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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0191

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bei Smolensk, Borodin, Klein-Jaroslaw, bei der Einnahme
von Spandau, den Schlachten bei Großbeeren, Jüterbogk und
Leipzig. Nach Beendigung des Feldzuges wurde er zum Be-
fehlshaber des Stabes vom Sibirischen Corps ernannt, in wel-
cher Stellung er 1822 in der Festung Omsk starb. Er hatte
sechs Söhne, von denen Baron Peter von Klodt der zweite
war. Dieser liebte von Kindheit an leidenschaftlich die Pferde.
Seine Lieblingsbeschäftigung war es, sich jede nur mögliche
Kenntniß von diesem Thiere zu verschaffen. Vom Vater zum
Kriegsdienste bestimmt, wurde er mit zweien seiner Brüder
im Jahre 1821 von Omsk nach Petersburg geschickt, wo alle
drei in die neu errichtete Artillerie-Schule ausgenommen wurden.
Während der fünf Jahre seines dortigen Aufenthalts hörte er
nicht auf, neben der Klassenbeschäftigung, Pferde in kleinem
Maßstabe bald zu zeichnen, bald in Holz zu schnitzen. Nach
Beendigung des wissenschaftlichen Kursus absolvirte er sein
Osfizierexamen und trat 1826 als Fähnrich in die Artillerie
ein. Noch ein Jahr blieb er in den Offiziersklassen derselben
Anstalt, um dann zum wirklichen Dienste in die Lehr-Artillerie-
Brigade einzutreten. Bald darauf (1828) bat und erhielt er
seine Entlassung aus dem Dienste, um sich ganz der Bildhauerei
widmen zu können.

Bon jetzt nahm sein Leben eine ganz andere Wendung.
Er entzog sich fast allem gesellschaftlichen Umgang, um sich
ganz den Vorstudien seiner Kunst zu widmen. Er besuchte nun
fleißig die Klassen der Akademie, in deren Nähe er auf Wassili-
Ostrow eine Parterrewohnung bezog. Hier, in einem zwei-
sensterigen Zimmer, war in der einen Ecke eine Art Gehege,
in welchem ununterbrochen ein lebendes Pferd Modell stand,
in der entgegengesetzten Ecke, am Fenster, umgeben von vielen,
zum Trocknen an der Wand aufgehängten Pferdepräparaten,
schuf er seine ersten bekannt gewordenen Arbeiten. Nie hat er
etwas über todte Natur geformt, aber anfänglich versuchte er
manche Theile vom lebenden Pferde zu formen, was natürlich
mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Nur die eiserne
Beharrlichkeit des Künstlers vermochte so viele mißlingende Ver-
suche solcher Art zu überwinden, bis endlich eine Abformung

