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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0157

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schaftsgemälde, das eine mit deutschem, das andere mit italienischem
Naturmotiv, welche beide in letzter Zeit hier ansgestellt waren. In
dem crsteren behandelte Eduard Gehbe, ein talentvoller Schüler
Friedrich Preller's, ein „Motiv aus der Rhön". Eine gewisse
Größe der Naturauffassung, sowie Kraft im Vortrage der Formen-
und Farbengebung sind darin nicht zu verkennen, obgleich in letzterer
Beziehung noch eine feinere Durchbildung zu wünschen gewesen. —
Eine vortreffliche Darstellung südlicher Natur giebt uns in dem an-
derem Bilde der jetzt in Dresden weilende Friedrich Preller, Sohn.
Wir sehen die Gegend von Rom, zwischen Hügelgrnppen öffnet sich
/ der Blick auf das weite Tiberthal, und im Vordergrund, als Staf-
fage des Bildes, die mythische Scene von der Gründung der ewigen
Stadt. Einzelne Partien darin sind von klassischer Schönheit, wie
denn, abgesehen von der für eine der gegenwärtigen Natur entnom-
mene Landschaft unpassenden Staffage, das Bild überhaupt in Form
wie in Farbe trefflich durchgeführt ist.

2 Wien, im April. (Selbstmord Eduard van der
Nüll's; April-Ausstellung des österreichischen Kunst-
Vereins. Forts.) Zahlreiche öffentliche und Privatbauten geben
ein ruhmreiches Zeugniß von der künstlerischen Thätigkeit des Ver-
blichenen, der bei der Ausführung derselben zumeist in Gemeinschaft
mit Siccardsburg arbeitete. Wir führen aus der Erinnerung fol-
gende hervorragendere Bauobjekte an: Der Umbau des Karltheaters,
der Bau des Sophienbades, das große Aktienbad in Baden, das
Arsenal, das Haas'sche Haus am Stefansplatz und zwei nock un-
vollendete Bauobjekte: das neue Opernhaus und das Larisch'sche
Palais nächst dem Knrsalon.

Die irdische Hülle des Verblichenen wurde Montag, den 6. April
in der Pfarrkirche zur heiligen Dreifaltigkeit (Alservorstadt) um fünf
Uhr Nachmittags feierlich eingesegnet und sodann nach abermaliger
feierlicher Einsegnung in der Pfarrkirche zu Währing nach dem dor-
tigen Ortsfriedhof überführt, um daselbst in der Familiengruft zur
Ruhe bestattet zu werden. Die Theilnahme des Publikums war,
zum Theil wohl durch die Ungewöhnlichkeit des Falls, eine ebenfalls
ungewöhnliche. Vor der Dreifaltigkeitskirche in der Alservorstadt,
wo die erste Einsegnung des Leichnams stattfand, war eine ganze
Strecke der Alservorstädter Hauptstraße vom Publikum dicht besäet,
so daß die zahlreichen Wagen der Leidtragenden nicht Vorfahren konn-
ten, und auf den Vortreppen der Kirche hatte sich ein wogender Berg
von Menschen gebildet. Ungeachtet für 5 Uhr der Beginn der Ceremo-
nie angekündigt war, war es schon 5’i Uhr, als der Leichenzug aus
dem gegenüberliegenden allgemeinen Krankenhause ankam. Der Zug,
der einen sehr feierlichen Eindruck machte, wurde eröffnet von zwei
Reitern des öffentlichen Leichenfuhrwesens; diesen folgte die Musik-
kapelle, worauf der von sechs Pferden gezogene Trauerwagen kam.
Der Sarg war mit Wappen und Emblemen des Dahingeschiedenen
versehen und trug drei große Lorbeerkränze, die von den Verwandten
Van der Nüll's, von den Vereinen der bildenden Künste und von
seinen Freunden gespendet waren. An den weißen Bändern des
einen der Kränze war zu lesen: „Dem treuen Freunde, dem gelieb-
ten Lehrer von seinen dankbaren Schülern!" Auf einem andern:
„Dem unvergeßlichen Ehrenmanne von seinen dankbaren Schülern".
Zu beiden Seiten des Sarges gingen im Spalier die Eleven der
Akademie der bildenden Künste mit schwarzen Schärpen und brennen-
den Wachsfackeln. Nach dem Sarge schritten die leidtragenden Künst-
ler, die Schüler des Verstorbenen und die Arbeiter des Opernhauses.
Sodann reihten sich an den Zug drei Trauerwagen, denen eine un-
endlich lange Kette von Wagen folgte. Unter dem Gefolge des Sar-
ges befanden sich die Direktoren des Hofoperntheaters und des Burg-
theaters, Dingelstedt und Wolf, Graf Wickenburg, Polizei-Direktor

