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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0094

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bei der Wichtigkeit der Erhaltung des in Frage kommenden
Gehölzes, als ein sehr beachtenswerthes erachtet und Sich
über den von Ihnen mit großer Umsicht bearbeiteten Plan
in anerkennendster Weise ausgesprochen. Aufrichtig wünschen
daher Seine Majestät, daß das Unternehmen vom besten
Erfolge begleitet sein möge. Indem das Ministerium des
Königl. Hauses, dem erhaltenen Aufträge gemäß, Sie von
dieser beifälligen Aufnahme Ihres Planes Seitens Seiner
Majestät und von dem lebhaften Interesse, welches Aller-
höchstdicselben an dessen Realisirung nehmen, mit dem Aus-
drucke des Dankes für die Mittheilung des obgedachten Pro-
spektes in Kenntniß setzt u. s. f."

Dresden, den 27. Januar 1868.

Ministerium des Königl. Hauses,
gez. v. Zeschau.

Werfen wir jetzt einen Blick auf den Prospekt selbst.
Derselbe umfaßt wesentlich vier Theile:

1) eine Beschreibung des für den Plan in Aussicht ge-
nommenen Terrains zur lokalen Orientirung über die
Gesammtanlage und im Verhältniß zu der Umgebung;

2) den Plan selbst nach seinen financiellen Bedingungen;

3) den Entwurf zu einem Regulativ für die baupolizeilichen
Bestimmungen u. s. f.;

4) eine kartographische Ansicht des Terrains, wie es nach
dem Plan organisirt werden soll, nebst Erläuterungen
dazu.

Diese vier Abtheilungen, aus denen wir das Wesentlichste
mittheilen werden, weil sie für etwaige anderweitige Anlagen in
vielfacher Beziehung durch ihre Präcision und Vollständigkeit
maaßgebend erscheinen, sollen das Material bilden, woraus wir
schließlich einige, vielleicht nicht unwichtige Bemerkungen schöpfen
werden.

I. Leschreikung öes Terrains für die Waldpark-<llnlage.

Oestlich von Dresden und wenig über eine halbe Weg-
stunde von dessen Mittelpunkte, der weitbekannten Brühl'schen
Terrasse entfernt, zieht sich am linken Ufer des Elbstroms, je-
doch durch einen weitgestreckten Feld- und Wiesenplan vor seinen
Hochwässern geschützt, ein Wald hin, welcher die landschaftliche
Verbindung der sächsischen Hauptstadt mit dem malerisch an
der Elbe gelegenen Dörfchen Blasewitz vermittelt und, bei
einer Ausdehnung von etwa je einer Viertelstunde in die Länge
und Breite, einen Flächenraum von 100 sächsischen Ackern oder
233 preußischen Morgen einnimmt. Die Begrenzung dieses
Waldes bildet nach Morgen und Mitternacht zu das obengenannte
Dorf mit seiner Elbaue, nach Abend das Weichbild der Residenz,
nach Mittag hin wird sie durch ein sanft ansteigendes, zu einem
kleinem Theil ebenfalls bewaldetes Plateau vollendet, aus wel-
chem sich die ländlichen Ortschaften Striesen und Gruna mit
dem angrenzenden sogenannten Großen Garten Dresdens
herausheben, und von welchem aus ein entzückender Fernblick
nach Süden auf die das Elbthal terrassenförmig abschließenden
Gebirgshöhen, nach Osten bis hin zur Bergveste Königsstein
und dem Lilienstein im Mittelpunkte der sächsischen Schweiz sich

eröffnet. Das nördliche Gegenüber des Blasewitzer Forstes bilden
die mit Weinbcrgshäusern und Landsitzen aller Art — darunter
als die hervorragendsten: Schloß Albrechtsberg, Besitzthum Sr.
K. H. des Prinzen Albrecht von Preußen, und die Burgvilla
Souchah — reich bekrönten, im Hintergründe von dem dunkeln
Höhenzug der Dresdener Haide überragten Rebengebirge von
Loschwi tz.

Würde die Fülle von Anmuth, welche die Natur über dieses
Fleckchen Erde ausgegossen, allein schon ausreichen, empfängliche
Gemüther dauernd an sich zu fesseln, so trägt doch dieselbe Natur
und tragen Kunst und Industrie noch in weit anderer Richtung
dazu bei, den Genuß ländlichen Stilllebens au den Gestaden
der Elbe zu erhöhen und abwechselnder zu gestalten. Denn wie
eines Theils in nächster Nähe die Schillerdörfer Loschwitz und
Blasewitz zu anmulhigen Spaziergängen einladen, während sich
die herrlichsten Tagesausflüge viele Meilen weit thalauf- und
abwärts in das Meißner Hoch- und Niederland unter-
nehmen, ja bis tief in das Herz Böhmens hinein ausdehnen
lassen, so ist es andern Theils wiederum das mit Gärten und
Promenaden, wie mit Kunstschätzen und wissenschaftlichen In-
stituten verschwenderisch ausgestattete Dresden, dieses gleich jenen
seinen ländlichen Schwesterorten durch klassische Erinnerungen
geweihte Elbathen, welches eine magische Anziehungskraft übt.
— Was die Kommunikation betrifft, so stehen nicht nur dem
Freunde der Fußwanderung auf den Bergen wie im Thale
bequeme Fußwege überall hin offen, während auf den Land-
straßen beider Ufer Fiacres, Droschken und Omnibusse den Wagen-
verkehr bis gegen die Nachtzeit vermitteln, sondern es ist auch
auf dem Strome eine Flottille von Gondeln, Dampfbcoten und
Dampffähren in unausgesetzter Cirkulation zwischen Stadt und
Land, zwischen diesseits und jenseits.

Es kann wohl nicht Wunder nehmen, daß die Vereinigung
so vieler Reize der Natur mit so viel Annehmlichkeiten des Lebens
von jeher die beiden Elbdörfer zu einem Lieblingsaufenthalt für
die nachbarlichen Dresdner, ja selbst für Fremde aus fernen
Ländern und Zonen hat werden lassen, und daß besonders auch
Blasewitz durch die größere Nähe des Waldes und der Stadt
den Beruf hat, nicht blos als gesuchter Sitz für die Sommer-
Dillegiatur und als klimatischer Kurort, sondern auch als be-
quemer Aufenthalt sogar über Winters zu dienen, wozu
ein großer Theil der dortigen Landhäuser sich auch vollkommen
eignet. —

Auch bis in die unmittelbare Nähe des oben beschriebenen
Waldes ist von zwei Seiten her die bauliche Ansiedelung schon
vorgedrungen, und wenn sein Inneres wenigstens bis jetzt da-
von verschont blieb, so hat der Freund der Landschaft, welche
er verschönert, und der Gesundheitspflege, welcher er zugleich
dient, sich wohl hierüber freuen und wünschen mögen, daß dies
immer so bliebe. Allein die Aussicht hierzu ist freilich eine sehr-
geringe und verschwindet, nachdem mit der glücklichen Endschaft
schwerer politischer Krisen auch der Strom des dresdener Fremden-
verkehrs wieder in sein gewohntes Bett zurllckgekehrt ist und
mit diesem wieder die alte Baulust sich neu belebt hat, mehr
und mehr. Denn der immerhin bedeutende Flächenraum des
Waldes, wenn man sich diesen ganz hinweg oder doch bis auf
büschelähnliche Ueberbleibsel inmitten eines Netzes von Häusern
 
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