gelang. So schnitt er auch, um sich von vornherein die ent-
schiedenste Rechenschaft zu geben, viele Studien direkt aus
Holz. Hierdurch entstanden denn Bestellungen verschiedener Lieb-
haber von Portraitpserden in Holz. Diese fielen dem hochseligen
Kaiser Nikolai dem Ersten auf, welcher nun bis zu seinem Tode
von Klodt durch Aufträge beschäftigte uud ihm zahlreiche Beweise
seines besonderen Wohlwollens gab. Anfänglich bestanden diese
Aufträge in kleinen Modellen, Soldaten zu Pferde, die, in Bronze
gegossen, von v. Klodt selbst ciselirt wurden. Solche Arbeiten
gab er jedoch auf, als 1832 die mehr dekorative Bestellung er-
folgte, das Narvaer Thor in Petersburg mit sechs kolossalen
Pferden vor einem Triumphwagen zu schmücken. Bald darauf
bestellte ihm der Kaiser zwei kolossale Gruppen, „Pferde mit
ihren Führern" zur Schmückung der in dieser Zeit umgebauten
Anitschko Brücke. Als die erste Gruppe vollendet war, be-
fahl der Kaiser die Ausführung derselben in Bronze im Gieß-
hause der Akademie. Da indeß Ekimow, der Gießer derselben,
kurze Zeit vorher gestorben war, so fehlte zur Ausführung ein
hinreichend geschickter und kenntnißreicher Nachfolger, so daß ent-
weder die Ausführung ganz unterbleiben oder an einem anderen
Orte bewerkstelligt werden mußte. Von Klodt, dem seine erste
Gruppe zu theuer war, zog deshalb die akademische Gießerei
allen andern vor und bat, ihm selbst die Bronzeausführung
zu übertragen, da er als gewesener Artillerist Kenntnisse in der
Gießkunst besäße; worauf er auch die Ausführung erhielt. Seine
Methode, über ein Wachsmodell zu formen, erforderte, da der
Guß womöglich in einem Stücke hergestellt werden sollte, einen
Umbau des Schmelzofens und manche andere Veränderungen
in der Gießerei, zu deren Ausführung der Kaiser 15,000 Rbl.
bewilligte. Im Jahre 1838 fand der erste Guß statt und
zeigte sich vollständig gelungen, wodurch von Klodt seine Kennt-
nisse in der Gießkunst glänzend bewies. Seit dieser Zeit behielt
er die akademische Gießerei für immer inne, um unter eigener
Leitung seine Arbeiten formen, gießen und ciseliren zu lassen.
Die zweite Gruppe wurde 1839 gegossen, und beide, nach
v. Klodt's Rath, ohne Unterbau auf die beinahe kaum 6 Fuß
hohen Granitpiedestale am Orte ihrer Bestimmung ausgestellt.
(Schluß folgt.)

Korrespondenzen.

ünchen, im April. (Die bildende Kunst im Ab-
geordnetenhause; Raupp; Ausstellung des
Kunst-Vereins. Schluß.) Von den neuerdings
ausgestellten Werken ist hauptsächlich das Landschafts-
fach glücklich vertreten, darunter besonders hervorragend
Lang ko's „Waldpartie" wegen der Ruhe der Stimmung und der
Schönheit der Anordnung. — Sehr poesievoll ist Meixner's
„Mondnacht in Oberitalien", sowohl was die Färbung als was die
Komposition betrifft. — Mit einem sehr kleinen, aber deswegen nicht
minder guten Bildchen ist ein dritter Meister der älteren Malerwelt,
F. Bamberg er, vertreten: es ist ein Blick vom „Tcufelsgraben
bei Holzkirchen nach dem Wendelstein", der den Reichthum an schö-
nen Linien des dortigen Hügellandes klar zur Anschauung bringt. —
Eine freudig zu begrüßende Erscheinung ist Henning's „Nymphen-
burger Park und Schloß", und zwar darum freudig, weil stühere
Bilder dieses Künstlers fürchten ließen, er würde sich der Effekt-
hascherei hingeben; allein diese Furcht ist unbegründet gewesen, es ist ein

sorgsam durchgeführtes und tief durchdachtes Werk, in welchem die
reiche Staffage von Hoflcuten aus dem vorigen Jahrhundert mit
viel Liebe und Humor behandelt ist, so daß es selbst als Genre-
bild nicht geringen Werth haben würde. — Von anderen guten
Landschaften sind zunächst Ernst Reininger's „Lonato am Garda-
see", ein „Alpensce" von Cloß und ein „Abend" von Wopfncr
zu nennen. Bernh. Fries brachte ein kleines, sehr fein ausgeführtcs
und fein gefühltes Bildchen: „Aussicht vom Königstuhl bei Heidel-
berg", das in jeder Beziehung gelobt werden muß. — Führe ich
nach so viel Gutem die ganz abscheuliche Farbenverschwendung von
I. B. Weiß, angeblich einen „Winter" vorstcllend, an, so geschieht
es, um wiederholt zu fragen, ob es denn gar nicht möglich ist, derlei
entweder von Kranken oder von sich selbst überschätzenden, gewiß
sehr jugendlichen Dilettanten herrührende Pinsclvcrsnche zurückzuwei-
sen? Denn es wirkt doch gar zu unangenehm, wenn man in der
vollen Freude über Schönes und Gutes durch derartige Machwerke
geärgert wird.
 
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