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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Straus-Ernst, Luise: Der Maler Werner Peiner
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0112

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Der Älaler Werner Peincr

der Alten zum Vorwurf machen. Das rein
Technische in der Malerei, dessen Wert und
Wichtigkeit man heute wieder einzusehen be-
ginnt, ist seit der Zeit des Impressionismus
derart vernachlässigt worden, daß man sich
nirgendwo mehr die Kenntnis dieser Dinge an-
eignen kann, außer in den Museen. Hier aller-
dings entscheidet es sich, ob der Maler im-
stande ist, mit den errungenen Mitteln seine
eigene Persönlichkeit durchzusetzen, oder ob
er ein kläglicher Kopist bleibt. Peiner hat die
Probe bestens bestanden.

Seine ersten Bilder, Landschaften mit mär-
chenhaften Figuren, erinnern weniger in der
Darstellung als in der Farbengebung noch an
die niederländischen Manieristen. Die sehr
dünn aufgetragenen Lasuren, die die Struktur
des Holzes, auf das sie gemalt sind, mitsprechen
lassen, mahnen leise an de Momper. Spätere
Bilder verraten eifrige Beschäftigung mit frühe-
ren Niederländern, z. B. Breughel. Motive
italienischer Meister klingen manchmal an. Bis

in die jüngste Zeit geht dies Spielen mit fremden
Anregungen, das dem Maler manche Anfein-
dungen eingetragen hat. Aber es ist wirklich
nur ein Spielen. Dieser Künstler kann er selbst
sein, wenn er will. Er ist es in den zärtlichen,
kleinen Zirkusbildern von 1924, er ist es in den
vielen Stilleben, in denen er das zarte, geheim-
nisvolle Leben fremdartiger Blumen zusammen
mit köstlich fließenden Stoffen und bizarr ge-
formten, schillernden Gläsern wiedergibt, er
ist es in den verhaltenen, graugrünen Eifel-
landscbaften und in den Bildnissen, vor allem
in den Bildnissen stiller, feiner Frauen, die sein
Pinsel umschmeichelt, so daß manches Geheim-
nis hinter anscheinend verschlossenen Zügen
deutlich wird. In den letzten Jahren hat sich
Peiner wieder mehr der Landschaft zugewandt.
Das Hochgebirge mit den manchmal fast harten
Übergängen seiner klaren Farben beschäftigte
ihn sehr stark; einzelne Tierbilder, die eben-
dort entstanden, sind von der gleichen natur-
haften Klarheit des Ausdrucks. Dann aber
 
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