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Carrière, Moriz
Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit: [ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes] (Band 3, Mittelalter ; Abt. 2): Das europäische Mittelalter in Dichtung, Kunst und Wissenschaft — Leipzig, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.33537#0015

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Das Mittelalter.

neuern

Völker.

^Zch habe in der erstell Abtheilung dieses Bandes die beiden
neuen Religionen geschildert, welche die Menschen, nachdem das
Naturideal vielfältige Gestalt gewonnen, zur Verehrung des einen
geistigen Gottes beriefen, und damit zur Erhebung über die Natur,
zur Einkehr ins eigene Innere, zur Ausbildung der Gemüthswelt
führten. Ich habe gezeigt wie das sittliche Ideal in Jesus ver-
wirklicht ward, wie das Christenthum unter den alten Culturvölkern
sich entwickelte, wie dann die Araber durch Muhammed zu welt-
bewegender Macht und für Jahrhunderte zu Culturträgern ge-
worden. Um das Gemüthsideal jedoch zu entfalten und zu voll-
enden bedurfte es auch neuer Völker, die von Hans aus nicht
sowol in der Anschauung, im öffentlichen Leben, in der Außenwelt
sich bethätigen und befriedigen, sondern mehr in der Innenwelt
leben, durch Tiefe und Beweglichkeit des Gefühls sich auszeichneu,
und die Empfindungen des Herzens, die Vorstellungen der Seele
ausdrucksvoll und phantasiereich darstellen. In diesem Sinne wer-
den wir nun die Slawen, Kelten und Germanen nach den Grund-
zügen ihres Wesens und in ihrem volksthümlichen Heidenthume
betrachten, die erstern auch sogleich nach ihren Volksliedern charak-
terisiren und bis ins Mittelalter begleiten, und den finnischen
Stamm und sein Epos ihnen anreihen. Die Germanen nehmen
bei ihrem Eintritt in die Weltgeschichte das Christenthum an und
verjüngen die alte Welt durch die Völkerwanderung; sie kommen
nicht um zu verwüsten, sondern um die Erbschaft der Cultur an-
zutreten. Mit ihrem gesunden Blut erfrischen sie die Länder des
Carriers. M. 2. 2. Aufl. 1
 
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