Paul Basilius Barth —Basel
die Stadt Holbeins und Böcklins bietet. Mün-
chen gibt dem früh und mit ausgesprochenem
Selbstbewußtsein sich der Kunst Zuwendenden
die soliden handwerklichen Grundlagen und vor
dem hohen Beispiel der Alten, jenes ernste Ver-
antwortungsgefühl, das jedes seiner Werke in
der Folge auszeichnet.
Die entscheidende Wendung erhältPaulBarths
Schaffen 1906 mit der Übersiedelung nach Paris.
Anstelle der Einwirkungen der alten Meister,
von denen Velasquez und Tizian zu den Bevor-
zugten gehörten, treten die großen Franzosen:
Cezannes intensivierende Vereinfachung der
künstlerischen Form, Gauguins malerische Kul-
tur und leuchtende Farbe, Vincent van Goghs
elementare Gewalt des Ausdrucks. Im Kontakt
mit der französischen Malerei entwickelt sich
seine Kunst zur Vollendung. Barbizon mit sei-
nen Wäldern und seiner klaren Luft nimmt ihn
gefangen, und im Lichte des Mittelmeeres, der
südlichen Bretagne und der Provence erschließen
sich ihm neue Farbenwunder. Seine Palette,
anfänglich gleich den Genossen altmeisterlich
satte, warme und dunkle Tönung aufweisend,
wird durchsetzt mit lichten Farben; er kann
es nun wagen, das hellste Leuchten aus bunten
Tüchern, imGrün der Landschaft und im strahlen-
den Azur des südlichen Himmels auf seine Lein-
wand zu bannen und sie zu einer Gesamtwirkung
von unbeschreiblicher Intensität zu bringen.
Zu Barths bevorzugten Gebieten gehört das
Porträt; es gibt mehr als nur malerische Werte
und gutes psychologisches Erkennen. Nament-
lich in einigen Frauenbildern, in denen seine
starke innere Beteiligung unverkennbar ist, wird
uns das Untergründige, Unbewußte einer Per-
sönlichkeit zu ergreifender Offenbarung. Was
er auch anpackt, trägt den Stempel einer aus-
gesuchten Kultur u. einer harmonischen Meister-
schaft, wie man sie heute in der Künstlerwelt
nur selten mehr antrifft. ... dr. k. f. knuchel.
*
Würde es einem gelingen, in das Wesen
der Erscheinungen einzudringen und das
Hauptsächliche festzustellen, so würde es ihm
auch leicht fallen, das Wesen seiner Kunst zu
begreifen, in der Ausübung derselben immer
natürlich und sachgemäß zu verfahren. Beides,
das heißt das Begreifen der Natur sowie der
Kunst, ist durchaus notwendig, um das Urteil
über das, was man leisten soll und was man
leisten kann, zu erhalten. . . hans von marees.
die Stadt Holbeins und Böcklins bietet. Mün-
chen gibt dem früh und mit ausgesprochenem
Selbstbewußtsein sich der Kunst Zuwendenden
die soliden handwerklichen Grundlagen und vor
dem hohen Beispiel der Alten, jenes ernste Ver-
antwortungsgefühl, das jedes seiner Werke in
der Folge auszeichnet.
Die entscheidende Wendung erhältPaulBarths
Schaffen 1906 mit der Übersiedelung nach Paris.
Anstelle der Einwirkungen der alten Meister,
von denen Velasquez und Tizian zu den Bevor-
zugten gehörten, treten die großen Franzosen:
Cezannes intensivierende Vereinfachung der
künstlerischen Form, Gauguins malerische Kul-
tur und leuchtende Farbe, Vincent van Goghs
elementare Gewalt des Ausdrucks. Im Kontakt
mit der französischen Malerei entwickelt sich
seine Kunst zur Vollendung. Barbizon mit sei-
nen Wäldern und seiner klaren Luft nimmt ihn
gefangen, und im Lichte des Mittelmeeres, der
südlichen Bretagne und der Provence erschließen
sich ihm neue Farbenwunder. Seine Palette,
anfänglich gleich den Genossen altmeisterlich
satte, warme und dunkle Tönung aufweisend,
wird durchsetzt mit lichten Farben; er kann
es nun wagen, das hellste Leuchten aus bunten
Tüchern, imGrün der Landschaft und im strahlen-
den Azur des südlichen Himmels auf seine Lein-
wand zu bannen und sie zu einer Gesamtwirkung
von unbeschreiblicher Intensität zu bringen.
Zu Barths bevorzugten Gebieten gehört das
Porträt; es gibt mehr als nur malerische Werte
und gutes psychologisches Erkennen. Nament-
lich in einigen Frauenbildern, in denen seine
starke innere Beteiligung unverkennbar ist, wird
uns das Untergründige, Unbewußte einer Per-
sönlichkeit zu ergreifender Offenbarung. Was
er auch anpackt, trägt den Stempel einer aus-
gesuchten Kultur u. einer harmonischen Meister-
schaft, wie man sie heute in der Künstlerwelt
nur selten mehr antrifft. ... dr. k. f. knuchel.
*
Würde es einem gelingen, in das Wesen
der Erscheinungen einzudringen und das
Hauptsächliche festzustellen, so würde es ihm
auch leicht fallen, das Wesen seiner Kunst zu
begreifen, in der Ausübung derselben immer
natürlich und sachgemäß zu verfahren. Beides,
das heißt das Begreifen der Natur sowie der
Kunst, ist durchaus notwendig, um das Urteil
über das, was man leisten soll und was man
leisten kann, zu erhalten. . . hans von marees.