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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0119

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104

Lokal-Studien zur Drage: „Missa oder Miethskaserne?

Die HMö])ar6=5nfage bei Dresden.

(Fortsetzung.)

4. Der kartographische pfnn.

)it der Erläuterung des vom prinzlichen Hof-
gärtner N e u m a n n auf Schloß Albrechts-
berg nach den Angaben des Begründers
der ganzen Anlage entworfenen und ge-
zeichneten Plans der Waldpark-Anlage
treten wir nun dem eigentlichen Detail
des Unternehmens näher. Dieser, in
Farbendruck ausgeführte, in ziemlich be-
deutendem Maaßstabe gehaltene Plan, wel-
cher noch durch eine kleinere Situations-
Zeichnung verdeutlicht wird, ist eine sehr dankenswerthe Zugabe
zu dem Prospekt, indem er — was durch keine noch so genaue
Beschreibung erreicht wird — die außerordentliche günstige Lage
des Terrains zur lebendigsten Anschauung bringt. Dieses letztere
bildet ein etwas unregelmäßiges Viereck von ca. 2000 rh. Fuß
Durchmesser, welches mit seiner nördlichen (breitesten) Seite an
die Wiesengrundstücke des linken Elbufers, mit seiner südlichen
(schmälsten) an die striesauer Waldung anstößt. Jene wird
durch eine grade Allee begrenzt, an welcher 13 größere Villen-
Grundstücke projektirt sind. An diese Allee stößt im spitzen
Winkel die westliche Seite, ebenfalls durch eine Allee begrenzt,
an welcher 15 kleinere Grundstücke mit Sommerpavillons ein-
gerichtet werden sollen. Jedoch reicht diese Linie nur bis an
die den ganzen Park quer durchschneidende große Straße von
Dresden nach Blasewitz, an deren beiden Seiten 16, resp. 18
Villengrundstücke mittlerer Größe liegen und welche, wie der ganze
Park, aber von Süden nach Norden, durch einen großen Park-
Fahrweg durchschnitten wird, welcher von Villen frei ist. Außer
diesen eigentlichen Straßen, welche die Anlage theils begrenzen,
theils durchschneiden, wird dieselbe noch durch zahlreiche, in an-
muthigen Bogenlinien sich hindurchwindende Fußwege, sowie
durch einen Reitweg durchkreuzt, welcher, mit der dresdener
Straße parallel, aber hinter den auf der Nordseite derselben
gelegenen Villengrundstücken, die Anlagen durchschneidet.

Bezüglich der natürlichen Bedingungen der Anlage ist zu
bemerken, daß das zur Parkanlage gegebene Terrain, da es aus
früheren Ablagerungen hervorgegangen ist, ein der Anpflanzung
günstiges, und wenn auch in der Hauptsache aus Sandboden
bestehend, doch mit Lehmeinbettungen vermischt und bei einer
gehörigen, nicht oberflächlichen Kultur zu Gartenproductionen
geeignet ist. Dies bezeugen sowohl viele der in und bei Blase-
witz angelegten Gärten, als auch die forstmäßig bewirthschafte-
ten Waldparzellen des Königl. Fiskus. — Im Ganzen eben,
ist es an einigen Orten wellenförmig bewegt, eine Dünenfor-
mation, die der Abwechselung zu Statten kommt. Bestanden

ist das Terrain mit Kiefern und Birken, und zwar in großer
Verschiedenheit des Alters und der Dichtigkeit, wie solches der
bisher in vielen Händen vertheilt gewesene Besitz der einzelnen
Waldparzellen mit sich gebracht hat. Diese Verschiedenheit ver-
hütet sehr glücklich eine zu große Einförmigkeit, da ohnedies
größere Rasenstächen schon wegen Schonung des Waldbestan-
des unterbleiben sollen.

Dem Plane liegt die Absicht zu Grunde, das Waldinnere
nördlich und südlich der Dresden-Blasewitzer-Straße möglichst
als ein geschlossenes Ganzes zu erhalten. Die Querverbindun-
gen der nördlich und südlich anzulegenden Straßen sind daher
nicht durch gerade, die Austrocknung und die Windbruchsgefahr
des Waldes befördernde Trakte, sondern durch zwei in geschwun-
genen Linien sich bewegende Fahrwege für leichtes Fuhrwerk
hergestellt gedacht. Die vorhandenen Waldblößen sollen durch
Anpflanzung von Gehölzgruppen und Lisiören und Anlegung von
Rasenflächen gedeckt und in den gelichteten Beständen ein Nach-
wuchs von Unterholz durch Nachpflanzung und Besaamung er-
zielt werden. Auf einer ebenfalls von Bäumen ziemlich ent-
blößten, durch bewegtes Terrain begünstigten Stelle ist die künf-
tige Anlegung eines Wasserbeckens in natürlichen Formen beab-
sichtigt, dessen Umgebung in bevorzugter Weise durch Anlagen
verschönert werden soll, um diesen Theil des Parkes zu dem
Hauptanziehungspunkte desselben zu machen. Ein kleiner, süd-
lich davon auf einer Bodenerhöhung zu errichtender reservirler
Pavillon mit Garten dient als Aussichtspunkt auf diesen Park-
theil und auf die rechte Seite des ElbthaleS mit den Loschwitzer
Bergen.

Die Gehölzarten, welche zu den projektirten Anpflanzungen
verwendet werden und die mit Rücksicht auf die dermalen vorherr-
schende Nadelholz-Kultur hauptsächlich in Laubhölzern bestehen
sollen, als: Ahorn, Ulmen, Linden, Birken, Eichen, Weißbuchen,
Akazien, Ebereschen, Haseln, Weißdorn, Schwarzdorn, Trauben-
kirschen, Heckenkirschen, nebst verschiedenen Straucharten und
Ziergehölzen, können bei der Größe der Anlage meist nur in
jüngeren Pflanzen zur Anwendung kommen; jedoch sollen solche
in der Umgebung der Hauptwege, namentlich deren Zugänge,
und der oben genannten bevorzugten Partie am Teiche in
stärkeren, kräftigen Exemplaren angepflanzt werden.

Nachdem wir hiermit den Leser über alle formellen wie
materiellen Vorbedingungen und Verhältnisse der projektirten
Waldparkanlage informirt haben, wollen wir in Bezug auf die
Disposition derselben, wie sie der kartographische Plan so deut-
lich für die Anschauung versinnlicht, einige Bemerkungen daran
knüpfen, die uns für die gedeihliche Entwicklung des Unter-
nehmens berücksichtigenswerth erscheinen. (Schluß folgt.)
 
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