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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0383

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J? 13fcr Jahrgang. 4

44. ,|

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HerauLgegcbcn und rebigirt von

I)r. mfln Sdjasfer.

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SK November'
1868.

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Preis des Journals pro Quartal V/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Portraitmalerei (Schluß); Landschaftsmalern: Die Geure-

LX.VII. BonaveMura Genclli. Landschaft.

KorespouLcuzeu: 8t. Weimar, 20. November. (Tod Genelli's.) Kunstliteratur: Kleine Akademie der bildenden Künste von H. Matthaey.—

Kunst-Chraiiil: Lokalnachrichtcn aus Berlin, Hildesheim, Halberstadt, Flo- Album: Deutsche Volkstrachten von A. Kretschmer. — Die Blumen-

reuz, Paris, London, Birmingham. weit von I. Nathusius.

Kunstkritik: Die akademische Kunst-Ausstellung zu Berlin. (Fortsetzung.) Bricskastcn.

Studien zur Eljaraliteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

LXYII. Poiiaueniura Zeuelli.

Nekrolog von C. A. Regnet.

Deutschland ist um einen großen
Genius ärmer: auch Bona-
ventura Genelli ist in der
Fülle seiner schöpferischen Kraft
heimgegangen. Er zählte zu
den wenigen Auserkornen, de-
dem Gewaltigen als dem ihm Ver-
wandten zugewendet, nur Gewaltiges schuf und,
wie Anteils aus der Berührung mit seiner Mutter
Erde, daraus immer neue Kraft schöpfte. Ein
Künstler wie Genelli konnte kein großes Publi-
kum haben. Hätte er es nicht in sich selbst ge-
q) fühlt: die Kühle, mit der die Menge an ihm
und seinen Werken vorüberging, hätte es ihn
längst lehren müssen. Daß unter dieser Menge aber selbst Män-
ner waren, die mit Recht unter den Fördern und Beschützern
der Kunst eine hervorragende Stellung einnahmen, das mußte
ihn, der sich bewußt war, nach dem Höchsten zu streben, tief
schmerzen.

Als Genelli nach dreiundzwanzigjährigem Aufenthalt in
der Stadt, welche Schmeichler „Neualhen" zu nennen pflegen,
sie wieder verließ, da gab es keine öffentliche Sammlung, kein
Staatsgebäude, das ein Werk seiner Hand besessen hätte. Und
was damals galt, gilt noch heute. München, woselbst er seine
zweite Heimath gefunden, wo er rastlos schuf und strebte, kannte
ihn kaum; die neue Pinakothek, die so Manches von nur sehr
zweifelhaftem Werthe aufnahm, verschloß sich dem Meister, dessen
Werke an innerer Großheit denen des gewaltigen Florentiners
nicht nachstehen. Freilich fehlt ihnen jene bequeme Gefällig-
keit, welche blos das Auge in Anspruch nimmt, ohne den Geist
in Mitleidenschaft zu ziehen, und jener die Sinne anziehende
Zauberreiz der Farbe, welche so leicht besticht. Wer aber darin
einen Mangel findet, der möge vor Allem bedenken, daß es
gerade jene innere Großheit, jene Bedeutendheit des Gedankens
ist, welche sich ihrer Natur nach gegen das sinnliche Element
sträubt, das in der Eleganz des Vortrages und in der Vir-
tuosität der Farbengebung liegt. Michelangelo's und Cornelius'
„Jüngstes Gericht", in der Weise unsrer Realisten gemalt, wären
 
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