Preis des Journals pro Quartal l'/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis, (ßedaction der Bioshuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Knab; Schleißheimer Schloß; E. Ille; Münchener Bilderbogen. Forts.)
LXV. Emanuel Leiche. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, München, Wien, Neapel,
Korespondciizc»: 8s. Würzburg, 9. Sept. (Die Etlinger'sche Kunst- und Pompeji, Genf, Jerusalem.
Antiquitäten-Anction. — f. Schleißheim, Ans. Sept. (T. Rosenthal; Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung zu Berlin. (Forts.)
Studien zur Hljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
LXV. Emanuel Leutze.
(Nekrolog.)
berühmten, von Amerika wie
von Europa als geistiges Eigen-
thum in Anspruch genommenen
Künstler hat Hermann Becker
in der Köln. Z. ein „Freundes-
Denkmal" gesetzt, welches von
allen Nachrufen an den verewigten Künstler die
lebensvollste und in sein eigenartiges Wesen ein-
dringendste Charakteristik liefert. Es liegen uns,
selbst aus Amerika*), verschiedene Lebensbeschrei-
bungen vor, aber keine ist so vollständig und zu-
gleich mit solcher Liebe und solchem Verständniß
geschrieben. Wir glauben daher dieselbe unfern
Lesern nicht vorenthalten zu sollen.
„Man pflegt" — so beginnt der Nachruf Becker's —
„den Künstler glücklich zu preisen, den auf dem Gipfel seiner
Laufbahn, in voller Uebung seiner Kräfte, im vollen Genüsse
der Anerkennung seiner Zeitgenossen ein rascher Tod dahin-
*) z. B. aus der Eveniug Post von New-Uork.
D. Red.
rafft. Er hat nicht die unvermeidliche Abnahme der schöpfe-
rischen Kraft und das Erblassen der Phantasie gefühlt, noch
die Schwächung der Sinne, er erfährt nicht den Wechsel der
Meinung des Publikums, welches unbeständig, immer geneigt
ist, neue Häupter zu bekränzen, und selten dem Greise die-
selben Ehren gewährt, womit es den Mann, oft schon den
Jüngling überschüttete; er braucht nicht, wie ein großer Künst-
ler unserer Tage in hohem Alter von sich sagte, mit Resig-
nation in den zweiten Rang zurückzntreten und die Jüngeren
vorkämpfen zu lassen. Sehr wenigen ist es gegönnt, bis an
die höchste Grenze des Menschenalters ein ruhmvolles Schaffen
fortzusetzen, wie ein Tizian oder Cornelius; — glücklich also,
wer in der vollen Reife des Talents mit dem Bewußtsein des
schon geschaffenen Werkes und mit der oft so trügerischen Hoff-
nung auf zukünftiges größeres Schaffen dahin sinkt, wie der
fallende Krieger in der siegreichen Schlacht. So starb Emanuel
Leutze, ein Maler, den die neuere deutsche Kunst zu ihren
ruhmvollsten Meistern zählen, den sein Adoptiv-Vaterland, die
große amerikanische Republik, als den ersten und unerreichten
Künstler unter ihren Angehörigen anerkennen muß. Wenn wir,
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis, (ßedaction der Bioshuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Knab; Schleißheimer Schloß; E. Ille; Münchener Bilderbogen. Forts.)
LXV. Emanuel Leiche. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, München, Wien, Neapel,
Korespondciizc»: 8s. Würzburg, 9. Sept. (Die Etlinger'sche Kunst- und Pompeji, Genf, Jerusalem.
Antiquitäten-Anction. — f. Schleißheim, Ans. Sept. (T. Rosenthal; Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung zu Berlin. (Forts.)
Studien zur Hljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
LXV. Emanuel Leutze.
(Nekrolog.)
berühmten, von Amerika wie
von Europa als geistiges Eigen-
thum in Anspruch genommenen
Künstler hat Hermann Becker
in der Köln. Z. ein „Freundes-
Denkmal" gesetzt, welches von
allen Nachrufen an den verewigten Künstler die
lebensvollste und in sein eigenartiges Wesen ein-
dringendste Charakteristik liefert. Es liegen uns,
selbst aus Amerika*), verschiedene Lebensbeschrei-
bungen vor, aber keine ist so vollständig und zu-
gleich mit solcher Liebe und solchem Verständniß
geschrieben. Wir glauben daher dieselbe unfern
Lesern nicht vorenthalten zu sollen.
„Man pflegt" — so beginnt der Nachruf Becker's —
„den Künstler glücklich zu preisen, den auf dem Gipfel seiner
Laufbahn, in voller Uebung seiner Kräfte, im vollen Genüsse
der Anerkennung seiner Zeitgenossen ein rascher Tod dahin-
*) z. B. aus der Eveniug Post von New-Uork.
D. Red.
rafft. Er hat nicht die unvermeidliche Abnahme der schöpfe-
rischen Kraft und das Erblassen der Phantasie gefühlt, noch
die Schwächung der Sinne, er erfährt nicht den Wechsel der
Meinung des Publikums, welches unbeständig, immer geneigt
ist, neue Häupter zu bekränzen, und selten dem Greise die-
selben Ehren gewährt, womit es den Mann, oft schon den
Jüngling überschüttete; er braucht nicht, wie ein großer Künst-
ler unserer Tage in hohem Alter von sich sagte, mit Resig-
nation in den zweiten Rang zurückzntreten und die Jüngeren
vorkämpfen zu lassen. Sehr wenigen ist es gegönnt, bis an
die höchste Grenze des Menschenalters ein ruhmvolles Schaffen
fortzusetzen, wie ein Tizian oder Cornelius; — glücklich also,
wer in der vollen Reife des Talents mit dem Bewußtsein des
schon geschaffenen Werkes und mit der oft so trügerischen Hoff-
nung auf zukünftiges größeres Schaffen dahin sinkt, wie der
fallende Krieger in der siegreichen Schlacht. So starb Emanuel
Leutze, ein Maler, den die neuere deutsche Kunst zu ihren
ruhmvollsten Meistern zählen, den sein Adoptiv-Vaterland, die
große amerikanische Republik, als den ersten und unerreichten
Künstler unter ihren Angehörigen anerkennen muß. Wenn wir,