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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0281

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Vertiefung gekommen — gerüstet zu sein zum Kampfe mit dem
spröden Gedanken, der sich offenbaren soll. Aber das lebende
Geschlecht vermag es dann meist nicht mehr, diesen Kampf sieg-
reich zu Ende zu führen. Seine Aufgabe ist, einer neuen Jugend
die Erlebnisse seines Fleißes, die Resultate seiner mühevollen
Arbeit als reife Früchte zu hinterlassen, welche die Samenkörner
einer höheren Entwickelung enthalten. — Wenn wir daher
unsrerseits, in unsrer kritischen Stellung zum gegenwärtigen

Kunstschaffen, bereits jenen ideellen Standpunkt als den Maaß-
stab für unser Urtheil hinstellen, so thun wir dies in der festen
Ueberzeugung, daß es die Aufgabe der wahren Kritik sei, nicht
für die Gegenwart allein, sondern für die Zukunft zu arbeiten,
nicht nur für den fertigen Künstler der Jetztzeit, sondern auch für
die Jugend derselben — denn in ihr liegt der Saame jener zu
hoffenden ideellen Erhebung. Möge diese Jugend ihre Aufgabe
richtig verstehen und dahin streben, ihrer würdig zu werden!
(Schluß folgt.)


Kunst-Khronik.

i erlin. Im königlichen Museum waren kürzlich die Ab-
güsse zweier in Rom aufgefundener antiker Marmorköpfe
ausgestellt, welche dem Museum vom Professor Stein-
häuser zum Kauf angeboten sind. Der eine derselben
ist eine Wiederholung des Kopfes des Apollo Belve-
dere, der andere eine solche des Hercules Farnese, beide
von sehr guter Arbeit und in ihrem Verhältniß zu den älteren
Köpfen von hohem archäologischen und künstlerischen Interesse. An
dem Kopf des Apollo ist die Nase und ein Theil der Oberlippe er-
gänzt; er scheint eine Arbeit aus besserer Zeit als der Belvedere
und möchte daher dem griechischen Original, welches beiden Werken
zu Grunde liegt und höchst wahrscheinlich aus Bronze gebildet war,
näher stehen. Der gefundene Herculeskopf scheint ebenfalls älter zu
sein, als der Hercules Farnese. Der für beide Bildwerke geforderte
Preis von 4000 Thlr. wird von Archäologen und Kunstverständigen
als nicht zu hoch gegriffen erklärt; iudesjeu hat das Museum den-
selben nicht acceptirt. In Folge dessen hat der Bildhauer Steinhäuser
bereits den Apollokopf einzeln (wie cs heißt, au ciucn Sammler zu
Basel) verkauft.

-Das Kuratorium der Michael Bcer'schcn Stiftungen

hat der königlichen Akademie der Künste angezeigt, daß nun auch
die zweite für Bewerber aller Konfessionen bestimmte Stiftung vom
nächsten Jahre ab alljährlich ihre Preisbewerbungeu eröffnen könne.
Demgemäß wird nach der im Statut festgesetzten Reihenfolge für
1869 eine Konkurrenz für Kupferstecher stattfinden. Der behufs dieser
Bewerbung der Akademie cinzuscndende Kupferstich muß in Linien-
manier ausgeführt sein, und sind demselben Zeichnungen mindestens
einer nach dem Leben ausgeführten Aktfigur sowie einer aus dem
Bilde eines guten Meisters entlehnten Gewandfigur beizufügcn. Der
Termin für die Ablieferung der Koukurrenzarbeiten ist der 8. Juli
1869. Begleitende Zeugnisse müssen darthun, daß der Bewerber
zwischen 22—30 Jahr alt ist, seine Studien auf einer deutschen
Akademie gemacht und die betreffende Arbeit ohne fremde Beihülfe
gefertigt hat. Der Preis besteht in einem einjährigen Stipendium
zu einer Studienreise nach Italien; die Zucrkcnnung desselben erfolgt
am 3. August des genannten Jahres.

Hannover. Der König von Preußen hat den Bildhauer
Engelhardt hier mit Anfertigung einer größern Marmorgruppc,
„Bachus auf dem Panther" darstellend, beauftragt.

Bremen. In unserem Rathskeller soll dem Dichter Hauff
ein Mcdaillondcnkmal gewidmet werden.

