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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0221

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206

Friesen, an denen man die Eigenthümlichkeit des Geschmacks und die Gefällig-
keit des Styls nicht verkennen kann.

In dem evangelischen Pfarrhaus in Rossinicre im Canton
Waadt, einem aus dem Jahre 1664 stammenden, den Ständer- mit dem
Blockbau verbindenden Gebäude, befindet sich über den Fenstern des oberen
Stocks ein ungewöhnlich großer Bogenfries. Die nebenstehende, aus drei

Theilen bestehende Ab-
bildung zeigt oben den
oberen Bogenfries, dar-
unter die mittlere Fen-
sterbank und endlich den
unteren Bogenfries, der
sich durch besondere Ele-
ganz auszeichnct. Die
Grund-Schwellen sind
durch kleine Konsolen
verstärkt, um die platt-
liegende, vorspringcnde
2te Schwelle unterhalb
der 3tcn, Dielen tragende
Schwelle zu stützen.

Auch die sogenann-
ten „Lauben", durch de-
ren verschiedene Anlage
die Mannigfaltigkeit der
Fanden-Architektur ge-
steigert wird, zeigen in
den Ausschnitten der
Bretter - Verkleidungen
mannigfaltige Motive.
Im Allgemeinen sind
diese Ausschnitte, obgleich
sie den Luftzug beför-
dern, sehr sparsam ge-
halten, indem oft eine
Reihe voller Bretter nur
durch die Ausschnitte ein-
zelner unterbrochen ist. Entweder sind die Ausschnitte nach der horizontalen
oder vertikalen Achse symmetrisch geschnitten, wie in der nebenstehenden Ab-
bildung (a) oder nur nach der
vertikalen Achse (b), wobei auch,
je ein Brett über das andere,
abwechselnde Formen Vorkom-
men, oder auch (o) die gleichen,
jedoch umgestürzten Formen.

Wenn aber die Bretter nicht
dicht schließen und in Ballusterformen übergehen, so wiederholen sich die
beiden erstgenannten Verschiedenheiten (ä u. e).

Was die ornamentalen Malereien an den alten Holzbauten der
Schweiz betrifft, so sind dieselben allerdings jetzt theils ganz verschwunden,
theils verblichen. Aber cs läßt sich doch noch so viel erkennen, daß sie die
natürliche Holzfarbe nur hie und da durchblicken ließen, dem schwachen Relief
des Holzes einen tieferen Ausdruck zu geben und die Reflexbeleuchtung der
Untersichten hervorzuheben bestimmt waren. Die am häufigsten vorkommcnden
Farben sind Grün, Schwarz und Weiß, auch Violett, seltner Blau, Roth und
Gelb. In naher Verwandtschaft dazu stehen die schon erwähnten natürlichen
Holz Mosaiken, welche namentlich für die innere Dekoration der Wand-
verkleidungen sowie an Möbeln angewandt wurden. Bei reichen Häusern des

17ten Jahrhunderts sind die Holzschnitzereien und eingelegten Mosaikarbeiten
an Möbeln, sowie der architektonische Schmuck an Decken, Wänden und
Thüren und der mit
Malereien und Relief-
arbeiten gezierten Kachel-
öfen, Alles im späteren
Renaissnncestyl, oft be-
wundernSwerth. — Die
nebenstehende Abbildung
zeigt, wie man aus zwei
verschiedenen Holzgat-
tungen ein helles und
ein dunkles Brett wählte, um dieselben nach demselben Muster auszuschneiden
und durch Verwechslung der Ausschnitte mannigfaltige Wirkung ohne Holz-
verlust zu erzielen. (Schluß folgt.)

II. Album.

Aus der Schlucht bei Köniqgrutz. Photochalkographie nach
einer Federzeichnung von Bleibtreu. Photolithographisches In-
stitut von Falk & Co. in Berlin.

Es liegt uns eine Komposition von Prof. Bleibtren vor, welche nach
verschiedenen Seiten unser Interesse in hohem Grade in Anspruch nimmt, be-
sonders auch rücksichtlich der technischen Herstellungsweise. Das ziemlich um-
fangreiche Blatt nämlich ist von dem Künstler mit der Feder gezeichnet und
sodann mittelst eines eigenthümlichen Verfahrens auf eine Kupferplatte und
zwar der Art photographirt, daß dieselbe wie eine gewöhnliche Radirung ge-
ätzt und dann ohne Weiteres gedruckt werden konnte. Dies Verfahren ist also
dem der sogenannten Photolitopraphie ähnlich, nur daß dem litographischen
Stein eben eine Kupferplatte substitnirt wird. Die uns vorliegende Repro-
duction ist von großer Schärfe und vcrräth in der Energie der Lineamente
durchaus den Charakter der freien Handzeichnung. Die malerische Wirkung
ist durch eine weiche Grundtönung befördert, welche aber nicht durch den
Unterdrück einer wirklichen Tonplatte, sondern durch eine seine Maschincnlage
(mittelst der Maschine gezogene seine Parallellinien) bervorgebracht ist. Dies
unseres Wissens ganz neue Verfahre», dürfte von großer Bedeutung für die
facsimileartige Reproductio» klassischer Handzeichnungen oder seltener alter
Kupferstiche und Radirnnge» werden. — Was die geistvolle Komposition
dieses aus dem photolithographischcn Institut von R. Falk hicrselbst hervor-

gegangenen Blattes betrifft, so
stellt dieselbe Se. Majestät den
König dar, wie derselbe an der
Spitze der Reiterei der ersten
Armee an der zweiten Garde-
Division vorübersprengt. Die
Füsilier-Bataillone der Garde-
Regimenter Franz und Alexander und die Gardeschützcn, welche eine große
Batterie zwischen Lipa und Chlum erstürmt hatten, waren die ersten, welche den
König begrüßten. Die Mannschaften und Offiziere, selbst die am Bode» liegen-
den Verwundeten nicht ausgenommen, schwenken jubelnd die Mützen, Helme und
Waffen, einige auf den eroberten Geschützen stehend, andere an den König
herandrängend und ihn umringend. Hinter dem Könige erblickt man den
Grafen Bismarck, den General Moltke und den Kriegsministcr v. Roon, zur
Seite, an ihm vorbeisprengend, da« dritte Husarcnregiment. — Da« ebenso
anziehende wie technisch gelungene Blatt empfiehlt sich bei der nahen Wieder-
kehr der Siegesfeier als Erinnerungszeichen an die unvergeßlichen Tage des
„siebenwöchentlichen Krieges", besonders auch durch den rücksichtlich seiner Größe
und Ausstattung sehr niedrig gestellten Preis (1'/, Thlr.) —r.—


Friesthcile am Pharrhause zu Rosmiere

(Canton Waadt).

Brettcrvcrklkidungen der Lauben.

Briefkasten.

Herrn Prang & Co., American Chromos etc. in Soften. Wir waren überrascht über diese Leistungen amerikanischer Chromolithographie, die
uns richtig über Hamburg zukamcn. Auf Ihre weiteren Mittheilungen erfolgt direkte Antwort. — Herrn Carl Mecrhoff in München. Wir werden
versuchen, dem in Ihrem letzten Schreiben ausgesprochenen Wunsche baldigst zu willfahren. Die Redaction.

Kommissions-Verlag der Nicolai'sche» Verlags-Buchhandlung (A. Effert & L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Thcinhardt in Berlin.
 
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