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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0086

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72

stündliche Detail an, dessen Kenntniß freilich auch wiederum
für die besonderen Zustände an andern Orten mehr oder weniger
von Bedeutung ist, also neben seinem lokalen auch allgemeinen
Werth besitzt — das objektive Material, wie es uns aus den
erwähnten Mittheilungen vorliegt, zur Kenntniß unsrer Leser

bringen. -

Schreiber dieses hat, bei seinem zwar öfteren aber anderen
Interessen gewidmeten Aufenthalt in Dresden, die Stadt als
solche zu wenig kennen gelernt, um die lokalen Vorbedingungen
für die Ausführung des im Prospekt dargelegten Planes vollständig
zu überschauen. Er beruft sich in dieser Beziehung auf einen sach-
gemäßen Artikel des „Dresdener Journals", welches ja auch in
so dankenswerther Weise die Schrift „Villa oder Miethskaserne"
seiner Betrachtung unterzogen und einen ziemlich ausführlichen
Auszug daraus mitgetheilt hat. Dieses Blatt äußert sich über
die lokalen Vorbedingungen für die vorliegende Frage, mit Hin-
weisung auf London, Paris und Wien, in welchen Städten dem
Villenbauprincip mehr und mehr bei Erweiterung des städtischen
Weichbildes Rechnung getragen werde, folgendermaaßen:

„Nicht ganz so in Dresden. Die prächtigen Alleen und
Baumgruppen, welche früher viele Plätze der Residenz schmückten,
sind verkümmert; die Gärten, welche inmitten der Stadt zu-
weilen wenigstens noch einen Blick auf das Grüne gestatteten,
sind größtentheils der Spekulation zum Opfer gefallen. Bald
auch wird sich die Nothwendigkeit Herausstellen, wie zunächst
am böhmischen Bahnhof, manche der Straßen mit villenartigen
Bauten wieder in geschlossene Straßen umzuwandeln. Selbst
weitere Partien, wie der Plauensche Grund, sind, von der In-
dustrie okkupirt, der Sommerkultur verloren gegangen. Neuer-
dings wieder droht der Verlust des reizenden Waldes, welcher
die landschaftliche Verbindung der sächsischen Hauptstadt mit dem
malerisch an der Elbe gelegenen, als Sommersitz weithin be-
rühmten Dörfchen Blasewitz vermittelt; ein Verlust, den der
Freund der Landschaft ebenso wie der Gesundheitspflege tief zu
beklagen haben würde. Immer mehr drängt nämlich das Privat-
Jnteresse der Waldbesitzer — deren neben dem zur größern Hälfte
betheiligten kgl. Forstfiscus eine ziemliche Anzahl ist — aus Zer-
stückelung und Verwerthung zu Bauzwecken hin. Mit dem Ein-
tritte dieser Eventualität aber würde es um eines der wirkungs-
vollsten landschaftlichen Momente des Elbthals, zugleich aber um
ein wichtiges Förderungsmittel der Annehmlichkeit und Salubrität
des Aufenthalts in Blasewitz für alle Zeiten geschehen sein.

Im Hinblick auf und als Abwehr gegen diesen drohenden
Verlust begrüßen wir freudig ein Projekt, das in diesen Tagen
wohlvorbereitet an die Oesfentlichkeit getreten ist, ein Projekt,

