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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Osborn, Max: Haus Walther Lange von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0412

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raus Walther Lange von Bruno Paul

Zu den schönsten Dokumenten dieser Ver-
jüngung gehört das Haus des Generaldirektors
Walther Lange in Nikolassee bei Berlin. Es ist
ein Meisterstück von besonderem Reiz, ein un-
gewöhnlich interessanter Beweis seines verläß-
lichen Instinkts für die abrundende Lösung einer
vielfältigen Aufgabe, der uns ein mit Worten
schwer zu fassendes Empfinden der Geborgen-
heit vermittelt und darum so tief befriedigt.

Die Aufgabe, deren glückliche Lösung dem
engen Einvernehmen des Architekten mit dem
verständnisvollen Bauherrn zu verdanken ist,
lag hier abseits des Alltäglichen. Nicht ein
Normalhaus für Ehepaar mit Kindern sollte ge-
baut werden, sondern die Villa eines Jungge-
sellen, der mit seiner Mutter zusammen wohnt.
Nicht auf brav ebenem Gelände, wie fast
immer in und um Berlin, sondern auf einem
ganz verzwickten Bauplatz. Das Terrain, ein
Eckgrundstück, steigt von den Straßen in un-
regelmäßigen Wellen an und fällt nach der Seite
des Sees schroff ab. Paul bestimmte zunächst
den Platz des Hauses so, daß man von seinen
Fenstern und seinem Gartenvorplatz den Blick
auf die Wasserfläche mit ihrer Umrahmung von

Bäumen und durchblickenden Villen des jen-
seitigen Ufers — ein für Berliner Verhältnisse
überraschendes Landschaftsbild — frei genießt
und dabei auf der diesseitigen Uferstraße in
der Tiefe unsichtbar bleibt. Von der Seiten-
straße (die auf den See hinführt) betritt man
durch die schmiedeeisernen Gitterst äbe der
Einfahrt, flankiert von niedrigen Pylonen mit
würfelförmigen Laternen aus geätztem Glas,
einen Vorhof auf gleichem Niveau. Von ihm
aus geht es links zu der in den Erdhügel des
Gartens eingebauten Garage, geradeaus zu
Hintereingang, Chauffeurwohnung, Räumen der
Dienstboten — im Verhältnis zu dem eigent-
lichen, oben liegenden Hause ist das alles Sou-
terrain — und rechts eine ganz ordentliche
Steintreppe hinauf zum seitlich angebrachten
Hauptportal. Das breitgelagerte einstöckige
Haus ist rosa verputzt. Die betonten Stellen,
also die Pfosten und die flach vorgezogene Be-
dachung der schwarz-grünen Eingangstür, die
mit geringerer Plastik vortretenden Fenster-
rahmenteile, der breite Dachfirst, aus grauem
Kunststein. Von der kleinen Eingangsdiele ge-
langt man geradehin in das zur Raumausnutzung
 
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