Frankfurt a. M. Nach dem Gutachten der Dombaumeistcr
Voigtel, Schmidt und Dcnzingcr handelt cs sich bei der Her-
stellung des Domes nicht blos um die Heilung der Brandschäden,
sondern um die Verbesserung der Fehler, welche in früheren Jahrhun-
derten aus Mangel genügender physikalischer Kenntniffe begangen
worden sind. Die eisernen Verbindungen der Thurmquadern haben
in denselben viel tiefer reichende Zerstörungen ungerichtet, als das

Feuer. Eine Abtragung der Kuppel und des Achtecks bis zum An-
sätze der Fenster und der Neubau derselben scheint erforderlich. Dieser
Neubau aber macht die aus ästhetischen Rücksichten und wegen Schutz
vor abermaliger Feucrsgefahr wünschcnswerthe Freilegung des Doms
zur Nothwendigkeit, da sonst die erforderlichen Gerüste nicht angebracht
werden können. Im Interesse der Sicherheit sollen auch alle Holzbau-
sachen: Schncebretter, Läden, Dachsparren, Glockenstuhl, welche dem
Feuer Eingang und Nahrung gewährten, beseitigt und durch Eisen
ersetzt werden. Freilich würde die Ausführung der Pläne der Kom-
mission, ohne die Ankaufskosten der niederzulegenden Gebäude, einen
Aufwand von V, Mill. Fl. verursachen, während der Fond des Dom-
bauvereins nur 100,000 Fl. beträgt.

Düsseldorf. Unter den monumentalen Schönheiten des rei-
zenden Rheinlandes nimmt mit Recht die St. Apolinariskirchc bei
Remagen eine hervorragende Stelle ein. Schon durch ihre Lage einer
der schönsten Punkte der ganzen Rheingegend, machen die dort von
düsseldorfer Künstlern ausgeführten Fresko-Malereien dieselbe zu einem
Wallfahrtsorte aller Freunde echter christlicher Kunst. Die unpar-
teiische Kritik hat es längst anerkannt, daß diese Gemälde mit zu den
erhabensten und vollendetsten gehören, die auf dem Gebiete kirchlicher
Kunst seit Jahrhunderten cntstaudcn sind, und die düsseldorfer Schule
darf auf dieselben mit Stolz Hinweisen als die schönsten Blüthen
ihrer erhabensten Richtung. Leider sind diese Kunstschätze bis jetzt
nur vereinzelt durch den Stich in weiteren Kreisen bekannt geworden
und freut es uns deshalb, daß sich die Zahl dieser Reproductionen
in Kurzem wiederum um eine vermehren wird. — Das in der Kup-
pel über dem Hochaltar von Prof. E. Deger ausgeführte impo-
sante Gemälde: „Der Heiland als Welterlöfer, zu seinen Seiten die
h. Jungfrau und Johannes der Täufer" wird nämlich demnächst in
großem Kupferstich in der Kunst-Verlagsbuchhandlung von A. W.
Schulgen hier erscheinen. Dieser Stich, in der außerordentlichen
Größe von 30'^ zu 20'i Zoll Bildflächc, geht seiner Vollendung
entgegen, und hat der Stecher, F. P. Massan, der sich früher
schon durch den so allgemein anerkannten Stich des kölner Dombil-
des ein wohlverdientes Renomme erworben, auch an diesem Blatt
auf's Neue seine Meisterschaft bekundet. Wie daö Original, so wird
auch die Reproductiou der hiesigen Kunstschule zur Ehre gereichen.
Wir machen jetzt schon unsere Leser auf dieses schöne Blatt um so
lieber aufmerksam, als, wie wir hören, der Preis desselben zur Er-
möglichung einer allgemeinen Verbreitung äußerst niedrig gestellt wer-
den wird und wünschen dem llnteruehmcu beste» Erfolg.

Dresden. Die erste Abtheilung der berühmten Ritter von
Schultheß-Rechbcrg'schcu Münz- und Mcdaillcnsamm-
lung ist im Juni hier unter lebhafter Betheiligung von fremden
Käufern versteigert worden. Viele der bedeutenderen Stücke sind in
Deutschland verblieben und theils für öffentliche Sammlungen, thcils
von Privaten erworben worden. Auch das köuigl. Münzkabinet hier
hat sich die Gelegenheit zur Bereicherung nicht entgehen lassen; noch
 
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