Münchner Neue Secession ig 28
merken auch den fast tragischen Abstand, der
diese Bemühungen (zumal im Bilde der „Sint-
flut") von einem beglückenden Gelingen trennt.
Heß hält mit einer wohltuenden Ausdauer sein
hohes Niveau; das Sublime seines malerischen
Handwerks, das Malerisch-Differenzierte seiner
Anschauung hört nicht auf, sich darzustellen,
sich zu entwickeln und unser empfindlichstes
Interesse für das Malerische gefangen zu nehmen.
Lichtenberger ist besonders mit einem Stück
aus dem Englischen Garten erfreulich. Püttners
Beitragbedeutet mir eine auf richtigeGenugtuung:
dieser von Hause aus phänomenal angelegte
Maler hatte sich in den letzten Jahren verloren
und entsetzlich gequält; nun löst er sich aus den
Krämpfen seiner jüngsten Vergangenheit und
stellt sich in Anschauung, Form, Malerei noch
einmal mit einer befreiten Natürlichkeit dar, die
des Bedeutenden nicht ermangelt. Troendle,
sehr fruchtbar, ist in der Farbe kräftiger, kühner,
in Aufbau und Gewebe freier, in der ganzen
malerisch-dichterischen Initiative lebhafter ge-
worden; die Wand mit seinen Bildern gehört
zu den schönsten Erfahrungen in dieser Aus-
stellung. Sehr erfreulich, zu gewahren, daß
Schülein sich gefaßt hat; das Allzu-Labile
seiner Malerei ist, wenigstens in den besten
Stücken (z. B. der Pariser Vorortstudie), ver-
schwunden, um einer festeren malerischen
Struktur, einer größeren malerischen Reinheit
und Deutlichkeit Platz zu machen; ich buche
diese Tatsache unter den positivsten Gewinnen
der heurigen Ausstellung. Teutsch, dessen
unablässiger Ernst nicht immer vom Glück ge-
segnet war, tritt diesjahr zum mindesten mit
einem Stück von überraschender Gelungenheit
vor uns hin: mit einem Bildnis der Gattin und
der Tochter. Das Bildnis ist, wenn ich recht
weiß, bisher im Werk Teutschs nicht betont ge-
wesen ; ich glaube, daß gerade in dieser Kategorie
merken auch den fast tragischen Abstand, der
diese Bemühungen (zumal im Bilde der „Sint-
flut") von einem beglückenden Gelingen trennt.
Heß hält mit einer wohltuenden Ausdauer sein
hohes Niveau; das Sublime seines malerischen
Handwerks, das Malerisch-Differenzierte seiner
Anschauung hört nicht auf, sich darzustellen,
sich zu entwickeln und unser empfindlichstes
Interesse für das Malerische gefangen zu nehmen.
Lichtenberger ist besonders mit einem Stück
aus dem Englischen Garten erfreulich. Püttners
Beitragbedeutet mir eine auf richtigeGenugtuung:
dieser von Hause aus phänomenal angelegte
Maler hatte sich in den letzten Jahren verloren
und entsetzlich gequält; nun löst er sich aus den
Krämpfen seiner jüngsten Vergangenheit und
stellt sich in Anschauung, Form, Malerei noch
einmal mit einer befreiten Natürlichkeit dar, die
des Bedeutenden nicht ermangelt. Troendle,
sehr fruchtbar, ist in der Farbe kräftiger, kühner,
in Aufbau und Gewebe freier, in der ganzen
malerisch-dichterischen Initiative lebhafter ge-
worden; die Wand mit seinen Bildern gehört
zu den schönsten Erfahrungen in dieser Aus-
stellung. Sehr erfreulich, zu gewahren, daß
Schülein sich gefaßt hat; das Allzu-Labile
seiner Malerei ist, wenigstens in den besten
Stücken (z. B. der Pariser Vorortstudie), ver-
schwunden, um einer festeren malerischen
Struktur, einer größeren malerischen Reinheit
und Deutlichkeit Platz zu machen; ich buche
diese Tatsache unter den positivsten Gewinnen
der heurigen Ausstellung. Teutsch, dessen
unablässiger Ernst nicht immer vom Glück ge-
segnet war, tritt diesjahr zum mindesten mit
einem Stück von überraschender Gelungenheit
vor uns hin: mit einem Bildnis der Gattin und
der Tochter. Das Bildnis ist, wenn ich recht
weiß, bisher im Werk Teutschs nicht betont ge-
wesen ; ich glaube, daß gerade in dieser Kategorie