische Geschichtsforschung.
 
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