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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 9
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Rembrandts Selbstbildnis aus der Sammlung S. B. Goldschmidt in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0194

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166

Nr. 9-

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

gab einen kleinen Zweikampf zwischen
A. von Wurzbach und Bode, und, so
langsam es auch ging, drang doch all-
mählich die klare Erkenntnis durch,
daß Rembrandt vor der Darstellung im
Tempel von 1631 und vor den großen
Bildnissen aus den frühen 1630er Jahren
schon sehr vieles gemalt hatte, das nicht
alles verloren gegangen ist. Die Bilder
in Kassel und Gotha, vorher oftmals
angezweifelt, wurden als echt erkannt,
photographiert und so der Vergleichung
leichter zugänglich gemacht. Viel später
wurde das Studium Rembrandtscher
Werke noch wesentlich erleichtert durch
Rovinskis großes Werk über die Radien
rungen Rembrandts, durch die Veröffent-
lichungderRembrandtschenZeichnungen
(begonnen von Fr. Lippmann, fort-
geführt durch De Groot) und gewiß
nicht zuletzt durch die monumentale
Publikation der Gemälde Rembrandts,
die W. Bode in Sedelmeyers Verlag
herausgab. Nun hat man so viel Ver-
gleichungsmaterial in Abbildungen zur
Verfügung, als man sich in derlei Fällen
nur wünschen mag. Übrigens kenne
ich die meisten Frühwerke des Rem-
brandt aus eigener Anschauung und
namentlich sind mir die wichtig-
sten Vergleichungsbilder in Kassel
und Gotha durch eigenes Studium be-
kannt, so daß ich wohl eine wissen-
schaftliche Untersuchung des Bildchens
aus S. B. Goldschmidts Besitz wagen
darf. Dieses reiht sich gerade an die
Eigenbildnisse in Gotha und Kassel
engstens an, ohne im mindesten mit
dem einen oder anderen genau über-
einzustimmen.

zur Geschichte der holländischen Malerei (1883),
S. 359 ff. — Früher achtete man ganz und gar
nicht auf die Erstlingsbildnisse des Rembrandt,
und Bode selbst deutete sie noch 1870 („Zeit-
schrift für bildende Kunst“, S. 175) nur in aller
Kürze an. — Dr. Meyer hat es auf einer
Wiener Auktion erstanden. Weiter zurück
soll es im Besitze der Familie Du Berry ge-
wesen sein.

Bei der Vorbesichtigung der Auk-
tionsausstellung (über diese gibt ein be-
sonderer Artikel Auskunft) in Wien
prüfte ich das kleine Bild genau, wo-
bei ich besonders auf die Möglichkeit
einer Verwechslung mit Jan Lievens
und auf die stets drohende Gefahr einer
Fälschung oder alten Kopie achtete.
Die Prüfung fiel aber vollkommen zu-
gunsten der Benennung Rembrandt
aus, und ich stimme in diesem Falle
mit A. von Wurzbach überein, der 1901
für Goldschmidt einen Katalog der
Sammlung verfaßte und darin den Rem-
brandt, wenn auch ohne nähere Be-
gründung anerkannte.

In aller Knappheit seien die Gründe
ausgeführt, die ich für die Echtheit an-
zuführen habe: Das vorliegende Bildchen
ist weder Kopie nach oder aus irgend-
einem bekannten Gemälde des Rem-
brandt, noch ist es nach einer Radierung
Rembrandts später ausgeführt. Auch die
etwaige Übersetzung einer Zeichnung
in ein Gemälde durch fremde spätere
Hand ist ausgeschlossen. Die Farbe ist
vollkommen hart und so getrocknet
und so gerissen, wie es an alten Bildern
und wie es nicht an neueren Fälschungen
vorkommt. Die kleinen, beim ober-
flächlichen Schauen leicht übersehbaren
Abnützungen im Hintergründe rechts
weisen wieder auf ein Bild, das un-
bedingt als alt anzusehen und so gut
wie sicher schon im 17. Jahrhundert
entstanden ist.*)

Nun zu den individuellen Zügen:
Die körnige Art, das Weiß (links im
Hemde) aufzutragen, ist dieselbe wie an
anderen frühen Werken Rembrandts.
In den Haaren sind Striche bemerkbar,

*) Im ganzen ist eine gute Erhaltung
festzustellen. Am Ohrläppchen unten ist das
helle Impasto ein wenig abgesprungen. Eine
alte Verputzung links an der Wange ist mit
einer wenig störenden Schminke gedeckt. Die
Abnützungen im Grunde wurden im Texte er-
wähnt. Die Formatisierung wird später zu er-
örtern sein.
 
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