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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0138

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Preis des Journals pro Quartal l'/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: lieber Faeaden-Dekoration. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Königsberg i. Pr., Breslau,

Korrespondenzen: i Weimar, den 31. März. (Aus dem Kunstleben.) — Dresden, Leipzig, Wien, München, Krefeld, London, Edinburg, Kopen-

f. München, Ende März. (Kunstvcreinsbericht. Schluß.) — L. Han- Hagen.

nover, Ende März. (Allgemeines über moderne Kunstausstellungen jc. Kunstgeschichte: Zur Restauration alter Gemälde, von Dr. F. Förster.

Forts.)— I Bremen, Anfang April. (Ausstellung des norddeutschen Kniistinstitutc: Offener Brief an Herrn Geheimerath Dr. Waagen, Direktor

Gesammtvereins: Genrebilder. Forts.) der Gemäldegallerie der königlichen Museen in Berlin. (Forts.)

NB. Dieser Nummer liegt die 2. diesjährige Lieferung des Künstler-Albums „Portrait Schinkels“ nebst Text bei. D. R.

Wber Iaxaden-Dekoration,

mit besonderer ikerücklichliguug der sogenannteu 8graMlo-Manier.

a? ade n-Dekoration: Das ist die Quint-
essenz der modernen Architektur, das Alpha
und Omega der heutigen Prachtbauerei. Ob
das Innere sich in einer konstruktiven Noth-
wcndigkeit zum äußeren Schmuck verhalte,
ob die Ornamente naturgemäß und mit lo-
gischer Konsequenz ans dem Gesammtorga-
nisnms hervorgcwachsen scheinen oder mit
diesem überhaupt nur in einem andern als
äußerlichen Zusammenhang stehen: darauf
wird entweder gar nicht oder erst in zwei-
ter und dritter Linie geachtet. Solch mo-
derner Prachtbau mit seinen Ghpsfatzaden
und Zinkbalustraden, hinter denen sich
schmutzige, von kasernenartigen Hintergebäuden brunnenkesselartig
eingeschlossene Höfe verstecken, machen einen ähnlichen Eindruck,
wie jene prächtig herausstaffirten Damen des demi-monde,
deren seidene Kleider schmutzige Strümpfe und zerrissene Unter-
tvcke verbergen.

In der letzten Zeit ist es allerdings etwas besser gewor-
den : man beginnt, sich der Scheinarchitektur und der Surrogat-
ornamentik zu schämen. An dem guten Willen und dem ein-
sichtsvollen Verständniß der Architekten hat cs wohl nie gelegen;
es wäre auch ein kurioser Geschmack, der die Cichorie der Mocca-
bohne vorzöge: das größte Hinderniß gegen die echte und ge-
sunde Bauweise und das stärkste Beförderungsmittel alles Schein-
wesens in der heutigen Architektur ist der Kostenpunkt. Zwei
einander schnurstracks widersprechende Neigungen des modernen
Zeitgeschmacks haben unserer Bauthätigkeit ihren lügenhaften
Charakter aufgedrückt: einmal verlangt man Alles so pracht-
voll wie möglich, dann aber wieder soll auch Alles so billig
wie möglich sein. „Prachtvoll" und „billig"! — Ist es zu
verwundern, wenn man, um diesen beiden Forderungen zugleich
zu genügen, der Wahrheit und Solidität den Abschied giebt und
der Lüge und dem Schwindel Altäre baut? Früher — wir
wollen nicht bis zum Mittelalter und seinen ebenso „prachtvollen"
wie soliden Bauten zurückgreifen: aber selbst in der Renaissance, ja
in der so geschmähten Zopfzeit, was man ihnen an Verirrungen
 
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