Strobach; als Vertreter der Akademie der Wissenschaften Karajan
und Schrötter, und eine ansehnliche Zahl von Schriftstellern. Die
Künstler alle zu nennen, wäre unmöglich; es waren fast zweihundert.
An der Spitze derselben war Hansen; wir sahen weiter Aigner,
Swoboda, Lanfberger, Amerling, La Vigne, Hasenauer, Wasser-
burger u. s. w. Nachdem die Einsegnung vorüber war, begab sich
der Zug nach der Währinger Pfarrkirche, wo er um 7 Uhr ankam.
Während dort die zweite Einsegnung stattfand, hatte sich an der
Gruft im Friedhofe ein zahlreiches Publikum versammelt. Von
Wasserburger war bereits ein provisorisches Denkmal gesetzt wor-
den: ein Obelisk von geschliffenem Granit, von dichtem Grün um-
geben, der keine andere Inschrift trug, als mit goldenen Lettern den
Namen: Eduard van der Nüll. Die Spitze des Denksteines
umschlang ein Lorbeerkranz. Die Gruft, von sieben Schuh Tiefe,
zeigte eine sorgfältig ausgeführte Ziegelwand und einen Boden von
Steinplatten, an der Kopfseite befanden sich in einer Nische, in der
auf blauem Grunde ein Kreuz gezeichnet war, brennende Wachskerzen
und Blumentöpfe. Das Grab gewährte den Anblick eines freund-
lichen Gemaches, von der Hand eines Genossen zur letzten Ruhe-
stätte für den Meister der Baukunst hergerichtet. Nachdem der Sarg
in die Gruft gesenkt und diese mit der Steinplatte geschlossen war,
wurden noch von den Kränzen Blätter an die Freunde des Verstor-
benen vertheilt, womit die Feierlichkeit gegen 73a Ahr Abends ge-
schlossen wurde. (Forts, folgt.)

Ng. Darmstadt, im April. (Erinnerungs-Medaille
auf das Rietschel'sche Lntherdenkmal.) Es nahen die Tage
heran, an welchen die Ausführung eines national-deutschen Gedan-
kens der Oeffentlichkeit übergeben werden soll: Die Enthüllung des
Luther-Denkmals und die damit verbundenen Festlichkeiten sind
für die Tage 24., 25. und 26. Juni anberaumt, die Stadt Worms
trifft bereits ihre Anordnungen für den Empfang zahlreicher Gäste.
Das umsichtige Comitö, welches den schönen Gedanken des Luther-
Denkmals für Worms gefaßt und zur Ausführung gebracht, mit
unermüdlicher Sorgfalt alle cntgegcngetretenen Schwierigkeiten besiegt
und die Begeisterung für die Theilnahme zur Abtragung einer Schuld
der Dankbarkeit an eine thatkräftige Vergangenheit, wo nicht er-
weckt, doch wesentlich zu beleben gewußt hat, so daß Tausende über
die Erde zerstreuter Protestanten freudig ihren Tribut dargebracht
haben, wodurch die Errichtung eines großartigen, historischen Denk-
mals in würdiger Weise möglich geworden ist, darf sich des glück-
lichen Erfolges erfreuen.

Dem leider zu früh verstorbenen Meister der monumentalen
Plastik, E. Rietschel, verdanken wir den Entwurf, womit dem wür-
digen Gedanken die edle Form gegeben ist. Aus dem erhebenden
Liede Luthers: „Eine feste Burg" ist die Zusammenstellung der welt-
lichen und der geistlichen Hauptträger der Reformation auf einer mit
Zinnen versehenen Mauer erwachsen, welche die kolossalere Mittel-
figur des für die Wahrheiten der Bibel begeisterten großen Refor-
mators umgeben.

Ein herbes Schicksal erlaubte dem Künstler nur die Ausfüh-
rung der kolossalen Figuren Luthers und Wiklef's, während die übri-
gen Bildsäulen nach den Skizzen des Meisters von dessen Schülern
Kietz, Donndorf und Schilling, gleichfalls ausgezeichneten Künstlern,
musterhaft vollendet worden sind. Der Bronze-Guß der Figuren ist
ebenfalls glücklich vollzogen, und der granitene Unterbau steht bereit,
die Figuren aufzunehmen, welche, der Stadt Worms eine Zierde,
Zeugniß geben werden von deren Beziehung zu einer großen histo-
rischen Epoche und den Dank der Nachwelt für die Männer, welche
in Ueberzeugungstreue so Großes vollbracht haben.

In diesen Gefühlen sehen wir dem Tage der Enthüllung ent-
 
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