welches durch die Begründung einer Waldparkanlage
uns die Erhaltung des in Rede stehendes Gehölzes in Aussicht
stellt. Um den Konflikt der Sonderinteressen mit dem Interesse
der Wohlfahrt glücklich zu lösen, bietet das Projekt, in richtiger
Erkenntniß der Sachlage, eine Friedensvermittelung zwischen
beiden aus folgender Grundlage: Erwerbung des ganzen Wald-
Areals durch eine Hand, Sicherstellung des größten Theils der-
selben vor Abtrieb und Durchbauung, und Verwerthung nur
eines kleinen Theils an ihren Außenrändern als Bauland, aber
mit derartiger Verangcnehmerung der Umgebung, daß die da-
durch geschaffene Wertherhöhung den Gesammtaufwand für die
Landerwerbung, sowie für Herstellung und zukünftige Unterhaltung
der Meliorationen mindestens erreicht. Negierungsrath Königs-
Heim, der verdienstliche Autor des Projekts, hat es, in warmem
Interesse für die Erhaltung des Gehölzes, auf sich genommen,
die Ausführung jenes Friedensprogamms zu versuchen, und zu
dem Ende vor Allem eine Art von Waffenruhe zwischen den
sich gegenüberstehenden, hier die möglichste Grundausnutzung,
dort die thunlichste Erhaltung des Waldes in seiner Integrität
verfolgenden Bestrebungen erzielt. Derselbe hat sich nämlich
durch geeignete Verträge mit den Eigenthümern sämmtlicher einiger
und dreißig Einzelparcellen in den gerichtsurkundlich gesicherten
vorläufigen Alleinbesitz des Blasewitzer Waldes gesetzt, hierauf
aber einen Plan nebst Ausführungsregulativ entworfen und fest-
gestellt, nach welchem etwa ein Drittheil der Gesammtwaldfläche
an den Grenzrändern der letztern zu Bauplätzen für Wohnsitze
mit Garten- und Parkmngebung, jeder Bedarfsstufe entsprechend,
verwerthet, der Rest dagegen, also das Waldinnere, in seinem
Charakter als Hochwald für alle Zeiten erhalten und zu einem
öffentlichen Promenadenpark umgeschaffen werden soll. Die defi-
nitive Weiterveräußerung jener Bauflächen ist aber von dem
Unternehmer nicht anders und nicht eher in das Werk zu setzen,
als wenn bei den vorläufig zu erzielenden Kaufsabschlüssen darüber
Sicherheit oder doch Wahrscheinlichkeit erlangt wird, daß der Ge-
sammterlös hinreichen werde, um nächst den Kosten der ersten
Erwerbung auch die für die erste Anlage und künftige plan-
mäßige Unterhaltung des nach Umrissen in größerm Maaßstabe
in Aussicht genommenen Parks zu übertragen." —

Soweit das „Dresdener Journal", welches dann noch eine
kurze Beleuchtung des „Projekts" folgen läßt, welche mit den
Worten schließt: „Die wünschenswerthe Realisirung des Projekts
würde Dresden mit einer herrlichen, durch seine Lage wenigstens,
an die Cascinen von Florenz erinnernden Promenade bereichern,
ebenso wie sie andererseits Sommerbau- oder Villcnbaulustigen
sicher willkommene Baugründe bieten wird." (Forts, folgt.)


«nchen, im Februar. (Schlußausstellung des
Kunst Vereins.) Wer, wie Ihr Korrespondent,
längere Zeit verhindert war, die Vereinsausstellungen
zu besuchen, für den ist die Generalausstellung der
angckauften Bilder eine ganz vorzügliche Einrichtung;
denn er kann das Versäumte nachholen und nebenbei,
während sein kritischer Stift im Notizbuche bedenkliche Bemerkungen
macht, die verschiedenen Wünsche gewinnlustiger Damen hören.

ich die Eine rufen, „sieh' einmal dies herrliche Aqua-
rell! wenn ich das gewönne, es paßte gerade über meinen Schreib-
tisch". „Nein," cntgegnete die Freundin, „da wäre mir doch das
Oelbild lieber, das kostet 440 fl., während Dein Aquarell nur 150
werth ist". Ich schließe mich der ersten Dame an, denn das Aqua-
rell um 150 fl. i|t wirklich eine Perle, sowohl der alt- wie nen-
deutschen Kunst, nämlich das „Ulmer Münster" von Eibner, dessen
Ansichten von spanisch-gothischen Kirchen in diesen Blättern bereits

Korrespondenzen.

Ach", höre
 
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